Kampf dem Islam!
04.06.2004 um 22:49
Der Weg der geistigen Erhebung
Der Muslim sieht in seine Welt, die islamische Welt, die sich heute in nahezu fünfzig machtlose, den außenpolitischen Interessen der Großmächte ausgelieferte Staatsgebilde aufgesplittert hat. Schon oberflächliche Blicke eröffnen ihm eine für jeden Anhänger des Islam bedrückende Realität: Die bereits vor mehreren Jahrhunderten einsetzende umfassende Dekadenz, in deren Zuge sich schleichend geistige Trägheit und allgemeines Desinteresse an den politischen Machenschaften der jeweiligen Machthaber in die Köpfe der Muslime einnisteten; die Unfähigkeit auf wissenschaftlich-technischer Ebene jegliche Leistungen hervorzubringen, die ökonomische Unzulänglichkeit des Großteils der muslimischen Länder, der zu Folge die Grundbedürfnisse von Millionen Muslimen nicht einmal annähernd befriedigt werden können; der Hunger, die Not und das verbreitete Leid.
All dies und vieles Unerfreuliche mehr ergibt zusammengesetzt ein trauriges Bild der Gegenwart der islamischen Welt - ein Bild, das kaum ausreichend ist, den geistig-kulturellen Verfall, die sich am niedrigen wissenschaftlichen und technologischen Niveau unserer Länder zeigende materielle Rückständigkeit und vor allem die politische und wirtschaftliche Ergebenheit unserer Regenten in den Willen des westlichen Neoimperialismus deutlich widerzuspiegeln. Die hegemoniale Stellung die dem islamischen Staat als die einzige Großmacht der damaligen Welt über ein ganzes Jahrtausend gesichert war, ist nun schon lange verweht, und die heutigen Staaten der islamischen Welt haben nicht mehr den geringsten Einfluss auf der Bühne der Weltpolitik zu verzeichnen.
Vielmehr haben sich unsere Regierungen zu einem Spielball westlicher Großmachtinteressen degradieren lassen, und können - realistisch betrachtet - nicht einmal von ihrem Recht auf politische Selbstbestimmung Gebrauch machen. Ebenso ist von der einstigen kulturellen, in ihrer Vielfalt weite Bereiche des Denkens und der Wissenschaft umfassenden Blüte der Muslime nicht mehr als die historische Erinnerung an eine vergangene Epoche geblieben. Kurzum, die islamische Welt, einst alle Bereiche des kulturellen, politischen und ökonomischen Lebens vieler asiatischer, afrikanischer und europäischer Gesellschaften prägende und dominierende Macht, präsentiert sich heute in einem bedauernswerten und mitleiderregendem Zustand der umfassenden Dekadenz und Schwäche. Irritiert und gleichzeitig beeindruckt von der glitzernden Oberfläche des Okzidents hat sie sich ihrer islamischen Weltanschauung und Lebensweise weitgehend entfremdet und versucht krampfhaft den westlichen Lebensstil zu imitieren, seine wissenschaftlichen, technologischen und industriellen Errungenschaften zu kopieren, in der Hoffnung so einen Weg zu finden, der aus dem Sumpf der Rückständigkeit und weltpolitischen Bedeutungslosigkeit weist.
Hiermit sind wir auch schon beim Thema dieses Artikels angelangt: Der Weg aus der Dekadenz der islamischen Welt hin zu ihrer Erhebung. Nicht selten wurde die Behauptung aufgestellt, die Erhebung einer Gesellschaft auf allen Ebenen ihres Daseins habe ihren Ursprung in den wirtschaftlichen Möglichkeiten des betreffenden Landes, d. h. in seinem Reichtum an natürlichen Ressourcen. Eine These die sich schon rein durch die Tatsache widerlegen lässt, dass Länder wie Kuwait oder andere Golfscheichtümer, die aufgrund ihrer großen Erdöl- und Erdgasvorkommen zweifelsohne zu den reichsten Nationen der Erde zählen, zugleich zu deren rückständigsten und lethargischsten gehören, was die Fähigkeit zur selbständigen und unabhängigen Aufwärtsentwicklung und kreativen Aktivität auf wissenschaftlicher und Forschungsebene angeht. Denn der unvergleichliche Luxus der Moderne, der sich dem Beobachter in diesen Ländern bietet und der in seiner Übertriebenheit selbst in der Mehrzahl der Länder der westlichen Hemisphäre nicht vorzufinden ist, dieser Überfluss an Luxus und Reichtum stammt nicht einmal in seinen primitivsten Elementen aus jenen Scheichtümern am Golf.
Vielmehr handelt es sich um einen Wohlstand, der zur Gänze in Form westlicher Güter und Dienstleistungen importiert und mit den Einnahmen aus dem Ölexport finanziert wird. Die Emirate und ähnliche Staaten wären ohne die maschinellen Anlagen des Westens und seiner fachmännischen Anleitung nicht einmal zur Gewinnung und Förderung des in der Wüste vorkommenden Erdöls in der Lage. Andererseits zeugen Länder wie z. B. Japan von der Möglichkeit, sich trotz äußerster Knappheit der eigenen Ressourcen zu einer, den Wohlstand der eigenen Bevölkerung sichernden und die Weltmärkte dominierenden Wirtschaftsgroßmacht zu entwickeln.
Auch die von den Vereinten Nationen, dem Sprachrohr der westlichen Industrienationen und Vertreter ihrer internationalen Interessen, weltweit verkündete Notwendigkeit der Einschränkung des Bevölkerungswachstums in der Dritten Welt kann nicht die Ursache des Aufstiegs bedeuten. Die UNO, deren jüngste Vergangenheit ganz deutlich ihre Instrumentalisierung zur Verwirklichung der hegemonialen Bestrebungen der westlichen Welt in allen Erdteilen unter Beweis gestellt hat, verliert zu Recht an Glaubwürdigkeit, wenn sie sich nun - neben ihrem Dasein als Werkzeug des Neoimperialismus - als um die Probleme der Dritten Welt besorgte und an ihrer Lösung interessierte Weltorganisation präsentiert. Die durch die UNO vertretenen sog. "bevölkerungspolitischen" Ziele des Westens sind alles andere als humanitärer Natur. Doch die Erörterung dieser Problematik soll nicht Thema dieses Aufsatzes sein. Es soll lediglich darauf hingewiesen werden, dass die Bevölkerungsdichte vieler westeuropäischer Industrienationen die der Volksrepublik China bei weitem überwiegt. Nichtsdestotrotz werden Frauen in China aus Furcht vor der "Bevölkerungsexplosion" nicht selten Methoden der Zwangssterilisierung und Zwangsabtreibung zur Realisierung der Regierungsträume von der Einkindfamilie ausgesetzt, während in Ländern wie der BRD, Österreich und der Schweiz Kindergeld, Familienbeihilfen, Karenzurlaub etc. einen deutlichen Anreiz darstellen sollen, mehr Kinder in die Welt zu setzen.
Würde ein geringes Bevölkerungswachstum fortschrittssichernd wirken, würden die Industrienationen sicherlich nicht Schritte zur ständigen Vergrößerung ihrer Bevölkerung setzen. Und die Behauptung, große Teile Chinas sowie anderer Drittweltländer eigneten sich nicht zur Besiedlung ist, bei den heutigen technologischen Möglichkeiten, keine sehr glaubwürdige Rechtfertigung.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass das Erwachen und die Erhebung eines Volkes ihre Wurzeln und Beweggründe in einem ganz anderen, nicht primär mit der ökonomischen Problematik in Verbindung stehendem Bereich haben. Es geht um die Frage der Ideologie. Erst das Entstehen einer Ideologie in einem Volk und die bewusste Akzeptanz und Internalisierung, also Verinnerlichung derselben seitens eines Großteils der Bevölkerung bewirkt den allgemeinen und umfassenden Aufstieg einer Gesellschaft, ungeachtet der Frage nach der Richtigkeit oder Falschheit dieser Ideologie. Bevor wir jedoch zur Erklärung und Begründung dieses Gedankens übergehen, wollen wir zunächst den Begriff der Ideologie, der hier mangels eines besseren Verwendung finden soll, im gegebenen Kontext erklären.
Als Ideologie soll hier eine essentielle Idee verstanden werden, aus der eine Methode zur Realisierung der angestrebten Ziele hervorgeht. D. h. eine grundlegende Überzeugung, die auf die für den Menschen bedeutende Frage nach Ursprung, Sinn und Ziel seines Lebens antwortet und die zum Maßstab und Leitgedanken für all seine weiteren Gedanken und Handlungen wird, sowie ein dieser Grundüberzeugung entspringendes System zur Lösung der individuellen, gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Probleme ergeben die Ideologie.
Von dieser Definition ausgehend finden wir in der heutigen Welt lediglich drei Ideologien vor: den Kapitalismus, den Kommunismus und den Islam. Den ersten beiden ist es gemeinsam, dass es Staaten gibt, die als ihre Träger fungieren. Dies trifft auch noch für den vom Aussterben bedrohten Kommunismus zu; hingegen findet sich der Islam in keinem Staatsgebilde verwirklicht vor. Es handelt sich in seinem Falle um eine Ideologie, die lediglich in den Köpfen seiner denkenden und bewussten Anhänger existiert - noch fern davon im Felde der Realität eine bedeutende Rolle zu spielen.
Bevor das Zeitalter der Aufklärung seinen Siegeszug in den Ländern Europas antrat, war das Abendland jahrhundertelang in die tiefe Finsternis des Mittelalters versunken, unfähig seinen Völkern auch nur den Anstoß zum Erwachen aus der kulturellen Ohnmacht zu verleihen. Die geistige Dekadenz und der materielle Verfall webten, ihrem Wesen entsprechend, in allen Bereichen des individuellen und gesellschaftlichen Lebens des europäischen Kontinents. Verursacher dieser Rückständigkeit war das mittelalterliche Christentum, das durch die Institution der Kirche weite Bereiche des privaten und politischen Daseins des Europäers dominierte. Das Christentum selbst konnte nie die Erhebung der es tragenden und ihm anhängenden Völker erwirken, da es sich im Falle dieser Religion um keine Ideologie im oben definierten Sinne handelt. Sie gibt dem Menschen zwar eine Antwort auf die Frage nach der Herkunft des Universums, des Menschen und des Lebens, deren Sinn und Zweck sowie ihren Ausgang - sie besitzt also eine Grundüberzeugung aus der jedoch kein umfassendes System zur Lösung der anfallenden und sich mit dem Voranschreiten der Zeit teilweise erneuernden Probleme menschlicher Gesellschaften hervorgeht.
Erst als die Aufklärung in die europäische Geschichte einzog, zeichnete sich ein Erwachen des abendländischen Geistes ab, dem sehr bald ein rapider Fortschritt und eine Erhebung jener europäischen Gesellschaften folgten, die mit diesem Geiste in Berührung kamen und seine Gedanken zur Grundlage der Gestaltung ihrer Zukunft machten. Der Leitgedanke der Aufklärung war das vehemente Eintreten für die Trennung zwischen Staat, bzw. öffentlichem Leben und Religion, der Säkularismus. Der Mensch stand nunmehr im Mittelpunkt des Universums, nicht mehr Gott, wie es die Kirche noch vertreten hatte. Er (der Mensch) war es, der sich - orientiert am materiellen Nutzen - seine Ziele steckte und Systeme formte. Als wesentliche Idee dieser neu angebrochenen Epoche zeichnete sich langsam das kapitalistische Wirtschaftssystem ab, das sich schon bald zu einem imperialistischen Faktor internationaler Tragweite entwickeln sollte. Da die Politik der westeuropäischen Länder, ja der gesamte Staat den ökonomischen Interessen der Kapitalisten nahezu gänzlich untergeordnet wurde und bis heute untergeordnet bleibt, da also die Politik von der Wirtschaft dominiert wird und der Regierungskurs der westlichen Industrienationen letztendlich von finanzkräftigen Organisationen bestimmt wird, sprechen wir von der kapitalistischen Ideologie, die hiermit mit ihrem wesentlichsten Merkmal bezeichnet wird. Die bis in die Gegenwart anhaltende politische und ökonomische Hegemonie des Westens legt bestes Zeugnis vom Erfolg dieser Ideologie ab.
Ein ähnliches Bild präsentiert sich bei der Betrachtung jener Völker, die mit dem Kommunismus in Berührung kamen und seine Ideen zur Basis ihres Denkens und Handelns erklärten. Das abgelegene Russland, an dem die Entwicklung des übrigen Abendlandes weitgehend vorübergegangen war und dessen politische und wirtschaftliche Missstände einen fruchtbaren Boden für das kommunistische Gedankengut bereiteten, erlebten in diesem Jahrhundert eine unverhoffte Verwandlung. Nach einer langen Zeitspanne der kulturellen Trägheit und generellen Rückständigkeit, machte Russland und mit ihr die gesamte Sowjetunion, der größte Staat seiner Epoche sowie der europäische Ostblock, mit Hilfe der kommunistischen Ideologie einen weiten Sprung in das Zeitalter technologischen Fortschritts. Die UdSSR entwickelte sich neben den USA zur große Teile der Welt beherrschenden, Supermacht, die einen geistigen und materiellen Aufstieg ihrer Völker erlebte, wenn sich auch diese, vor allem was die Bereicherung der Bevölkerung angeht, nicht im westlichen Ausmaß vollzog.
Mit noch klarerer Deutlichkeit lässt sich die Richtigkeit dieses Gedankens an der Geschichte des Islam aufzeigen. Die teils sesshaften, teils nomadisierenden Völker der arabischen Halbinsel hatten während ihrer historischen Entwicklung seit der Besiedelung des genannten Raumes keinerlei bedeutende Rolle in der Geschichte der Menschheit gespielt. Die Araber waren über Jahrhunderte hinweg ein in zahlreiche, meist einander feindlich gesinnte, kulturell rückständige Stämme zerfallenes Volk, das im Schatten der beiden Großreiche, des sassanidischen Persiens und des byzantinischen Ostroms, sein Dasein fristete, ohne auch nur davon zu träumen, eines Tages als geeinte Macht über die Grenzen der Halbinsel hinaus das Schicksal dieser beiden Großreiche zu lenken, ja zu besiegeln.
Doch eben dies wurde bereits im ersten Jahrhundert nach der Hijra zur Realität. Der Islam, der sich in den Geistern und Herzen der frühen Muslime als die einzig wahre, die innere Zufriedenheit des Individuums hervorrufende und alle Bereiche des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens regelnde Ideologie verankert hatte, verlieh ihnen die Kraft, innerhalb weniger Jahrzehnte einen Staat zu schaffen, der sich in seiner Ausdehnung von den Küsten des Atlantik bis zu den Grenzen Chinas über das südliche Europa, Nordafrika und Zentralasien erstreckte. Ein Staat, dessen kulturelle Blüte allen Völkern zuteil werden sollte, die mit dem Geiste des Islam in positiver Weise in Berührung kamen, und der sich über ein gesamtes Jahrtausend als die einzige Großmacht ihrer Zeit auf der Bühne der Weltgeschichte behaupten sollte. Die Größe und kulturelle Bedeutung der Muslime in vergangenen Jahrhunderten und die unvergleichlich rasche Ausweitung des islamischen Staates ist jedem Kenner der Geschichte ein Begriff, so dass in diesem Zusammenhang nicht weiter darauf eingegangen werden braucht.
Diese kurze Betrachtung der drei genannten Ideologien zeigte uns, wie rasch sie - gekoppelt mit dem gesellschaftspolitischen Verständnis und Interesse der sie tragenden und vertretenden Völker - eine umfassende und bereichernde Vorwärtsentwicklung erwirken konnten. An dieser Stelle sei die politische Wachsamkeit und der Wille des Volkes zur Änderung der herrschenden drückenden Verhältnisse hervorgehoben. Denn solange sich die Ideologie nicht in den Köpfen eines Großteils der Menschen des Landes gefestigt hat und somit das Verständnis der politischen Vorgänge und der Wille zum politischen Handeln nicht entstanden sind, kann es keine Erhebung geben, ganz gleich wie kraftvoll die Ideologie sein mag. Mit dem politischen Verständnis und Handeln der Menschen ist jedoch nicht das Begreifen der Feinheiten inner- und zwischenstaatlicher Vorgänge und Beziehungen gemeint, sondern das allgemeine Verständnis politischer Ziele und Intrigen der Machthaber.
Wie schon eingangs erwähnt, bewirkt die Ideologie einen Aufstieg der Gesellschaft, ganz gleich ob es sich um eine richtige oder falsche Ideologie handelt. Ihre Korrektheit oder Falschheit haben jedoch sicherlich einen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit, die Effektivität und den Grad der Erhebung des Volkes. Da die Ideologie ja die Grundlage des auf ihr errichteten soziokulturellen Überbaus darstellt, führt ihre Fehlerhaftigkeit zu einer fehlgeleiteten Entwicklung allen individuellen und gesellschaftlichen Schaffens und vor allem zur Unzufriedenheit und Glücklosigkeit der betroffenen Menschen. Diese Erscheinung lässt sich aus der bedrückenden Realität der kapitalistischen und kommunistischen Gesellschaften, selbst zu Zeiten ihrer kulturellen Blüte und weltpolitischen Dominanz ersehen.
Der Islam, für uns Muslime die einzig wahre Ideologie, hat im Verhältnis zu Kapitalismus und Kommunismus einen unvergleichlich bedeutenderen Aufstieg seiner Völker bewirkt. Es stellt sich jedoch die Frage, wie die Richtigkeit oder Fehlerhaftigkeit einer Ideologie im vorhinein zu erkennen ist.
Die Ideologie kann sich entweder in den Köpfen eines oder mehrerer Denker entwickeln oder aber dem Menschen von Allah geoffenbart werden. Nun ist der Denker, so genial er auch sein mag, den sozialen und temporären Um- und Zuständen seiner Umgebung ausgesetzt und kann seine Gedanken nur im Rahmen der ihm zur Verfügung stehenden Informationen und Erkenntnisse entwickeln. Allah hingegen, der Schöpfer des Menschen und allen Daseins, der nicht in den räumlichen und zeitlichen Dimensionen eingegrenzt ist und keinerlei Einflüssen ausgesetzt ist und in seiner Absolutheit den Menschen und dessen Realität genau erfasst, kann diesem eine in ihrem Ursprung und ihrer Überlieferung der Fehlerhaftigkeit nicht unterworfene Ideologie bieten, die ein ideales und zeitloses System zur Bewältigung seiner individuellen und gesellschaftlichen Probleme birgt.
Darüber hinaus erweist sich die Mangelhaftigkeit einer im Kopfe des Menschen entstandenen Ideologie an Hand ihrer Disharmonie und Widersprüchlichkeit mit den natürlichen Veranlagungen, die das Wesen des Menschen ausmachen. Diese Widersprüchlichkeit lässt sich in Kommunismus und Kapitalismus sehr deutlich erkennen. Ersterer versuchte, die religiösen Gefühle der Menschen gänzlich zu unterdrücken und leugnete die spirituelle Komponente des Daseins, als er Universum, Leben und Mensch als zufällige Erscheinungsbilder der Materie bezeichnete, die sich aufgrund der ihr (der Materie) innewohnenden Dialektik entwickelt haben. Darüber hinaus verwehrte er dem Menschen das Recht auf privaten Besitz und wandte sich so gegen den Selbsterhaltungsinstinkt des Menschen, zu dessen Erscheinungsformen der Privatbesitz gehört.
Der Kapitalismus beging einen ähnlichen Fehler, als er in Reaktion auf die extreme Ausrichtung des mittelalterlichen Christentums dem spirituellen Bereich jeglichen Wert absprach und sich rein und ausschließlich den Genüssen des materiellen Lebens hingab, in der Hoffnung durch die Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse des Menschen die Glückseligkeit der europäischen Völker sichern zu können. Jedoch führte diese Einstellung dazu, dass aus marktwirtschaftlichen Überlegungen heraus immer größeres materielles Verlangen den Menschen anerzogen wird, um so neue Märkte erschließen und den Absatz neuer Produkte sichern zu können. Dies wiederum lässt im Konsumenten nach der Verwirklichung jedes materiellen Zieles ein noch größeres Bedürfnis nach Produkten entstehen, die zu erlangen immer komplizierter wird - das Leben als eine ständige Jagd nach materieller Besserstellung. Dass es damit allein aber nicht getan ist, zeigt sich immer deutlicher an dem Frust und der Unzufriedenheit vieler finanziell und wirtschaftlich bessergestellten Gesellschaftskreise, welche die materielle Welt vernachlässigend, die Befriedigung ihrer spirituellen Bedürfnisse in vor allem fernöstlichen Religionen und Lebensweisheiten suchen oder, um ihre Umwelt zumindest für einige Stunden vergessen zu können, sich in die Welt des Alkohols und anderer Drogen flüchten. Auch diese Ideologie widerspricht also der natürlichen Wesenheit des Menschen, zu der eben auch das spirituelle Verlangen zählt.
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die Ursache der anhaltenden und sich kontinuierlich verschlimmernden Rückständigkeit der Muslime der Gegenwart primär darin begründet ist, dass sie den Islam bis lang nicht zur Gänze erfasst hatten, d. h. ihn nicht als Ideologie und die Ideologie nicht als den Faktor des Aufstiegs begriffen haben. Der Islam stellte noch vor weniger als zwei Jahrzehnten in den Augen der überwiegenden Mehrheit der Muslime eine Religion dar, die wie jede andere auch in ein säkulares System eingebaut werden könne. Lediglich gewisse Unterschiede in der Gottesauffassung, einer Reihe von theologischen Fragen und den rituellen Praktiken seien zu beachten. Seine nicht selten äußerst frommen Anhänger verloren sich oft in der übertriebenen Praktizierung des Ritus und der Betonung jener religiösen Handlungen, deren Verrichtung Allah den Gläubigen nur empfohlen hat, ohne jenen Bereich der politischen, ökonomischen und sozialen Normen, die Er in Staat und Gesellschaft zu realisieren geboten hat, zu kennen oder kennen zu wollen. Die zahlreichen, innen- und außenpolitische Beziehungen regulierenden Gesetze, die Verpflichtungen, denen inner- und zwischenstaatliche wirtschaftliche Transaktionen unterliegen, die den gesellschaftlichen Bereich regelnden Maßnahmen, deren Implementierung Allah den Muslimen im Qur'an und der Sunna auferlegt hat, finden heute in den seltensten Fällen Anwendung.
Viele fromme Muslime waren und sind teilweise auch heute noch nicht einmal von der Notwendigkeit bzw. der Möglichkeit der Realisierung der diese Bereiche betreffenden islamischen Gebote überzeugt. Sie sprachen sich, geprägt vom europäischen Leitgedanken des Säkularismus, für die Zurückdrängung des Islam in den häuslichen Raum und die Moschee aus. Es wurde ihm lediglich zugebilligt, sich in den Angelegenheiten der allgemeinen Wohlfahrt, der seelischen Betreuung und finanziellen, aus Spendengeldern finanzierten Unterstützung der Armen und Mittellosen einzusetzen. Kurzum, dem Islam wurde lediglich zugestanden, "karitative" Aufgabenstellungen zu bewältigen, sozusagen eine Art besseres Christentum zu sein. Er wurde nicht als eine umfassende soziale Ordnung betrachtet, die ein unvergleichliches System zur Behandlung der Probleme des Individuums und der Gesellschaft beinhaltet, sondern als eine amputierte, ihrer revolutionären Kraft zur Veränderung beraubte Religion verstanden, die auf der politischen Ebene keine Stimme haben sollte. Und eben dieses irrige Verständnis der Muslime in Bezug auf ihre islamische Überzeugung, verbunden mit ihrer politischen Bewusstlosigkeit, ist die Ursache der Rückständigkeit und Dekadenz der gesamten islamischen Welt.
Obwohl der eben beschriebene Zustand noch auf viele Muslime zutrifft, so hat sich doch seit Ende der siebziger Jahre dieses Jahrhunderts eine deutliche Änderung vollzogen. Täglich mehren sich die hoffnungsvollen Anzeichen, die darauf hinweisen, dass die ersten Schritte auf dem Weg der Erhebung bereits getan sind: Das allgemeine Interesse der islamischen Umma am politischen Islam beginnt wieder zu erwachen und die den Islam tragenden Völker erlangen Schritt für Schritt ihr schon seit Jahrhunderten verlorenes politisches Bewusstsein wieder. Sie setzen sich zunehmend aktiv für die Beseitigung der verknöcherten, mit dem Islam in keinster Verbindung stehenden Machtstrukturen ein. Immer mehr Muslime begreifen den Islam als die alle Bereiche ihres privaten und öffentlichen Lebens dominierende Ideologie und sind bestrebt, ihn zur Grundlage und zum einzigen Maßstab aller politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Entscheidungen und Handlungen zu machen.
Die rasche Ausbreitung des umfassenden Verständnisses des Islam, sowie die Rückkehr der Muslime zu seinen ursprünglichen Prinzipien und die damit einhergehende Akzeptanz Allahs als den alleinigen Souverän, dessen im Qur'an und in der Sunna geoffenbarter Wille die Grundlage jeglichen muslimischen Verhaltens und Handelns darstellt, scheinen nicht mehr in weiter Ferne zu sein. Diese noch bevorstehende Entwicklung wird auch in Aussprüchen des Propheten (s) aufgezeigt, die besagen, dass der Islam und die Muslime nach dem geistigen und materiellen Verfall der islamischen Welt ihre einstige Größe und Würde wiedererlangen werden, sobald sie beginnen, umzudenken und sich dem Islam als Leitgedanken und Lebensordnung wieder zuwenden.
Ein Muslim ist erst dann ein Muslim wenn er endlich damit aufhört, den Islam so zu interpretieren das die Ungläubigen es nicht bekämpfen, denn der wahre Islam wird von den Ungläubigen bekämpft.