Wolfshaag schrieb:Eigenverantwortung ist ja schön und gut, aber was erwartest Du?
Das ein Arbeiter, mit Hauptschulabschluss, nach 8 Stunden Akkordarbeit am Fließband, nach Hause kommt und dann erstmal den Lissabon-Vertrag studiert und anschließend seinen Wahlkreisvertreter anruft, um mit ihm seine Kritik zu besprechen?
Und genau, weil das so nie laufen würde, werden Politiker vereidigt, zum Wohle des Volkes zu handeln, nicht etwa zum Wohle der Banken und der Großkonzerne.
Ich behaupte jetzt einfach mal so in den Raum hinein, dass nicht jeder einen Hauptschulabschluss hat und 8 Stunden Akkordarbeit betreibt
;)Wir müssen nicht immer solche Fälle als Beispiel nehmen, die selbstverständlich nicht die Zeit haben, sich großartig zu informieren.
Aber wie schon gesagt: Nicht jeder hat solche Arbeitszeiten und solche Belastung.
Und es geht auch gar nicht darum, sich mit sämtlichen Feinheiten der Welt-, Finanz- und Wirtschaftspolitik auseinander zu setzen.
Man muss kein Genie sein, um sich zu überlegen, dass immer mehr und mehr Vergünstigungen, wenn die Wirtschaft offenbar nicht entsprechend wächst, nur mit immer mehr und mehr Schulden bezahlt werden können und diese irgendwann zurückgezahlt werden müssen.
Es gab mehr als genug Leute, die die Zeit und auch die Intelligenz besessen hätten, das zu realisieren, publik zu machen und schon viel, viel früher entsprechende Gegenreaktionen zu bewirken.
Und nicht erst dann, wenn die Bombe geplatzt ist und Schuldige her müssen.
blackout schrieb:Jede Sau weiß, dass etwas falsch läuft und jeder könnte selbst darauf kommen, was man tun kann. Aber das ist ja sooooo anstrengend und man müssste sich in die Materie einarbeiten. Und wozu das ganze, wo einem doch alles vorgekaut wird und es einem gut geht... Da vergisst man schon mal, dass das System keine Zukunft hat.
Vertritt man diese Einstellung, kann ich nur sagen: Selbst schuld.
Faulheit, Selbstgefälligkeit, Phlegmatismus, Aufgabe von Selbstständigkeit - wer derartig lebt und glaubt, seine Verantwortung für das Wohl der Gesellschaft und auch sein eigenes Wohl höre auf, sobald er die Wahlkabine verlassen habe, trägt zu einem großen Teil selbst die Verantwortung an den Folgen.
Politik und Wirtschaft und Finanzwelt können nur machen, was die Bevölkerung sie auch machen lässt.
waage schrieb:soll der kleine auf die straße gehen, wenn der hartz4 satz um 10 % erhöht wird und die frage stellen "hr. abgeordneter wer soll das bezahlen" ? soll das fußvolk auf die straße gehen wenn festgelegt wird, dass 40 arbeitsjahre zum vollen rentenanspruch reichen ? soll das fußvolk veto einlegen, wenn ein mindestlohn eingeführt wird ????? ...... und parallel das system alle türen und toren offen lässt, dass die einschnitte des kleinen nicht dem "gemeinwohl" zugeführt wird sondern nur blitzsauber weiter an wenige umverteilt wird ...... ???
Eine solche Ansicht ist falsch, genauso wie die ewig wiederholte Mär vom ,,kleinen Mann", der nichts gegen ,,die da oben" machen könne.
Wüsste ich, wer diese Metapher erfunden hat, würde ich ihm dafür ordentlich in den Hintern treten
:DDenn es ist DIE Entschuldigung schlechthin, nicht aktiv am politischen und gesellschaftlichen Leben teil zu nehmen, sich kaum darum zu kümmern, was für Rahmen und Regeln festgelegt werden.
Sie nimmt einem die Verantwortung ab, indem sie den Menschen traurig auf die Schulter klopft und das Denken verursacht, sie müssten nichts tun, weil sie ohnehin nichts ändern könnten.
Der ,,kleine Mann" ist in meinen Augen einer der größten Feinde für selbstbestimmtes, freies Leben von mündigen, selbstbestimmten, freien Menschen.
Wir müssen unbedingt dieses Denken vom ,,kleinen Mann, der eh nichts ändern kann" loswerden, wir müssen aufhören, immer zu warten und zu warten, bis irgendwann der Knall passiert oder ein Heilsbringer kommt.
Das ,,Fußvolk" ist nur eine andere Bezeichnung für den ,,kleinen Mann", für dieses negative, traurig und tatenlos verharrende und fortschrittsfeindliche Denken.
Wofür haben wir eigentlich in unseren hiesigen, westlichen Gesellschaften die
Möglichkeiten, uns zu informieren, über`s Internet, über Zeitungen verschiedenster Sorte, über Universitäten, wozu haben wir eigentlich die
Möglichkeiten zu öffentlichen Veranstaltungen, zu friedlichen Demonstrationen, ohne gleich fürchten zu müssen, zusammengeschossen zu werden, wozu haben wir eigentlich die
Möglichkeiten, auf kreative Art und Weise Missstände aufzudecken und Lösungen zu ersinnen?
Wozu haben wir diese Möglichkeiten, wenn wir sie nicht nutzen?
Oder besser: Wenn wir sie erst dann nutzen, wenn es mehr oder minder ,,zu spät" ist?
Nieder mit dem ,,kleinen Mann" und dem ,,Fußvolk"!
Her mit dem vernunftbegabten, verantwortlichen, gleichberechtigten, selbstbewussten, freien Mann, der selbst nachdenkt, anstatt alles anderen zu überlassen!
Wir müssen unser Denken und unsere Einstellung ändern, von einem ,,das können wir eh nicht schaffen" zu einem ,,wir können zumindest alles versuchen!"