Taln.Reich schrieb:Das Phänomen "Aufstocker" ist sowieso ein Skandal
Nicht unbedingt.
Die Menschen arbeiten zum Nutzen der Gesellschaft und die Gesellschaft gleicht das aus, was sie selbst nicht erwirtschaften können.
Ich verstehe schon, dass es toller wäre, wenn man nur von seiner Hände Arbeit gut leben könnte - aber dazu müsste die Gesellschaft (der Staat) der Arbeitgeber sein und entsprechend verteilen. So gleicht der Staat die Ungerechtigkeit aus, die durch ein grundsätzlich marktwirtschaftliches System entsteht.
Der Punkt ist, dass viele arbeitsintensive Tätigkeiten zugleich auch Tätigkeiten sind, die Grundbedürfnisse decken. Eine Verteuerung dieser Bereiche trifft eben besonders diejenigen mit wenig Geld. Durch ein "Aufstocken" wird das zum Teil auf die Allgemeinheit umgelegt - und zwar eher zu Lasten derjenigen, die mehr Steuern bezahlen können. Rein rational betrachtet, gar nicht falsch. Das Problem liegt eher in einer (scheinbar) fehlenden Wertschätzung solcher Tätigkeiten.
Was wäre denn in Deinen Augen eine bessere Lösung?
Taln.Reich schrieb:Es zeigt, dass ein existieren am Minimum ohne Arbeit die meisten Menschen nicht glücklich macht. Deswegen weise ich die Behauptung der BGE-Gegner hier, wonach nach Einführung eines BGE sofort alle aufhören zu arbeiten, zurück.
Zu unrecht, wie ich finde.
Klar werden die meisten "sich beschäftigen". Aber wenn das an dem Bedarf der Gesellschaft zu sehr vorbei geht, entsteht daraus kein Nutzen, der verteilt werden könnte.
Taln.Reich schrieb:Die Differenz aus Grundeinkommen und Steuerlast entscheidet, ob jemand in einer Gesellschaft mit Grundeinkommen unterm Strich mehr oder weniger Geld in der Tasche hat.
Klingt prima, ist aber nicht unbedingt richtig.
Ds stimmt, wenn alle im Grunde so weitermachen, wie bisher. Aber Menschen optimieren ihr Leben nach Aufwand und Nutzen. Dadurch ändern sich die Rahmenbedingungen und das Argument ist nicht mehr gültig.
Klar, denkbar ist ein Modell, das durch ein BGE zu mehr Gerechtigkeit führt. Aber ein solches Modell muss entwickelt werden, es nur zu behaupten genügt nicht.
Die Seite, die Du verlinkt hast, geht recht locker an die Argumentation heran und bügelt über die Probleme drüber.
Beispiel:
Wenn das Grundeinkommen die Freiheit der oder des Einzelnen stärkt, schlecht entlohnte Arbeit abzulehnen, dann müsste diese Arbeit zweifellos durch eine angemessene Entlohnung attraktiver werden, damit sie weiterhin erledigt wird. Wäre das nicht eigentlich ein Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt?
Es ist schön, wenn man in der Müllabfuhr, beim Regale einräumen, in der Pflege oder in der Herstellung von Lebensmitteln mehr verdient. Aber wen trifft das besonders? Wen trifft es, wenn die Leerung der Mülltonne doppelt so teuer ist? Oder ein Pflegeplatz? Oder Grundnahrungsmittel?
Klar kann man behaupten, man müsse Arbeitsplätze nur attraktiver machen, dann wird schon jemand da arbeiten. Aber diese Attraktivität fällt nicht vom Himmel.
Wie ist denn Dein Lösungsvorschlag an dieser Stelle?
Nicht missverstehen, ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen diese Idee. Aber die Umsetzung sollte wenigstens plausibel sein.