Sonny-Black
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Eine neue Wirtschaftsreform?
23.01.2009 um 15:53Kreditwesen
Die Banker des Propheten
Das islamische Finanzsystem erweist sich als immun gegen die globale Krise. Was können westliche Banker vom Koran lernen?
Mohammed wäre ein schlechter Banker gewesen. Als der Prophet des Islam vor 1500 Jahren in Mekka lebte, wollte er faire Geschäfte machen. Seine Kunden sollten wissen, worauf sie sich einließen. Mit Weizen, Seide und Salz wollte er handeln, mit realen Produkten – nicht bloß mit Geld. »Die Zins verschlingen, stehen nicht anders da als einer, den der Satan mit Wahnsinn geschlagen hat.« So wurde es später in den Koran geschrieben – aber das ist lange her.
Am Finanzmarkt der vergangenen Jahre interessierte das keinen. Da wetteten Hedgefonds auf Kreditrisiken, da spekulierte man auf fallende Kurse von Wertpapieren, die man gar nicht besaß. Da erfand man immer undurchsichtigere Finanzprodukte, die mit der echten Wirtschaft nichts mehr zu tun hatten. Bis die Blase platzte. Aber seit dem großen Finanzcrash werden die Regeln neu geschrieben – und dabei hat Mohammed plötzlich doch etwas zu sagen. Denn Islamic Finance, die Finanzordnung auf Basis der Scharia, bietet der globalen Krise die Stirn.
Korantreue Anleger hat die größte Finanzkrise seit 80 Jahren tatsächlich weit weniger schlimm getroffen. Die Scharia – das islamische Recht, das im Westen bislang als Synonym für Grausamkeit galt – verbietet die riskanten Geschäfte, mit denen sich Banker weltweit verspekuliert haben. Während im Westen ganze Investmenthäuser unter der Last von faulen Krediten und hoher Verschuldung zusammenbrachen, verzeichnen die Anbieter von Islamic Finance zweistellige Wachstumsraten. Ist es aus-gerechnet der Koran, von dem westliche Banker heute lernen können? Und hätte sich eine derartige Krise mithilfe der Scharia womöglich gar verhindern lassen? Müssen wir unser Weltbild vom radikalen, rückständigen Islam revidieren?
Erst 1975 wurde die Dubai Islamic Bank als erste Scharia-konforme Bank gegründet – heute gibt es gut 300 Finanzanbieter in 75 Ländern. Nach muslimischen Regeln wurde zwar schon im Mittelalter gehandelt, aber erst die steigenden Öleinnahmen förderten in den 1970er Jahren ein neues muslimisches Selbstbewusstsein und einen eigenen, Scharia-konformen Bankensektor.
Eine Billion Dollar werden Einlagen und Investments von Islamic Finance im Jahr 2010 ausmachen, prophezeit die Unternehmensberatung McKinsey. Investiert werden darf nur in Branchen, die »halal«, also rein sind. Geschäfte mit Schweinefleisch, Alkohol, Glücksspiel, Waffen oder Pornografie sind ausgeschlossen.
Autor(in): Cornelia Schuss
http://www.pm-magazin.de/de/heftartikel/artikel_id3397.htm (Archiv-Version vom 23.01.2009)
Die Banker des Propheten
Das islamische Finanzsystem erweist sich als immun gegen die globale Krise. Was können westliche Banker vom Koran lernen?
Mohammed wäre ein schlechter Banker gewesen. Als der Prophet des Islam vor 1500 Jahren in Mekka lebte, wollte er faire Geschäfte machen. Seine Kunden sollten wissen, worauf sie sich einließen. Mit Weizen, Seide und Salz wollte er handeln, mit realen Produkten – nicht bloß mit Geld. »Die Zins verschlingen, stehen nicht anders da als einer, den der Satan mit Wahnsinn geschlagen hat.« So wurde es später in den Koran geschrieben – aber das ist lange her.
Am Finanzmarkt der vergangenen Jahre interessierte das keinen. Da wetteten Hedgefonds auf Kreditrisiken, da spekulierte man auf fallende Kurse von Wertpapieren, die man gar nicht besaß. Da erfand man immer undurchsichtigere Finanzprodukte, die mit der echten Wirtschaft nichts mehr zu tun hatten. Bis die Blase platzte. Aber seit dem großen Finanzcrash werden die Regeln neu geschrieben – und dabei hat Mohammed plötzlich doch etwas zu sagen. Denn Islamic Finance, die Finanzordnung auf Basis der Scharia, bietet der globalen Krise die Stirn.
Korantreue Anleger hat die größte Finanzkrise seit 80 Jahren tatsächlich weit weniger schlimm getroffen. Die Scharia – das islamische Recht, das im Westen bislang als Synonym für Grausamkeit galt – verbietet die riskanten Geschäfte, mit denen sich Banker weltweit verspekuliert haben. Während im Westen ganze Investmenthäuser unter der Last von faulen Krediten und hoher Verschuldung zusammenbrachen, verzeichnen die Anbieter von Islamic Finance zweistellige Wachstumsraten. Ist es aus-gerechnet der Koran, von dem westliche Banker heute lernen können? Und hätte sich eine derartige Krise mithilfe der Scharia womöglich gar verhindern lassen? Müssen wir unser Weltbild vom radikalen, rückständigen Islam revidieren?
Erst 1975 wurde die Dubai Islamic Bank als erste Scharia-konforme Bank gegründet – heute gibt es gut 300 Finanzanbieter in 75 Ländern. Nach muslimischen Regeln wurde zwar schon im Mittelalter gehandelt, aber erst die steigenden Öleinnahmen förderten in den 1970er Jahren ein neues muslimisches Selbstbewusstsein und einen eigenen, Scharia-konformen Bankensektor.
Eine Billion Dollar werden Einlagen und Investments von Islamic Finance im Jahr 2010 ausmachen, prophezeit die Unternehmensberatung McKinsey. Investiert werden darf nur in Branchen, die »halal«, also rein sind. Geschäfte mit Schweinefleisch, Alkohol, Glücksspiel, Waffen oder Pornografie sind ausgeschlossen.
Autor(in): Cornelia Schuss
http://www.pm-magazin.de/de/heftartikel/artikel_id3397.htm (Archiv-Version vom 23.01.2009)