@Luminarah Naja ich sag doch: Kommunikationsprobleme herrschen zwischen Bürgern und Politik. Man redet nicht mehr mit-, sondern übereinander. Und das oft genug, ohne die andere Seite und deren Lebensumstände sowie Aufgaben wirklich zu begreifen.
Als Bürger ist man schnell dabei, zu sagen:,,Ach die Politiker, die sind doch so dumm und faul und arbeiten nur für ihre reichen Kumpels...".
Aber welcher normale Bürger weiss denn beispielsweise, wie der Terminplan von Wolfgang Schäuble, dem Finanzminister, tatsächlich aussieht? Wer weiss denn wirklich als normaler Bürger, was alles an seinen Entscheidungen und Handlungen hängt, was er alles berücksichtigen und bewerten muss, welche Auswirkungen diese und jene Entscheidung hat?
Daran denkt doch kaum ein normalet Kritiker. Für den zählt dann nur der kurze Schluss:,,Was, der gubt mein Geld den faulen Griechen? So ein unfähiger Penner, ganz schlechter Politiker!"
Und so ist es doch in vielen Bereichen - Kritik an der Politik wird oft viel zu undurchdacht und unverständig geübt, teils auch einfach unfair.
Wie du schon geschrieben hast, wer unpopuläre Ideen äußert, wird bei Wahlen abgestraft.
Wenn ein Kandidat sagt:,,Leute, ich kann euch keine finanziellen Geschenke machen, unsere Staatsschulden lassen das nicht zu" und der andere Kandidat sagt:,,Ach, scheiss auf Staatsschulden, die kann irgendwer irgendwann mal bezahlen, wählt mich und ich versprech jedem zweihundert Euro mehr Netto" - tja, wer kommt wohl besser beim Volk an?
Unter anderem diese Unverständigkeit seitens des Volkes gegebüber der Politik, aber auch die Entwicklung eines Bewusstseins von Unfehlbarkeit und dem Glauben, die Bevölkerung sei eh zu dumm, um das richtige Politikgeschäft zu verstehen, hat wiederum seitens der Politiker zur Entfremdung gegenüber dem Volk geführt.
Wer ständig Entscheidungen von hoher Tragweite, vielleicht gar mit internationalen Auswirkungen, zu treffen hat, der neigt dazu, den Bedürfnissen und Wünschen der gewöhnlichen Bevölkerung geringere Bedeutung zuzumessen.
Wer darüber entscheiden muss, inwieweit ein anderes Land Finanzhilfen in vielstelliger Milliardenhöhe erhält, für den ist es nicht mehr so bedeutsam, ob auch in irgendeinem kleinen Stadtteil in Berlin jedes Kind einen vernünftigen Kindergartenplatz hat.
Genau das aber ist es wiederun, was die normalen Bürger vor allem interessiert und sie direkt betrifft - kann mein Kind in den Kindergarten, bekommt es eine gute Schulbildung, kann ich mir von meinem Lohn überhaupt noch das Auto leisten, mit dem ich zur Arbeit fahren muss?
Diese gegenseitige Entfremdung, dieses Aufspalten in Politiker und Volk, dieses gegenseitige Unverständnis ist in hohem Maße schädlich. Nicht nur für die Demokratie an sich, sondern auch ganz konkret für die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft!