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Attacke auf US-Botschaft war professionell vorbereitetDer Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi mit vier Toten war möglicherweise kein spontaner Ausbruch von Gewalt, sondern ein exakt vorbereiteter Terrorschlag zum Jahrestag des 11. September. Von Ansgar Graw
Bei der Tötung von vier amerikanischen Diplomaten im libyschen Bengasi, darunter dem Botschafter Chris Stevens, handelte es sich möglicherweise um einen exakt vorbereiteten Terrorschlag zum Jahrestag des 11. September und nicht um spontane Gewalttätigkeiten wegen eines antimuslimischen Filmes. Entsprechende Spuren verfolgen Experten im Umfeld der Washingtoner Regierung, wie am Mittwoch in verschiedenen Hintergrundgesprächen in der US-Hauptstadt deutlich wurde.
Die Ausschreitungen gegen die US-Botschaft in Kairo, die sich am Mittwoch in der zweiten Nacht fortsetzten, gelten hingegen weiterhin als Reaktion auf den im Internet kursierenden Film "Innocence of Muslims" (Die Unschuld der Muslime), der in Kalifornien produziert wurde – unter allerdings zunehmend mysteriösen Umständen.
Bei dem Macher des Filmes handelt es sich offenkundig nicht um einen israelisch-amerikanischen Doppelstaatler, wie von diesem zunächst behauptet, sondern um einen vorbestraften koptischen Christen aus Ägypten, der in der Nähe von Los Angeles lebt.
Den Produzenten "Sam Bacile" gibt es nicht
Die ausgebrannte Außenstelle der US-Botschaft im libyschen Bengasi am Tag nach dem Angriff, bei dem vier US-Diplomaten, darunter der Botschafter, getötet wurden
© dapd Die ausgebrannte Außenstelle der US-Botschaft im libyschen Bengasi am Tag nach dem Angriff, bei dem vier US-Diplomaten, darunter der Botschafter, getötet wurden
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Ausschreitungen
Anschlag auf US-Vertretung in Bengasi
Christopher Stevens
Libyen
US-Botschafter von Demonstranten getötet
Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi
Demonstrationen
Angriffe auf US-Konsulate in Libyen und Ägypten
In dem für angeblich fünf Millionen Dollar produzierten, recht amateurhaft wirkenden Film wird Mohammed als Homosexueller dargestellt, der zwischendurch Verständnis für Sex mit Kindern äußert und Cunnilingus mit einer Frau praktiziert. Als Produzent des Filmes hatte sich ein "Sam Bacile" bezeichnet, nach eigener Darstellung ein Jude, der das Geld für den Film von 100 jüdischen Spendern erhalten haben will.
Doch im Internet und in sozialen Netzwerken finden sich keinerlei Hinweise auf "Sam Bacile", seine angeblichen Immobiliengeschäfte in Kalifornien, eine Filmaktivitäten oder auch nur auf seine bloße Existenz. Aus Israel war zu hören, es sei dort kein Staatsbürger dieses Namens verzeichnet.
Journalisten der Nachrichtenagentur AP stießen über die Telefonnummer von "Sam Bacile" auf einen koptischen Christen aus Ägypten namens Nakoula Basseley Nakoula. Der 55-Jährige, der bei Los Angeles lebt, erklärte, er sei als Manager für das Filmprojekt tätig gewesen. Er sei aber nicht mit "Bacile" identisch.
Sektenführer Terry Jones schaltet sich ein
Nakoula kam wegen diverser Straftaten mit dem Gesetz in Konflikt und saß bereits im Gefängnis ein. Wegen Kontenbetrugs wurde er im Juni 2010 von einem Bundesgericht verurteilt, 794.700,57 Dollar Wiedergutmachung sowie eine Strafe von 100.000 Dollar zu zahlen.
Laut Gerichtsunterlagen benutzte Nakoula die Alias-Namen Mark Basseley Youssef, Yousseff M. Basseley und Nicola Bacily. Das klingt "Bacile" erstaunlich ähnlich.
Der radikale Pastor und Sektenführer Terry Jones, der durch eine Koran-Verbrennung in den vergangenen Jahren blutige Unruhen in islamischen Staaten mit rund 50 Toten ausgelöst hatte, sagte, bei "Sam Bacile" handele es sich nach seiner Kenntnis um ein Pseudonym. Der Filmmacher sei um seine Sicherheit besorgt und schütze deshalb seine wahre Identität.
Angreifer hatten Sturmgewehre und Raketen
Neue Details, aber auch noch viele offene Fragen gibt es zum Tatablauf des Anschlags auf die Außenstelle der US-Botschaft in Bengasi, bei dem die vier Diplomaten starben und drei weitere verletzt wurden.
Am Dienstagnachmittag (Ortszeit) protestierten dort zunächst Demonstranten gegen den Film, der seit Juli im Internet zirkulierte und seit September dort auch in arabischer Übersetzung zu sehen war. Am späten Abend seien bewaffnete Kämpfer mit Pickups gekommen und hätten einige Protestler zusteigen lassen, um das Botschaftsgebäude zu attackieren. Angaben über die Zahl dieser Kämpfer schwanken zwischen 20 und 80.
Sie sollen mit Sturmgewehren vom Typ AK-47 ausgestattet gewesen sein und auch Flugabwehrraketen mit sich geführt haben. Damit schossen sie offenkundig auch auf das zu diesem Zeitpunkt mutmaßlich leere Auto des Botschafters, das ausbrannte. In ersten Darstellungen des Ablaufes hieß es irrtümlich, Stevens sei in diesem Fahrzeug gestorben.
Extremisten könnten mit al-Qaida verbündet sein
Die Extremisten könnten zu der gewalttätigen Gruppe "Brigade des inhaftierten Omar Abdul Rahman" gehören und mit Ayman al-Zawahiri verbündet sein, einem Al-Qaida-Führer. Andere Spuren weisen in Richtung der Islamistengruppe Ansar al-Sharia.
Wie Washingtoner Regierungsoffizielle am Mittwoch in Hintergrundgesprächen mitteilten, wurde die Außenstelle der Botschaft, ein aus verschiedenen Gebäuden bestehender Komplex, gegen 22 Uhr Ortszeit attackiert.
Die Angreifer schossen ins Hauptgebäude, in dem sich Botschafter Stevens zusammen mit Sean Smith, einem Beamten aus der Informationsverwaltung der Vertretung befand, und legten dort Feuer.
Ein Sicherheitsbeamter fand den Weg hinaus, um sogleich mit Kollegen zurück ins brennende Gebäude zu drängen, wo er Stevens und Smith retten wollte. Im Innern fanden die Männer aber zunächst nur den Leichnam von Smith, den sie mit nach draußen nahmen.
Schießerei bis in die frühen Morgenstunden
Zu diesem Zeitpunkt lieferten sich Angreifer und amerikanische Sicherheitsbeamte, die von libyschen Polizeikräften loyal unterstützt wurden, ein heftiges Feuergefecht. Gegen 23.20 Uhr gelang es den amerikanischen und libyschen Kräften, das Hauptgebäude zurückzuerobern.
Die Extremisten hatten aber auch ein Nebengebäude besetzt, in dem gegen Mitternacht zwei weitere Diplomaten unter noch ungeklärten Umständen starben. Erst am frühen Mittwochmorgen gegen 2.30 Uhr Ortszeit endete die Schießerei.
Botschafter Stevens muss inmitten dieser Szenerie, die durch das Dunkel der Nacht, die Flammen und den Rauch des Feuers und vor allem die wilde Schießerei gänzlich unübersichtlich geworden war, aus dem Hauptgebäude gelangt sein. Mutmaßlich waren libysche Sicherheitskräfte auf ihn gestoßen.
Todesursache von Botschafter Stevens unbekannt
Über den Zustand des Botschafters zu diesem Zeitpunkt ist nichts bekannt. Stevens, dessen Identität den Libyern zunächst möglicherweise gar nicht klar war, wurde in ein Krankenhaus in Bengasi gebracht, wo er starb. Ob der Körper Schusswunden aufwies oder Stevens einer Rauchvergiftung erlag, blieb zunächst offen.
Die vier toten Diplomaten, die drei Verletzten und alle anderen Mitarbeiter der Botschaft würden so rasch wie möglich zum US-Stützpunkt Ramstein in Deutschland ausgeflogen, hieß es am Mittwoch in Washington. Im dortigen Krankenhaus der US-Streitkräfte sollen die Verwundeten versorgt werden. Von Ramstein aus werden die Überlebenden und die sterblichen Überreste der Toten zurück in die USA gebracht.
Über die Sicherheitsvorkehrungen für Stevens und die übrigen Diplomaten wurden zunächst keine Einzelheiten mitgeteilt. Gelobt wurde aber die massive Unterstützung der Amerikaner durch die libyschen Sicherheitskräfte.
Auch eine örtliche Miliz, also eine jener Truppen aus der Zeit des Aufstands gegen Diktator Muammar al-Gaddafi, die sich bislang einer Entwaffnung verweigern, sei den attackierten US-Diplomaten sofort zur Hilfe geeilt, hieß es.
US-Kriegsschiffe unterwegs zur libyschen Küste
Zwei US-Kriegsschiffe, ausgestattet mit Marschflugkörpern von Typ BGM-109 Tomahawk, nahmen Kurs auf die libysche Küste. Zudem sind 50 Soldaten von Anti-Terror-Einheiten des Marine Corps auf dem Weg in das nordafrikanische Land. Sie sollen die Sicherheit amerikanischer Staatsbürger sichern, werden aber mutmaßlich auch bei der Jagd nach den Tätern mitwirken, die am Mittwoch begann.
In Washington heißt es, die libysche Regierung und die Sicherheitskräfte hätten sich sehr eindeutig an die Seite der USA gestellt und von den Extremisten distanziert.
Die professionelle Vorbereitung spricht dafür, dass der Anschlag bewusst für den Jahrestag des 11. September 2001 geplant war. Islamistische Terroristen wollen damit unterstreichen, dass sie sich weiterhin in einem Krieg mit den Vereinigten Staaten sehen.
Der Angriff auf die Botschaft ist ein Anzeichen für eine gefährliche Entwicklung in Libyen – aber er könnte auch als Weckruf an die neue Regierung des Landes fungieren, die rechtzeitig terroristische und extremistische Strukturen im Land zerschlagen muss.
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