@ornis @canales @wichtelprinz @Glünggi canales schrieb:die Forderungen zu Beginn der Proteste waren keineswegs radikalislamistisch...
Die Forderungen grosser Teile der bewaffneten Opposition waren sehr wohl radikalislamistisch.
Dass Regimegewalt diese Entwicklung noch unterstützte, stimmt.
Aber du vergisst immer das die breite Opposition auch viele Gegner einer Bewaffnung umfasst, weil sie genau wussten, das der Schuss nach hinten raus gehen wird und Bildung von Milizen sowie Kämpfe untereinander die Folge sein wird. FSA hatte von Anfang an Probleme sich gegen zunehmenden Einfluss von alKaida und radikalislamistischer Unterwanderung und Ziele zu behaupten,
sämtliche Befürchtungen traten ein und noch schlimmer, Assad ist immer noch da und das Land zerstört, Radikalislamisten dürfen sich zur mit Resignation anerkannten Oppositionsfront zählen..
Habe mal zurückgeblättert und paar Artikel aus 2012 rausgesucht,
Syrien: "Islamisten nehmen immer mehr überhand"
01.07.2012 | 18:08 | ALFRED HACKENSBERGER (Die Presse)
Die syrischen Aufständischen sind nah an die größte Stadt Aleppo herangerückt. Schon jetzt deutet sich bei den Rebellen ein Konflikt zwischen Säkularen und Religiösen an.
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Muslimbrüder bieten Geld
„So wie ich sind al-Scheich und der Rest der FSA-Führung überzeugte Säkulare, die Demokratie, freie Wahlen und eine Trennung von Staat und Religion wollen. Aber islamistische Kräfte nehmen mehr und mehr Überhand“. Der Feldkommandeur meint in erster Linie die Muslimbruderschaft. Sie dominiert bereits den zivilen Syrischen Nationalrat (SNC), der in Istanbul sitzt. „Nun wollen sie auch militärisch bestimmen“, sagt Hamoudi.
Auch ihm hätten sie schon große Summen angeboten, wenn er mit seinem Bataillon unter dem Banner der Muslimbruderschaft kämpfen würde. „Aber das kommt unter keinen Umständen in Frage“, meint der Rebellenführer sichtlich aufgebracht: „Ich war zweimal auf Pilgerfahrt in Mekka. Für mich ist es kein Widerspruch, wenn ich trotzdem Alkohol trinke. Aber diese Leute werden solche Freiheiten nicht zulassen.“
http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/1261331/Syrien_Islamisten-nehmen-immer-mehr-uberhand31. März 2012,
Opposition in Syrien Jeder gegen jeden und alle gegen Assad
Sie haben ein gemeinsames Ziel: den Sturz Assads. Doch über den Weg dorthin sind die Aufständischen uneins. Der Kampf gegen das syrische Regime krankt auch an den Machtspielen innerhalb der Opposition. Wer hat wirklich etwas zu sagen und wer ist nur Marionette? Wer vertritt das Volk? Und wer steckt hinter den Truppen?
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Dass der SNC nun nach der Konferenz in Istanbul als geeinte Stimme der Opposition auftritt, sei realitätsfern, sagt Heiko Wimmen, Syrien-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik. Es entspreche aber dem Wunsch des Westens, sich endlich an einen oppositionellen Ansprechpartner wenden zu können. Außerdem hat der Nationalrat angekündigt, sich umzustrukturieren, um effizienter arbeiten zu können.
Seine herausragende Rolle in der Weltöffentlichkeit verdankt der SNC nach Angaben der Neuen Zürcher Zeitung auch dem TV-Sender al-Dschasira. Dessen Berichterstatter für Syrien sei der Bruder eines ranghohen SNC-Mitglieds. Der Emir von Katar wiederum sei sein Arbeitgeber und an Waffenlieferungen für die Widerständler interessiert.
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Das Nationale Koordinationskomitee für demokratischen Wandel (National Coordination Commitee for Democratic Change, NCC) grenzt sich in Grundsatzfragen vom Nationalrat ab und bezieht eindeutig Position: Das in Damaskus ansässige Komitee lehnt eine militärische Intervention des Auslands sowie die Bewaffnung der Oppositionellen aus Angst vor einem Bürgerkrieg ab.
http://www.sueddeutsche.de/politik/opposition-in-syrien-jeder-gegen-jeden-und-alle-gegen-assad-1.1321863Und das hier, bitte schön:
Die Namen der Milizen verraten den konfessionellen Charakter des syrischen Bürgerkriegs
Syriens sunnitische Gotteskrieger
Sie heissen «Al-Faruk», «Adnan al-Arur» oder «Azzam». Die Namen der in Syrien kämpfenden sunnitischen Milizen enthalten klare konfessionelle Kampfansagen. Vielfach mischen ausländische Jihadisten mit.
von Mona Sarkis
9.8.2012
Der 30-jährige Alawit Aref lebt in Maryamin, einer Ortschaft nahe der Ebene von Hula, auf halbem Weg zwischen Homs und Hama. Vergangenen Freitag, erzählt er, seien dort erneut rebellierende Milizen eingefallen und hätten die Olivenfelder angezündet. Mittlerweile sei ein Bestand von rund 35 000 Bäumen vernichtet worden. Die Männer, sagt er, gehörten zum Umfeld der Faruk-Brigade. Dabei handelt es sich um eine Miliz, die laut der libanesischen Tageszeitung «Al-Akhbar» über 16 Einheiten mit 4000 bis 5000 Angehörigen verfügt. Seit Monaten verängstigen diese das Dreieck um Homs, Talbiseh und Hula, in dem auch Alawiten und Schiiten leben. Ihre Gegnerschaft gegen Alawiten und Schiiten ist an ihrem Namen abzulesen: Al-Faruk ist der Beiname, den Sunniten Umar bin al-Khattab, dem zweiten Kalifen des Islams (592–644), geben. Er bedeutet «der gerechte Führer». Schiiten hätten zweifellos andere Worte für ihn gefunden. Ihrer Auffassung nach hat Ibn Khattab den Propheten verraten und dessen Tochter vergewaltigt.
Gerechte gegen Häretiker
Doch nicht nur dieser Kalif gilt Schiiten wie Alawiten als Bête noire. Sie verachten alle drei Kalifen des frühen Islams, weil sie glauben, diese hätten Ali, den Schwiegersohn Mohammeds und rechtmässigen Nachfolger des Propheten, übergangen. Bei der Kalifenfrage geht es also um nichts Geringeres als um die Basis des Islams. Dass die Schiiten die historische Entwicklung so vehement kritisieren, empört fundamentalistische Sunniten wiederum derart, dass sie sie kurzerhand zu «falschen Muslimen» erklären, die die Religion von innen her verderben. So lautete das Urteil von Mohammed bin al-Wahhab (1703 bis 1792), dem Begründer der wahhabitischen Lehre, die in Saudiarabien Staatsreligion und dem Salafismus sehr ähnlich ist.
Die Faruk-Brigade, die von Saudiarabien mit Waffen und Geld unterstützt wird, hat sich ihren Hass gegen die Schiiten somit förmlich auf die Stirn geschrieben. Gleiches gilt für jene, die sich nach Khalid bin al-Walid (592–642) benannt haben, einem Gefährten und Heerführer Mohammeds. Die 1200 Mitglieder dieser Brigade stehen ideologisch der syrischen Muslimbruderschaft nahe, die im Vergleich zu den extremistischen Wahhabiten zwar moderat ist. Doch der Freundschaft zum Schiitentum ist auch sie unverdächtig. Unter der Ägide der Brigade Khalid bin al-Walid hat sich etwa das Bataillon Adnan al-Arur formiert. Al-Arur, die Inkarnation eines Hasspredigers, ist regelmässiger Gast des saudischen Satellitenfernsehens. Bereits im Juni 2011 rief er dazu auf, die Alawiten, die sich der syrischen Revolte entgegenstellen, zu zerhacken und an die Hunde zu verfüttern. Dass sich ein Bataillon, das mit der syrischen Muslimbruderschaft koaliert, nach diesem Salafisten benennt, beweist, dass in Syrien ein Nährboden für den von Saudiarabien exportierten Wahhabismus existiert. Allerdings befinden sich laut «Al-Akhbar» unter den Kämpfern der Brigade Khalid bin al-Walid viele Tunesier und Libyer. Überhaupt stamme die Mehrheit der jihadistischen Schiitenhasser aus dem Ausland – aus Kuwait, Libyen, Jemen, Saudiarabien, Pakistan, Jordanien, Libanon, Palästina und aus dem Irak. Viele von ihnen hätten schon im Irak gegen die Amerikaner gekämpft.
Ein zweiter Irak
Die Sorge, dass in Syrien ein zweiter Irak entsteht, wird denn auch immer greifbarer. Hinzu kommt die verstärkte Erinnerung an das Afghanistan der achtziger Jahre. Nach dem Einmarsch der Roten Armee 1979 setzten die Vereinigten Staaten im Kampf gegen die Sowjets auf arabische Jihadisten.
Fast scheint es, als finde dieses Szenario heute seine Neuauflage in Syrien. So ist dort bereits die 2009 überregional gegründete, der Kaida nahestehende Brigade Abdallah Azzam aktiv. Der Theologe Azzam (1941–1989) war nicht nur ein Mentor Usama bin Ladins und einer der Mitbegründer der Hamas, sondern auch einer der ersten Araber, die in den Jihad nach Afghanistan zogen. Die nach ihm benannte Brigade wird des Selbstmordattentats beschuldigt, bei dem im Dezember in Damaskus 40 Personen umkamen.
Laut «Al-Akhbar» strebt die Gruppierung vorderhand dasselbe an wie alle anderen, nämlich den Sturz des Regimes Asad. Danach aber wolle sie vorgehen wie einst Salah ad-Din al-Ayyubi (1137–1193), der Eroberer Jerusalems. Während dieser die Kreuzritter vernichtet habe, wollten die Krieger der Azzam-Brigade die Alawiten sowie jene, die ihnen beistünden, vertreiben oder ausrotten, seien diese doch alle «Grenzsoldaten Israels».
Ohne politische Vision
Die Liste der Brigaden lässt sich fortsetzen. Allein im Raum Homs sollen es mittlerweile rund 23 sein. Und nicht allein der Alawit Aref fürchtet sie. Sogar die bewaffnete syrische Opposition hat Angst vor ihnen. Bereits diesen März schlossen sich 24 Rebellengruppen in Homs zusammen, um dem monopolistischen Zugriff der Faruk-Brigade die Stirn zu bieten. Sie beklagten sich in einer E-Mail bei Burhan Ghaliun, dem damaligen Vorsitzenden des Syrischen Nationalrates, über die ungerechtfertigte Gewalt, die die Brigade gegen all ihre Widersacher ausübe.
Der Inhalt der E-Mail wurde freilich nur bekannt, weil diese «Al-Akhbar» zugespielt worden war. Offiziell spielt die Freie Syrische Armee die Anzahl der salafistischen Jihadisten sowie das ganze Problem konsequent herunter.
Es seien nur einige hundert, die sich zudem in Syrien nicht auskennten und also keine grosse Rolle spielten, erklärt die Freie Syrische Armee – und wirkt dabei ausgesprochen hilflos. Zumal sie selber nach wie vor wenig koordiniert und ohne jede politische Vision auftritt. Die ausländischen Jihadisten scheinen demgegenüber klare Vorstellungen davon zu haben, wie es nach dem Sturz des Machthabers Bashar al-Asad in Syrien weitergehen soll.
http://www.nzz.ch/syriens-sunnitische-gotteskrieger-1.17454149Keine Ahnung auf welchem Dampfer sich die Autorin Kristin Helberg befindet, aber mit Aufrüstung in den bewaffneten Widerstand in Syrien liegt sie komplett falsch, weil dieses Schiff längst abgefahren ist,
einzig wo gegen IS gekämpft wird, macht Bewaffnung Sinn,
der Krieg aber geht weiter solang kein Regimewechsel erfolgt, der ist angesichts der desolaten Sicherheitslage und Bedrohung durch viele und zuviele Jhihadistenkämpfer momentan unmöglich, eine Pattsituation.