@instinct Du hast offenbar eine Büchse der Pandora geöffnet.
:)Wer tiefer hineinblicken möchte, sei hierauf verwiesen:
http://deu.anarchopedia.org/Anarchismus_und_MarxismusAuch ich tue mich generell schwer, in Kästchen hineinzuspringen -
wenn es sein muss, wähle ich den libertären Kommunismus.
Meine Argumente gegen den autoritären Kommunismus fasst folgender Text recht gut zusammen:
>So verschieden die Versuche der Umsetzung von Marxens Theorie waren, so einheitlich war das Ergebnis: Eine Partei riss alle Macht an sich, verkündete das große Ziel, das allerdings erst in ferner Zukunft zu realisieren war, und setzte in der immer wieder verlängerten Zwischenzeit bedenkenlos alle möglichen Gewaltmittel ein, um die Menschen für das anvisierte Ziel zu konditionieren. Die schätzungsweise 80 bis 100 Millionen Toten, die dies Experiment gefordert hat, sind ein starkes Indiz dafür, dass es nicht an der fehlenden Verwirklichung, sondern an der fehlenden Verwirklichbarkeit der Theorie lag, wenn die Umsetzung des Ideals immer wieder scheiterte, zumal sich trotz der Verschiedenheit der Ausgangsbedingungen, der Kontinente, auf denen das Experiment stattfand, und der Kulturen, in die es implantiert wurde, stets wieder dieselben Strukturen herausbildeten.<
(So weit so schlecht - das ist es, was z.B
@Fedaykin und
@Hansi hier endlos applaudieren lässt, weil sie der festen irrigen Überzeugung sind, dass alle Kapitalismus-Kritik nur die Wiederholung all dessen zum Ziel hat.
Das ist aber nicht so!)
>Wie begründet Marx also seine Hoffnung in die kommunistische Gesellschaft?
Es empfiehlt sich ein Blick in die ?Ökonomisch-philosophischen Manuskripte?.
Hier zeigt sich, wie in Marxens Denken englische Nationalökonomie, deutscher Idealismus und französischer Frühsozialismus zur Synthese gelangten, eine Synthese, die auch die Grundlage aller weiteren Schriften blieb. Und die beschriebenen Phasen des Kommunismus, einschließlich der sehr unschönen ersten, sind unabdingbare Stufen des Weges, wenn man der Logik der marxschen Argumentation folgt.<
>Dass die Geschichte einen so verhängnisvollen Gang nehmen und in entmenschlichte Ausbeutungsverhältnisse münden konnte, liegt an einer ursprünglichen Verkehrung. Aus dem Gemeineigentum wurde Privateigentum, das heißt, man schloss die Nichtbesitzenden vom Genuss des Eigentums aus. Doch schlimmer noch: Man nötigte sie, ihren Lebensunterhalt durch Veräußerung ihrer Arbeitskraft zu verdienen, gab ihnen aber nur einen Teil dessen, was sie erwirtschaftet hatten, in Form des Lohnes zurück. Alles, was der Mensch in Jahrtausenden an zivilisatorischen Errungenschaften hervorbrachte, diente letztlich dazu, die Eigentumsverhältnisse zu zementieren. Religion, Staat, Recht, Familie, Moral, Wissenschaft, all diese Überbauprodukte standen und stehen im Dienst des Verwertungsinteresses der Besitzenden.
Insofern ist es konsequent, dass dies alles im Kommunismus abgeschafft werden muss.
Konsequent materialistisch gedacht
Wie gelangt man nun aber zum Kommunismus? So wie die Eigentumsverhältnisse die Menschen ins Unglück gestürzt haben, werden sie sie auch wieder erlösen. Es ist nicht menschlicher Willensentschluss, sondern eine geschichtliche Notwendigkeit, welche die entscheidende Wende herbeiführen wird. Das bedeutet: Die künftige Menschlichkeit, von der der Kommunismus erfüllt sein soll, verdankt sich nicht dem Menschen, sondern dem Prozess, der sich durch ihn hindurch vollzieht. Das ist konsequent materialistisch gedacht.
?Die Aufhebung der Selbstentfremdung macht denselben Weg wie die Selbstentfremdung?, das heißt, es gibt keinen direkten Weg in das Paradies. Erst müssen die alten Bewusstseinsformen verschwinden, die den ökonomischen und gesellschaftlichen Verhältnissen immer hinterherhinken. Deshalb ist die erste Phase des Kommunismus auch der ?rohe Kommunismus?. Hier herrschen ?Neid und Nivellierungssucht?, die ?Persönlichkeit? des Menschen wird ?überall negiert?, und was nicht von allen besessen werden kann, wird zerstört.
Habsucht verwandelt sich in Neid.
Durch die gewaltsame Aufhebung des Privateigentums ist die Habsucht also nicht automatisch verschwunden. Vielmehr wollen ihr jetzt all die nachgehen, die sie bisher noch nicht ausleben konnten, das heißt die vormals Entrechteten und Besitzlosen. Da diese im Kommunismus aber nichts für sich haben dürfen, sorgen sie zumindest dafür, dass niemand mehr haben kann als sie ? die Habsucht verwandelt sich in Neid. Dieser wütet auch gegen solch persönliche Besitztümer wie das ?Talent?, das es zu zerstören gilt. Marx malt nicht weiter aus, wie sich das in praxi auswirken mag. Man kann es sich aber vorstellen.
Wie soll nun aus diesem Zustand des losgelassenen Hasses auf alles, was herausragt, der Triebhaftigkeit und Gewalttätigkeit die wahrhaft menschliche Gesellschaft erwachsen? Es bleibt nur eine Antwort: durch die Selbstdestruktion der Habsucht. Sie wird allen ermöglicht und damit faktisch niemandem mehr, weil das, was wenige besessen haben, nicht von allen besessen werden kann. Die Habsucht wird gegenstandslos, weil es nichts zu haben gibt, zumal der Furor der Vernichtung das Leben auf seine primitivste Form zurückwerfen wird, wie Marx konzediert.
Doch dann, so Marxens Prophezeiung, nach diesem Purgatorium, wird das Leben aufblühen, ist doch nicht nur das Privateigentum, sondern irgendwann sogar die Erinnerung daran getilgt. Einen Gott, in dem er seine eigenen Kräfte vergegenständlicht, braucht der Mensch nun nicht mehr, ebenso wenig wie den Staat, das Recht, die Moral. Er weiß sich als Herr seiner Erzeugnisse, ja sogar als Schöpfer der Natur. So weit Marxens Ausführungen.
Die Frage ist, ob das, was Marx will, auf andere Weise vorstellbar ist.
Wenn jedes Für-sich-haben-Wollen als Perversion denunziert wird, dann ist Individualität im herkömmlichen Sinne schlicht nicht mehr zulässig. Alles, was Menschen voneinander unterscheidet, ist das ihnen Eigene; wie sollte im Kommunismus der als böse verteufelte Wettbewerb aufhören, wenn Menschen weiterhin ihre Eigenheiten pflegen dürfen? Sie dazu anzuhalten, ihre Talente beispielsweise in den Dienst der Gesellschaft zu stellen, würde Marxens Intention verkehren. Die neue Gesellschaft soll sich doch gerade dadurch auszeichnen, dass es individueller Entscheidung oder Moral nicht mehr bedarf! Die richtigen Verhältnisse produzieren mit Notwendigkeit das richtige Bewusstsein. Das ist erreicht, wenn man gar nichts mehr will, was sich nicht in Gemeinschaftskategorien übersetzen lässt.
Bei der marxschen Theorie eine Blütenlese vorzunehmen und die erfreulichen Teile herauszupflücken, wäre strikt gegen die marxsche Intention.
Wer aber in der marxschen Logik bleiben will, wird wohl kaum ein System realisieren können, das sich gänzlich von den bisherigen Umsetzungsversuchen unterscheidet.
Solange das Bewusstsein noch mit den Malen der alten Gesellschaft behaftet, der Staat nicht abgestorben ist, muss der Staat noch einmal die Zähne zeigen; zermalmt wird, wer immer noch falsch denkt. Stalin war es nicht allein. Eine Ideologie, die es den Verhältnissen überlassen will, den Menschen zu befreien, kann schwerlich die wahre Menschlichkeit für sich reklamieren ? es sei denn die (Ideologie) des ?neuen Menschen?, der gar nicht mehr will, was er nicht wollen soll.
aus:
(Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig: Stalin hat den Marxismus nicht allein ruiniert)
http://www.welt.de/wirtschaft/article4355916/Stalin-hat-den-Marxismus-nicht-allein-ruiniert.htmlMeine Meinung zu Marx:
Das Sein darf nicht das Bewusstsein bestimmen wollen.
Das Bewusstsein bestimmt das Sein. Wir müssen unser Bewusstsein erweitern!