@shionoro shionoro schrieb:Es gibt komplexe gründe für ghetto bildung.
In Deutschland jedenfalls haben wir nicht unbedingt den fall, dass tprken mit türken libanesen mit libanesen usw., sondern dass sich einkommensschwache schichten zueinandergesellen.
Du wirst nicht erleben, dass ne wohlhabende türkische familie nach neukölln zieht weil dort andere türken wohnen.und in diesen regionen wohnt nicht eine ethnie, sondern allerlei sozial schwache schichten, von denen viele eben ausländer sind.
Von welchen "Ghettos" reden wir denn jetzt? Es gibt doch in Deutschland keine Ghettos mehr. Der Begriff Ghetto wird gerne als identitätsstiftende Maßnahme von sozialschwachen Jugendlichen aus Problemvierteln benutzt, um sich von der anderen Stadtbevölkerung abzugrenzen (und umgekehrt). ABER: "Ghettos" haben nichts mit Parallelgesellschaften zu tun! Eine Parallelgesellschaft hat ausschließlich kulturelle Ursachen. Denn diese drückt sich beispielsweise im Heiratsverhalten oder auch in Paralleljustiz (z.B. islamische Friedensrichter) aus. Selbstverständlich ist nicht jeder hier lebende Bürger mit Migrationshintergrund Teil einer Parallelgesellschaft.
Du hast auch eben geschrieben, dass Patriotismus und Nationalismus nicht deine Sache sind. Bei Letzterem stimme ich die bedingungslos zu. Patriotismus halte ich jedoch für höchst unbedenklich. Ganz im Gegenteil. Er fördert den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Grundpfeiler des Patriotismus sind in jedem Fall gemeinsame Werte, eine gemeinsame Sprache aber vor allem eine kollektive Identität (Zugehörigkeitsgefühl). Du wirst mir zustimmen müssen, dass der BRD-Party-Patriotismus bei einer Fußball-WM hier lebende Kulturen zusammengeführt hat. Dass ich diesem BRD-WM-Patriotismus dennoch kritisch gegenüberstehe, steht hier nicht zur Debatte. Beispiele von randalierenden, nationalistischen Idioten anlässlich solcher Veranstaltungen brauchst du mir nicht zu nennen. Die sind mir bekannt. Das eine hat aber nichts mit anderen zu tun.
Worauf ich aber hinaus will: Auch wenn dir Patriotismus nichts bedeutet, glaube ich dass JEDER Mensch etwas braucht mit dem er sich identifizieren kann. Und in unserer Gesellschaft sollte es jedem Menschen möglich sein, selbst bestimmen zu können mit was er sich identifizieren möchte. Dem einen ist es sein Fußballverein, dem anderen seine Theatergruppe, Dritter identifiziert sich mit seiner Heimatsstadt, ein weiterer mit seinem Schwabenland und schließlich einer mit Deutschland. Selbstverständlich kann ein Mensch auch mehrer Identitäten haben. Ich kann mich als Deutscher, Franke und Würzburger fühlen. Und das heisst nicht, dass ich andere Individuen oder Gruppen aufgrund ihrer Identität ablehnen muss. Ganz im Gegenteil. Problematisch wird es erst dann, wenn Personen sich ihrer Identität beraubt oder bedroht fühlen. Bzw. ihre Identität gegenüber anderen behaupten möchten. Und da setzt wie bereits geschrieben auch die Kritik an der multikulturellen Gesellschaft an. Denn zurecht könnte man argumentieren, dass eine friedliche Koexistenz von Kulturen auf engstem Raum nur dann möglich ist, wenn man einen Teil von seiner Kultur aufgibt. Oder wie du, der seine nationale Identität völlig aufgegeben hat. Und da beginnt der Konflikt. Die IBD scheinen junge Menschen zu sein, die aufgrund der rapide gesellschaftlichen Veränderung Ängste entwickeln wie beispielsweise gegenüber muslimischen Menschen. Die Islamophobie mag sich vor allem auch daher begründen, da Menschen aus islamischen Kulturkreisen oftmals über besonders starke Identitäten verfügen. Nicht selten ist man äußerst kulturbewusst, lebt und pflegt Traditionen. Gepaart mit einem (zurecht oder zu unrecht) propagierten demographischen Untergang des eigenen Kollektivs kann dies nur zu fatalen Reaktionen führen, was im Extremfall in rassistischen Ressentiments münden kann. Daher sollte man für jede legitime Kritik dankbar sein, solange sie sich im demokratischen Rahmen befindet.