juvenilea schrieb:Ich fragte mal meinen Vater warum denn einige Menschen so sind und er gab mir eine ganz einfache und tatsächlich bis heute nicht widerlegte Antwort: "Weil ihre Großväter und Ur-Großväter bei der SS oder Waffen-SS waren."
Sicherlich gibt es auch Enkel und Ur-Enkel, die gelernt haben, jedoch zumindest jeden den ich bisher getroffen habe und krass ausländerfeindlich war, dessen Großvater oder Ur-Großvater war tatsächlich in der SS.
Ich sehe das hier noch etwas differenzierter und würde da nicht pauschalisieren.
Reden wir hier von "besorgten Bürgern" und Pegida-Anhängern, von richtigen Neo-Nazis,
von "Schwurblern" oder über die "Mitte der Gesellschaft", die sich über die "vielen Asylanten, Ausländer und Muslime"
aufregt?
Das ist wichtig zu klären, denn das sind alles sehr großes Unterschiede.
Ich denke auch nicht, dass es unbedingt an den von dir genannten Gründen liegt.
In UK hat man ebenso Leute, die sich über die "Pakis" [sic] aufregen und in Frankreich
regen sich viele über die Algerier und Araber und auch über die Schwarzen dort auf.
Und in den USA regen sich die Leute über die Mexikaner und Hispanics auf.
Und während du einen Vater hast, den du sowas scheinbar fragen kannst und der so
antwortet wie er geantwortet hat, habe ich einen Stiefvater, der gerne die BILD liest
und sich dabei über die "Kanaken" [sic] und Asylanten beschwert und meint, dass viele
davon Straftäter seien und man diese alle in einen Sack stecken und darauf schlagen müsse.
Ich bin z.B. durchaus so aufgewachsen, dass "die Erwachsenen" mehrheitlich sagen, dass ein
"Kleiner Hitler" Deutschland ganz "gut tun würde" usw. In meiner Familie wird auch darauf
bestanden, dass weiterhin das N-Wort und dergleichen benutzt werden soll, denn man lasse
sich nichts vorschreiben.
Und trotzdem besteht meine Familie nicht aus Nazis. Sie wählen noch nicht einmal rechts.
Je nachdem wird manchmal gar nicht gewählt, weil "die da oben machen eh was sie wollen"
oder es wird eher die SPD gewählt, "Die Arbeiter-Partei".
Die würden auch niemals auf Demos, egal für oder gegen welche Seite, gehen.
Ich bin in einem Stadtteil mit hohem Ausländeranteil aufgewachsen und im direkten Umgang
mit Menschen, die Migrationshintergrund haben, war meine Familie immer sehr nett und höflich.
Auch bezüglich ausländischer Arbeitskollegen oder im Bekanntenkreis. "Ja, XY ist Türke/Muslim, aber
die sind anders. Das sind welche von den Guten!"
Die gleichen, die zuhause beim Konsum der BILD solche Sprüche von sich geben. Tja.
Ich bin der Ansicht, dass das eher zu großem Teil mit niedrigem Bildungsgrad und dem Konsum
der Boulevard-Medien (BILD, RTL-Nachrichten usw) einhergeht.
Wie dieser Witz mit dem Keks.
Bezüglich richtiger Neo-Nazis und Pegida-Anhängern: Auch hier kann man es nicht so einfach erklären.
Ich denke allerdings auch hier, dass vieles mit der Thematik Bildungschancen, Armut und Frustration
zu tun hat.
Und das überall auf der Welt. In den USA sind die ärmeren Familien mit niedrigerer Bildung
dann eben gegen die ganzen Mexikaner, welche "die Arbeit wegnehmen" und im working class UK
dann eben gegen Pakistaner und Inder.
juvenilea schrieb:Und die anderen Länder?
Das ist übrigens auch ein Statement was ich sehr häufig höre: "Andere sind auch so, oder noch schlimmer!"
Mich interessieren andere nicht, wenn wir uns immer nach dem Schlechtesten richten, wären wir Kakerlaken.
Das sehe ich anders. Man kann und darf zu einer adäquaten Einordnung durchaus erwähnen, wo ein Land steht,
wenn man es schon aufgrund des Parameters "Fremdenfeindlichkeit" einordnen will.
Man darf und soll durchaus auch globale Vergleiche ziehen und Gemeinsamkeiten finden.
Und da sieht man eben, dass es bestimmte Strömungen und Ansichten auch analog in anderen
Ländern gibt.
Man sieht auch, dass einiges in anderen Ländern durchaus extremer als in Deutschland ist.
Da muss man noch nicht einmal in die USA gehen und muss nicht einmal Asien besuchen, die noch
immer extrem schlimme Schimpfworte für Schwarze haben (sowie auch für uns westliche Weiße).
Man muss auch nicht zwingend dafür nach Russland reisen.
Da reichen schon einige Gebiete Europas. Egal ob Ungarn, Tschechien, Litauen oder unsere Nachbarn in Polen.
Selbst unsere Nachbarn in der Schweiz, die mehrheitlich Minarette verboten haben.