Welche Art Kommunist bist Du ?
08.02.2011 um 13:07Zu den unterschiedlichen Auffassungen des Begriffes "Kommunismus", die sich in diesem Thread und allgemein in Deutschland zeigen (einerseits die Idee einer klassenlosen Gesellschaft in der das Prinzip "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" gilt - andererseits der stalinistische totalitäre Überwachungsstaat, mit all seinen Opfern), mal ein Artikel zur eindeutigen Differenzierung aus dem bösen Marxistenblatt "junge Welt". ;)
In Deutschland gibt es zwei verschiedene, einander scharf entgegengesetzte Auffassungen vom Kommunismus. Die eine geht vor allem auf Karl Marx und Friedrich Engels zurück: Kommunismus sei die Vision einer »Gesellschaftsform ..., deren Grundprinzip die volle und freie Entwicklung jedes Individuums ist«, in der »die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller« ist, heißt es bei den Klassikern. Kommunismus sei eine Gesellschaft jenseits von Geld und Markt; in ihm herrsche das Prinjzip »Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen« – im Unterschied zum Sozialismus, in welchem das Prinzip gelte: »Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung.«
Die andere Auffassung vom Kommunismus lautet: Er ist eine Gesellschaft der Unfreiheit und der Ungerechtigkeit, des Terrors – eine unmenschliche Gesellschaft. In Deutschland gehören zu den Hauptautoren dieser Auffassung Adolf Hitler, Konrad Adenauer und Kurt Schumacher. Im Westen Deutschlands regiert militanter Antikommunismus seit über 80 Jahren als Staatsdoktrin. Sie wirft alles gnadenlos nieder, was ihr zu widersprechen wagt.
Ein Schlaglicht auf die deutsche Teilung warfen die Ergebnisse einer Befragung über die größten Deutschen: Die Westdeutschen kürten Konrad Adenauer, die Ostdeutschen Karl Marx zum »besten Deutschen«.
Ginge es um die Wahrheit und um nichts als die Wahrheit könnte weitgehendes Einverständnis darüber hergestellt werden, daß unter dem Banner des Kommunismus, unter Verantwortung von Parteien, die sich als kommunistische Parteien ausgaben, furchtbare Verbrechen begangen wurden. J.W. Stalin, der Massenmord an Millionen Menschen befahl, war der Führer der »Kommunistischen Partei der Sowjetunion«. Entschiedene Absage, Verurteilung solcher Untaten muß bedingungslos eingefordert werden vor allem von denjenigen, die sich heute als Kommunisten bekennen.
Aber geht es denn wirklich »um die Wahrheit und um nichts als die Wahrheit«? Wie geht der heutige Antikommunismus mit denjenigen um, die die Stalinschen Verbrechen vorbehaltlos und entschieden verurteilen, aber an Marxens Auffassung vom Kommunismus festhalten wollen? Die antikommunistischen Tiraden gegen die Äußerungen von Gesine Lötzsch über den Kommunismus sind eine sehr klare Antwort auf diese Frage. Geht man den Dingen auf den Grund, wird sichtbar: Die militanten Antikommunisten meinen eigentlich denselben Kommunismus wie Gesine Lötzsch: Eine künftige Gesellschaft in Marxscher Vorstellung, die sozialökonomisch auf Gemeineigentum an den Wirtschaftsgütern beruht. Aber die ist ihnen verhaßt wie sonst nichts auf der Welt. Ginge es den Antikommunisten nur um Demokratie, um den Kampf gegen staatlichen Terror, gegen Unmenschlichkeit, hätten sie sich anders zur Franco-Diktatur in Spanien, zur Salazar-Diktatur in Portugal und zum Massenmörder Pinochet in Chile verhalten müssen.
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