@pere_ubuVielen Dank!
"Die Ökonomie der Generäle
Die Armee beherrscht Ägypten, auch wirtschaftlich. Wer über ihre Geschäfte berichtet, dem droht Gefängnis. Erst wenn das System fällt, erholt sich das Land.
.. In den Korruptionsprozessen nach Mubaraks Sturz wurden vor allem Gamals Freunde angeklagt.
Geschäftsleute, die der Armee nahestanden, blieben verschont. Es war ein weiteres Signal an die Politiker, die wirtschaftliche Macht des Militärs zu akzeptieren.
Mohammed Mursi wagte es nicht, die Privilegien anzutasten. Dabei forderten nach dem Putsch gegen Mubarak viele, die Geschäfte der Generäle künftig von gewählten Gremien überwachen zu lassen. Doch die Offiziere wehrten sich. "Sie betonten, die wirtschaftlichen Projekte seien unantastbar. Notfalls sei man bereit, dafür zu kämpfen", erinnert sich Chérine Chams El-Dine. Schließlich schrieb Mursi in seiner neuen Verfassung die Unantastbarkeit der Militärgeschäfte fest.
Chaos ist schlecht fürs Geschäft
Am Ende aber wandten sich die Generäle auch gegen ihn. Die Unruhe, die Mursis kompromissloser Regierungsstil im Land anrichtete, war zu schlecht fürs Geschäft. Belegen lässt sich freilich nicht, dass das Militär Brot und Benzin knapp hielt, um die Anti-Mursi-Proteste anzufeuern. Doch dass die Versorgungslage nach dem Putsch schlagartig besser wurde, heizt Spekulationen an.
Jetzt gibt es in Ägypten erneut eine Regierung von Militärs Gnaden. Der neue Premier, der 76-jährige Hazem Beblawi, war schon Finanzminister im vorigen Übergangskabinett. Er ist ein liberaler Ökonom, der sich für Privatisierungen und gegen Subventionen einsetzt.
Im Prinzip könnte Beblawi für Ägypten genau der richtige Mann sein. Er ist Spezialist für sogenannte Rentierstaaten. Das sind etwa die Ölstaaten des Golfs, in denen sich der Herrschaftsapparat so gut wie ausschließlich durch Einnahmen aus dem Ausland finanziert. In Rentierstaaten hängen die Mächtigen finanziell nicht vom Volk ab. Deshalb müssen sie sich vor ihm auch nicht rechtfertigen – es gilt der Spruch "no taxation, no representation". Beblawi weiß: Demokratisch sind Rentierstaaten meist nicht.
Ägypten ist ein Rentierstaat, in dem viele Bürger mehr Teilhabe fordern. Sie wollen "Brot, Freiheit und soziale Gerechtigkeit", sagt der Forscher Joshua Stacher. Gegen den Willen der Generäle wird Beblawi es schwer haben, ihnen das Verlangte zu geben. Auch die Geschäfte der großen Unternehmerfamilien werden gehemmt, solange die Militärs ihre Privilegien behaupten. "
http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-07/aegypten-armee-wirtschaftsinteressen/seite-3@nanusia @Glünggi @JoschiX @Taln.Reich @Iliria @cRAwler23 @Turboboost @Luminarah @shionoro @Lightstorm"Der Freiheit eine Gasse! Auch im Islam
Ist der Islam mit Demokratie kompatibel? Man ist geneigt, diese Frage mit "Nein" zu beantworten, zumal alle demokratischen Gehversuche in der arabisch-islamischen Welt gescheitert sind oder in Chaos endeten. Alle?
Nicht ganz. Das größte islamische Land der Erde heißt nicht Ägypten, Syrien oder Saudi-Arabien, sondern Indonesien. Mit etwa 200 Millionen Muslimen ist Indonesien der Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Trotzdem ist der Islam dort nicht Staatsreligion. Und das Wichtigste: Indonesien ist seit 2004 eine international anerkannte Demokratie, eine Präsidialrepublik. Die Verfassung sieht Gewaltenteilung vor.
Zugegeben: Die indonesische Demokratie ist fragil und ständig bedroht. Die alten Seilschaften aus dem System von Ex-Diktator Suharto sind noch immer präsent, und der radikale Islam, dem es noch nie und nirgendwo gelungen ist, Gesellschaft konstruktiv zu gestalten, schweigt nicht. Aber das System, mithin das Land, gehorcht demokratischen Spielregeln. Warum also sollten Islam und Demokratie nicht miteinander vereinbar sein?
..
Im Übrigen ist dem Islam so etwas wie Basisdemokratie nicht fremd. Es gab sie immer schon seit seiner Entstehung im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung und nannte sich Schura, was mit Beratung zu übersetzen und ein wichtiger Grundsatz des islamischen Rechts ist.
..
Der politische Islam darf keine Zukunft haben, seine falschen Propheten sind rückwärtsgewandte Modernitätsverweigerer und die größten Profiteure arabischer Impotenz. Die Islamisten pervertieren eine Weltreligion. Es ist kein Zufall, dass alle bisherigen Versuche, einen Gottesstaat zu etablieren, gescheitert sind. Der Freiheit eine Gasse! Auch im Islam."
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article118016025/Der-Freiheit-eine-Gasse-Auch-im-Islam.html