Argus7 schrieb:Es ist leider so, dass manche Leute wegen eines falsch verstandenen Patriotismus und Nationalismus den Blick für die Realität verloren haben. Patriotismus und Nationalismus waren mal Begriffe, die einen Wert darstellten, der aber in einer globalisierten Welt nicht mehr taugt.
Das stimmt zwar, aber du verwechselst hier was. Es geht um ein geeintes Europa, dessen Subsysteme nicht unbedingt Staaten sein müssen, sondern Nationen bzw. Regionen sein könnten. Du kennst den Unterschied zwischen Staat und Nation? Eben weil der nicht berücksichtigt wird, gibt es die ganzen ethnischen Konflikte der Zugehörigkeit und Nichtzugehörigkeit, auch in Europa. Die Briten haben nichts in Nordirland und in Gibraltar verloren, die Türken nichts in dem Wohngebiet der Kurden, Frankreich und Spanien nichts im Siedlungsbebiet der Basken und Spanien nichts in Katalonien. Das heißt in einem geeinten Europa, wo die Staaten und der damit verbundene (falsche) Nationalismus nicht mehr so wichtig sind, können die Subsysteme durchaus Regionen sein, überall da, wo Völker bisher in einen "fremden" Staat quasi zwangsweise eingemeindet waren. Wenn Katalonien dann reicher sein sollte als die Gebiete, die jetzt Spanien ausmachen, zahlt es eben nicht mehr an "Spanien", sondern an die EU, und ärmere Regionen bekommen das Geld nicht mehr von reicheren Regionen des bisherigen Staats, sondern ebenfalls aus der EU-Kasse. Da die Schweiz, die hier einen Sonderfall darstellt, nicht in der EU ist und auch nicht in die EU will, muss man sich hierüber vorerst keine Gedanken machen. Man kann den von dir verhassten Nationalismus also auch von dieser Seite her überwinden. Wenn du hier permanent pro Spanien argumentierst, tust du aber genau das Gegenteil und bestärkst den spanischen (kastilischen) Nationalismus.
Argus7 schrieb:Kleinstaaterei hat unserer Welt in der Vergangenheit nämlich unzählige Kriege beschert.
Es geht nicht um Kleinstaaterei, sondern um die Anerkenntnis des Wohngebiets von Völkern, nicht von Ethnien. Die Katalanen sind historisch und in allen gesellschaftlichen Formen (Herkunft, Sprache, Kultur etc.) ein anderes Volk als die Kastilier. Das hat man anzuerkennen und zu berücksichtigen, wenn es um Unabhängigkeitsbestrebungen geht. Ebensowenig wie die Uiguren und Tibeter Chinesen sind oder die Tataren Russen. Die Uiguren sind ein Turkvölk und gehören genealogisch (und sprachlich sowieso) mehr zur Türkei (statt zu China) als die Kurden, ein indoeuropäisches (indoiranisches) Volk. Solange diese Probleme nicht gelöst sind, wird es mit den "falschen Staaten", in die sie zwangseingemeindet sind, immer Konflikte geben.
Ist also nicht nur ein europäisches Problem, sondern ein weltweites.
Argus7 schrieb:In Tat und Wahrheit versprechen sie sich durch eine Autonomie lediglich wirtschaftliche Vorteile.
Das ist schon aus dem Grund falsch, weil sie wissen, dass sie mit einem eigenen Staat raus aus der EU sind und wirtschaftlich extrem schlechter dastehen werden als bisher. Aber das nehmen sie in Kauf; der Preis der Freiheit ist manchmal recht hoch.
Argus7 schrieb:Zugegeben, das ist alles etwas verworren und kompliziert.
Solange man das nicht erkennt, muss es einem Außenstehenden tatsächlich so erscheinen.
Argus7 schrieb:Ich befürchte, dass du meinen Grundgedanken nicht richtig verstanden hast und nicht so einordnen kannst, wie es gemeint ist. Jede Form von dümmlichem Patriotismus und antiquiertem und egoistischen Nationalismus gilt es zu überwinden. Wir müssen irgendwann erkennen, dass diese "Werte" in einer veränderten Welt nicht mehr taugen. Für mich sind diese Begriffe negativ belegt.
Da hast du zwar recht, aber solange du das Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht anerkennst, hast du ein Problem, nämlich einen gordischen Knoten. "Volk" ist im Fall Spanien - anders als zB in Deutschland oder Frankreich - eben nicht "Spanier" (das ist ein Kunstkonstrukt), sondern Katalanen, Kastilier, Basken, Andalusier etc., von denen zufällig die Kastilier aus militärhistorischen Gründen die Obergewalt errungen hatten und das gesamte eroberte Gebiet "Spanien" nannten. Das wuchs nicht, wie bei uns, durch Zustimmung der beteiligten Länder (1849/50) zusammen, sondern durch Unterwerfungskriege.
Wikipedia: Geschichte SpaniensDas "Recht" Spaniens ist also, historisch gesehen, das Siegerrecht der Kastilier gegenüber den anderen Nationen, die dort lebten und leben. Allerdings bezieht Völkerrecht im überwiegenden Teil die Historie nicht mit ein, sondern geht von herrschenden Fakten aus.
taren schrieb:Das kannst du aber nicht erzwingen und mir ist immer noch lieber wenn die Katalanen sich als Katalanen und Europäer sehen, als wenn sie sich als Katalanen, (gezwungene Spanier) und Europäer sehen.
Das stimmt, scheint hier aber schwer zu vermitteln zu sein.
Argus7 schrieb:Katalonien wird niemals EU-Mitglied werden!
Blick durch die Glaskugel?
querdenkerSZ schrieb:Katalonien will aus Spanien raus weil sie angeblich zuviel an die anderen abgeben müssen
Das ist der ihnen von außen unterstellte Grund und keinesfalls das Hauptmotiv! Du sprichst hier von der Verteilung des schwarzen Peters und wer die Arschkarte kriegen soll. Man kann es sich eben auch so leicht machen, dass die tatsächlichen Verhältnisse wegkippen, weil sie zu kompliziert erscheinen, wenn man sich erst mal mit ihnen beschäftigt.
DonkeyKong schrieb:Das einzig gute was ich darin sehe, das Fc Barcelona dann endlich ausgeschlossen wird aus dem Internationalen Fussball/Wettbewerbe und in ihrer eigenen Liga dann kicken darf gegen paar Mannschaften lol :)
Tja, der FCB (arcelona) ist wohl zu stark für den FCB (ayern).