@Spartacus @GrandOldParty @Hansi Also es ist so, dass meine Mutter als junge Frau Ende der 70er Jahre von einer Kleinstadt in eine Großstadt gezogen ist. Und das im südwestdeutschen Raum, Besatzungszone der US-Streitkräfte. Was sie antraf war ein richtiger Hype um die USA. Junge Mädchen schwärmten von den "Helden" aus den USA, waren angetan von diesen "schwarzen Mannen", die so total fremd waren. Jungen wollten Gangster in der Bronx sein, schmissen sich Bandanas um den Kopf, zogen Baggys an und machten auf cool, auf "amerikanischen crip". Eastcoast, westcoast, 2pac, Notorious B.I.G so gut wie eine ganze Generation war plötzlich ein Kind aus "Harlem".
Meine Mutter nahm einen Job an in einer Discothek und auch, wenn sie es nicht zugibt, scheint der Hype auch sie ereilt zu haben. In ihrer Kleinstadt wo sie aufgewachsen war, gab es keine amerikanischen Kasernen, Schwarzen in der Stadt so oder so nicht. Dieses ganze neue was aus den USA kam war einerseits befremdlich aber andererseits spannend. Aber gewisse Erlebnisse gingen an ihr halt auch nicht spurlos vorbei.Sie berichtet immer wieder von dem hohen Gewaltpotential, der von US-Soldaten ausging. Sie hatte einem einmal ein falsches Getränk gebracht und hatte sofort das Messer unter der Kehle. Ihr Chef gab einen Warnschuss mit seiner Pistole in die Luft ab und dann war auch der Spuk um den verrückten Soldaten vorbei, der hat dann abgelassen.
Ein anderer Vorfall hätte sich ebenfalls in ihr Gedächtnis gebrannt.
Sie war mit einem US-Soldaten, den sie aber als seehr nett und sozial beschreibt in einem Zimmer in einer Kaserne. Sie war zusammen mit einer Freundin in die Kaserne gegangen. Die Freundin wurde nebenan vergewaltigt, oder zumindest hat man sie schreien gehört. Die Stubenkameraden haben an der Zimmertür angeklopft und zum Freund meiner Mutter gesagt, er soll rüber kommen und die Deutsche mitvergewaltigen.Meine Mutter bat ihn rüber zu gehen und der Frau zu helfen. Aber er meinte nur geht nicht, sonst machen mich meine Kameraden fertig, musste verstehen. Also hat die Frau noch eine Weile um Hilfe geschriehen, irgendwann musste sie sich halt ihrem Schicksal fügen. Immerhin haben sie sie friedlich gehen lassen und nicht aus dem Fenster geworfen oder umgebracht.Wie ich höre war das auch üblich.
Also meine Mutter besteht aber trotz solcher Geschichten, die sich zuhauf damals ereignet hätten darauf, dass es auch soziale, nette US- Soldaten gab.
Das hinterlässt bei mir persönlich den Eindruck, dass wir es mit der Rekrutierungssituation der US- Armee zu tun haben. Es werden halt nicht nur aus der Ober und Mittelschicht Soldaten rekrutiert, sondern auch aus der Unterschicht und die bringen eben einiges an Gewaltpotential und schlechten Manieren mit.
Der Hype damals um die US- Soldaten war nach meinem Eindruck übrigens schichten unabhängig. Also kein reines Unterschichtenproblem.
Die Tochter eines Mannheimer Kriminalhauptkommissars wurde ist genauso betroffen gewesen, wie Mädchen aus weniger stabilen, ordentlichen oder wenn man will gehobenen Verhältnissen.
Meine Mutter erzählt immer wieder die Geschichte des Komissarstöchterchens.Das Mädel war so frei, einen US- Soldaten mit ins Elternhaus zu nehmen.Am nächsten Morgen war der Typ weg mit samt aller wertvollen Einrichtung und kostbaren Gegenständen. Der Vater ist durchgedreht, wollte die halbe US- Armee verhaften lassen, aaaber er konnte schließlich sich nur damit abfinden, den GI- Dieb nicht wieder zu finden.Insofern blieb ihm nur seine Tochter ins Ausland zu schicken.