@che71 Es steht ja in deinem eigenen Zitat:
Solche Verbrechen haben nicht zwangsläufig eine Verbindung mit Islam, sondern viel öfter mit kulturellen und traditionellen Hintergründen.
Die einwandernde Generation kommt nicht in der neuen Gesellschaft an, sie bringt ihren Kindern nur das bei, kann ihnen fast nur beibringen, was sie selbst gelernt hat und kennt, hält sich an ihre alten Traditionen. Wenn man unsicher ist und nicht weiss, wie der eigene Platz in der Gesellschaft ist, wenn man mitbekommt, dass diese Gesellschaft viele Dinge ganz anders sieht, wendet an sich dem althergebrachten zu.
Das gibt dann Zwist zwischen den Annehmlichkeiten der neuen Gesellschaft und den alten Traditionen.
Es wird versucht, irgendwie beides unter einen Hut zu kriegen:
Moderne Technik, Versorgungssicherheit, Rechtssicherheit, alles schön und gut, das nutzen sogar Islamisten fröhlich für sich selbst. Aber auf der anderen Seite auch große Freizügigkeit, Verfügbarkeit von Rauschmitteln, säkulares StGb statt Scharia...
Das beisst sich.
Da kann man nun sagen:,,Dann sollen sie doch verschwinden, wenn ihnen ihre alten Traditionen so wichtig sind, zurück nach Hause oder so...".
Dem stimme ich auch zu.
Allerdings wollen sie ja beides - die Annehmlichkeiten der Moderne UND die alten, Sicherheit gebenden Traditionen.
Daher kann auch der kleine Gangster aus dem Iran oder Tunesien drei Handies und PC und Konsole haben und trotzdem groß rumquatschen von Ehre und Überlegenheit usw.
Ehrenmorde sind nicht zu leugnen. Auch eher nicht die Täterschaft.
Die Verbindung Islam - Ehrenmorde ist aber immer fraglich und spekulativ.
WENN die Täter sich AUCH als Muslime bezeichnen, DANN werden sie auch den Glauben als Grund angeben für ihre Tat, aber nur deshalb, weil sie sich damit in eine unangreifbare Position setzen wollen. Eigentlich haben nicht SIE ein Verbrechen begangen. Ja eigentlich wurde gar kein Verbrechen begangen, sondern eine von Allah gebotene Tat, genau! Und selbst wenn es ein Verbrechen wäre, würde Allah ihnen vergeben!
,,Allah akbar, Allah akbar, Allah akbar..." kann man als Mantra und Entschuldigung betrachten, aber nicht zwangsläufig auch Religion als letztlichen GRUND für ein Ehrverbrechen!
Schwerwiegender sind da Tradition und Kultur.
Ins moderne Deutschland passt dieser Kram nicht von wegen:,,Ein echter Mann sticht seinen Beleidiger nieder" oder ,,ein echter Mann muss die Ehre seiner Familie verteidigen und eine ungehorsame Frau züchtigen".
Wir sagen ja auch oft:,,Mein Gott.../der Himmel steh uns bei.../" und solche Sachen, selbst Atheisten tun das in Deutschland.
Die werden deshalb nicht von einer Sekunde zur anderen zu Christen, auch nicht, wenn sie von Gott in einer Situation sprechen.
Man muss das einfach unterscheiden, Verbrechen mit echtem, religiösem Hintergrund und Verbrechen mit kulturell-traditionellem Hintergrund.
Der Charlie-Hebdo-Anschlag war eindeutig ein Verbrechen mit religiösem Zusammenhang.
Der wütende, türkische Messerstecher, der seine angebliche Ehre verletzt sah und bei seiner Tat ,,Allah akbar" schrie, hat mehr gehandelt aus kulturellen und traditionellen Gründen, nicht wirklich aus religiösen.
Schwierig ist es natürlich dann, wenn Religionen und Kultur miteinander verwickelt sind.
In der arabischen Welt ist Kultur seit vielen Jahrhunderten oft mit Islam vermischt.
In Europa haben wir eine eher christlich geprägte Kultur, auch wenn das die modernen Aufklärer und Säkularen nicht gerne sehen
:DIndien ist von Hinduismus stark geprägt.
Wenn das über Jahrhunderte, ja Jahrtausende so geht, dann muss man ganz genau hinschauen, um die Unterscheidungen zu finden.