illik schrieb:Stimmt nicht. Und deshalb habe ich "Naja, fast." geschrieben.
Diejenigen welche unbrauchbar sind, steckt man als billige Arbeitskraft hinter Fliessbandarbeiten. Deshalb sind sie doch noch zu etwas nütze.
Untauglicher Abschwächungsversuch.
illik schrieb:Natürlich gibt es noch die ewigfaulen Arbeitslosen welche keinen einzigen Finger krümmen. In einer Demokratie darf man diese ja nicht zu Zwangsarbeit verdonnern...
Dahinter steckt Prädestination – der Lehre von der Gnadenwahl.
illik schrieb:In einer Demokratie darf man diese ja nicht zu Zwangsarbeit verdonnern... Aber diese Sorte Menschen sind sowieso eine extrem kleine Minderheit, welche irgendwann als Stein wiedergeboren werden.
Wo gibts da eine Wiedergeburt?
Diese Lehre besagt, dass Gott durch seinen Beschluss einige Menschen zu ewigem Leben und andere zu ewigem Tod bestimmt. Die Gnade ist bei Luther verlierbar, kann aber durch Buße wieder gewonnen werden, dagegen ist sie beim Calvinismus vorherbestimmt.
Wie erfährt nun der Gläubige, ob er erwählt ist oder nicht? Diese Ungewissheit führt zu einer ständigen Angst der Gläubigen. Aber wie ertragen die Gläubigen diese ständige Angst?
In der seelsorgerischen Praxis kristallisierten sich „zwei miteinander verknüpfte Typen seelsorgerischer Ratschläge hervor“ (Bd1, S. 128), die u. a. für den Pfarrer bestimmt sind. Zum einen wird es dem Gläubigen zur Pflicht gemacht, sich für erwählt zu halten. Anderenfalls erliegt der Gläubige dem Teufel, der Zweifel sät. Hier sieht Weber die Erziehung zum selbstgewissen „Heiligen“, die er noch in seiner Zeit zu erkennen vermag. Hier bemerkt Weber auch den Unterschied zu Luther. Ein Lutheraner wäre ein reumütiger Sünder. Zum anderen raten die Seelsorger dem Gläubigen zur Berufsarbeit, als hervorragendes Mittel, um Selbstgewissheit zu erlangen, eigentlich aber um Angst abzubauen.
Auf die Selbstgewissheit muss hier noch etwas näher eingegangen werden. Denn, um Selbstgewissheit zu erlangen, kann einem niemand helfen – kein Prediger, kein Sakrament, keine Kirche, kein Gott. Der Gläubige ist auf sich selbst angewiesen. Er darf sich niemandem anvertrauen, da er dann schon wieder zweifeln würde, und damit dem Teufel verfallen wäre. Es wird vor Menschenhilfe und -freundschaft gewarnt. Selbst zum nächsten Freund wird tiefes Misstrauen verlangt. Auch die Beichte verschwand stillschweigend – das Mittel zum periodischen Abreagieren des heftig erregten Schuldbewusstseins. Dies liest Weber in Erbauungsschriften der damaligen Zeit. Er folgert daraus, dass die Individuen in tiefer innerer Isolierung allein mit sich selbst beschäftigt sind.
Die Wirkung dieser Isolierung bzw. dieser Angst führt bei den einen zu jeder nur erdenklichen Selbsterniedrigung, bei anderen zu rastlosem und systematischem Kampf mit dem Leben.
Um Gnadengewissheit zu erlangen, sind gute Werke absolut ungeeignet, aber sie sind unentbehrlich als Zeichen der Erwählung. Anders gesagt, der Gläubige kann die Seligkeit nicht kaufen, aber er kann die Angst um die Seligkeit loswerden. Weber sagt dazu, „dass Gott dem hilft, der sich selbst hilft“ (Bd. 1, S. 131). Der Gläubige setzt sich damit unentwegt selbst unter Kontrolle, und das ist somit eine konsequente Methode, um die gesamte Lebensführung zu gestalten.
Die Prädestinationslehre der Calvinisten führte zu einer Verweltlichung des Gottesdienstes, welcher nicht auf die Kirche beschränkt blieb, sondern gekoppelt mit dem „Bewährungs“-Gedanken im täglichen Leben seinen Ausdruck fand (Bd. 1, S. 111, Anmerkung 4). Mit Bezug darauf wird oft auch von der innerweltlichen Askese gesprochen, welche Sparsam- und Enthaltsamkeit verlangt. Im Gegensatz zu anderen Religionen kann die Gnade Gottes nicht durch transzendente Handlungen (Beten, Beichte) erlangt werden, sondern ist vorherbestimmt. Die Prädestination lässt sich zwar nicht positiv beeinflussen, drückt sich jedoch im Diesseits durch Erfolg aus.
Weber, Max: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie I (S. 1–206), Tübingen: J.C.B. Mohr 1920, 8.A 1988, ISBN 3-16-845366-8
Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, Tübingen: J.C.B. Mohr 1934.
Weber, Max: Die Protestantische Ethik I. Eine Aufsatzsammlung, hrsg. v. Johannes Winckelmann, Hamburg: Siebenstern 1965, ab 5.A Gütersloh: GTB/Siebenstern 1979, ISBN 3-579-01433-1 [im Text als „Bd.1“]- Schon lange nicht mehr lieferbar!
Weber, Max: Die Protestantische Ethik II. Kritiken und Antikritiken, hrsg. v. Johannes Winckelmann, Hamburg: Siebenstern 1968, ab 3. A Gütersloh: GTB/Siebenstern 1978, ISBN 3-579-03827-3 [im Text als „Bd.2“]- Schon lange nicht mehr lieferbar!
Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, Vollständige Ausgabe. Herausgegeben und eingeleitet von Dirk Kaesler, 3. durchgeseh. Aufl. München: C.H. Beck 2010. ISBN 3-406-51133-3.
Und daraus folgend, wird der als von Gott auserwählt angesehen,
der in seinem Leben, das meiste Kapital angehäuft hat.
Doch ist dies kein Gott, sondern bloß ein Demiurg.