Doors schrieb:Ganze Völker haben gemeinsame Werte, Sitten und Gebräuche?
@Doors Der Sinn der Fragestellung erschließt sich mir nicht ganz. Selbst Vertreter tiefstbrauner Ansichten werden wohl kaum die Existenz regionaltypischer Merkmale leugnen können. Die Antworten auf deine Suggestivfragen sparen wir uns. Der katholische Kinderschänder hat mit autonomen Autoanzündern genauso wenig zu tun wie Kindergärtnerin Ilse aus Freiburg mit kriminellen, kurdischen Familienclans aus Berlin. Noch weniger hat der missbrauchte Messdiener aus Regensburg etwas mit dem Salafisten aus Köln gemeinsam, und mit Sicherheit gar nichts hat Forstwirt Walter aus dem Sauerland mit dem linksextremen Pflasterteinewerfer aus dem Schanzenviertel gemeinsam. Führen wir deine Gedankengänge zu Ende, bedeutet dies doch Folgendes: Dieser Staat bzw. diese Gesellschaft ist ein künstlich zusammengehaltenes Konstrukt ohne gemeinsame Nenner! Warum wird aber dennoch versucht dieses künstliche Konstrukt zusammenzuhalten? Warum sollte der Arbeiter, der täglich 10 Stunden am Fließband ackert, Sozialbeiträge zahlen, um dem arbeitslosen, neokommunistischen Staathasser und selbsterklärten Feind von „nationaler Gemeinschaft“ die Kippen und das Oettinger zu finanzieren? Warum zwingt man den Arbeiter zu dieser Solidarität? Wo liegt der gemeinsame Nenner?
Du hast vollkommen Recht. Es gibt ihn nicht. Solidarität besteht nämlich nur zwischen Menschen mit gemeinsamen Werten und Idealen. Daher wird jedes System langfristig scheitern müssen, dass sich durch zunehmende Fragmentierung jeglicher Natur selbst dekonstruiert.
Genau genommen beinhalten deine Suggestivfragen sogar eine indirekte Kritik an der multikulturellen Gesellschaft. Denn wenn der nordfriesische Halligbewohner nichts mit dem bayrischen Bergbauern gemeinsam hat, hat e erst Recht nichts mit syrischen Flüchtlingen zu tun. Genauso wenig wie der norddeutsche Dorf-Protestant mit dem DITIB-Funktionär aus Duisburg gemeinsam hat.
Daher sollte man sich ernsthaft und besorgt fragen: Was hält diese Gesellschaft eigentlich zusammen? Gemeinsame Werte und Bräuche sind es nicht. Eine gemeinsame Identität schon gar nicht Der zunehmende Individualismus der postdemokratischen, globalisierten Gesellschaft verschärft die Situation natürlich noch.. Und genau deswegen gibt es wohl Gruppen wie die IBD, die zu identitätsstiftende Maßnahmen greifen. In einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft ein vages aber dennoch zu erwartendes Unterfangen, meiner Meinung nach. Zu erwarten deswegen, weil der Mensch sich immer als Teil einer Gemeinschaft sieht. Auf welcher Ebene er diese Gemeinschaft für sich sieht, sollte ihm überlassen sein. Der eine liebt sein Viertel und kämpft gegen neureiche „Eindringlinge“an. Der Andere marschiert im schwarzen Block, ein Weiterer hängt mit Leidenschaft in seiner Religionsgemeinschaft und ein Weiterer nennt das Kind gleich beim Namen und nennt sich und seinesgleichen die „Identitären“.