@slogi2000<"Was ist denn Ihre Vorstellung von Gott? ">
Also bleiben wir doch - wie hier üblich beim "Du".
Nun - meine Vorstellung? Da halte ich mich schlicht an die Vorgabe des AT - "Du sollst Dir kein Bildnis machen". Für mich ist das was Gott ist immer "Das große Geheimnis", das "alles-was-ist". Das "in-allem-vorhandene" und "wodurch-alles-ist". Aber keine "Person" und schon gar keine rein männliche. Und überhaupt kein HERR!
@gotthilf<"Da du keine neue Kritik an Lorber geübt hast, durch die du bezweifelst, daß er ein christlicher Prophet ist nehme ich an, daß du keine spezielle Kritik an Lorber übst, sondern am Christentum an sich. Ist das richtig?
Wer höflich fragt - hat ein Recht auf höfliche Antwort.
Ja - so ist es. Für mich ist aus der Entwicklung der Kirchengeschichte heraus - und die ist uns bestens bekannt - klar ersichtlich, daß der lebendige, historische Jesus erhöht worden ist - zu DEM gemacht, was die Antike den Chrestos (den Gesalbten) nannte, eben WEIL anders gar keine Heiden-Mission möglich gewesen wäre. Er, Jesus mußte mit allen Insignien und Attributen der Heilsmächtigkeit und göttlichen Größe ausstaffiert werden sonst hätte sich das, was wir als Christentum kennen - also diese neue Religion - in diesen Zeiten gar nicht durchgesetzt.
ALLES, aber auch gar alles ist entlehnt und übernommen von den antiken Mysterien und Religionen und übertragen auf ihn. DAS war auch im Sinne Konstantins und seiner Nachfolger. Es wurde notwendiger Bestandteil der "Staatskirche" sowohl in Ost- wie auch in Westrom. Und um dieses Bild des Christus, des Pantokrator (Weltherrscher) zu transportieren sind die Evangelien geschrieben. Und je jünger das Evangelium, desto klarer diese Tendenz. Sie kulminiert im "Johannes-Evangelium", demjenigen, das dem historischen Jesus am fernsten stehende ist, aber diesen am deutlichsten "vergottet".
Das Genie des Paulus bestand darin, erkannt und gegen die Ur-Apostel durchgesetzt zu haben, das der Jude Jesus ausgetauscht werden muß gegen den "Christus"...
Ihm, Paulus, ist es zu danken, daß wir heutigen überhaupt von Jesus wissen. Insofern mein Respekt.
Aber mit dem was Jesus lehrte und wollte, hat das alles nur sehr begingt noch was zu tun.
Insofern - ja - ich bin kein Christ. Aber ein Bewunderer dessen, was dieser Galiläer vorgelebt und gelehrt hat. Um zu verstehen WAS das war, las ich auch die Schriften derer, die von den Kirchen abgelehnt wurden. In manchen apokryphen Schriften findet sich noch das Ursprüngliche - DA schimmert es noch durch. Ich bin mir auch sicher, daß es Übertragungslinien gibt - abseits der Kirche.
Und das was wir heute als Renaissance der gnostischen Überlieferung kennen - das Bemühen wiederspiegelt sich dem eigentlichen Jesus nähern zu wollen. Aber auch die Gnosis als solche war ein Kind der Antike behaftet mit Elementen die ebenfalls - jedenfalls für mich - nicht mehr akzeptabel sein können.
Ich hoffe ich konnte Dir verdeutlichen worin mein "nicht-Christ-sein" besteht. Es war ein langer Weg für mich zu dieser Erkenntnis zu kommen. Ein anderer Jesus, als der der Kirche spricht und sprach mich an. Und was ER sagte und lehrte, das lehrte auch Buddha, das findet sich in allen spirituellen Lehren der Welt. Er ist für mich eine der Personifikationen des universalen Geistes.
Der Akademikergeist neigt immer dazu, an einmal aufgenommenen Meinungen festzuhalten und sich dabei als Hüter der Wahrheit vorzukommen.
Claude Henri Saint-Simon, Graf de Rouvroy (1760 - 1825),