@lone_dog lone_dog schrieb:Natürlich wäre es regierenden Kräften allemal lieber, wenn Protest sich nicht auf das Blockieren von Straßen etc. auswirken würde, sondern nurnoch in Form von shitstorms, onlinepetitionen und dergleichen stattfände.
So lange die Politik darauf reagiert, sie uns deutlich zeigt, dass wir dadurch Einfluss ausüben können, ist doch alles okay. Der Mensch will eine Möglichkeit haben, sich der Politikerkaste gegenüber zu artikulieren. Sicher hat das Vorteile für die Politiker, aber ich denke dass beide Seiten davon profitieren müssen, falls Du mit Deiner Sicht überhaupt richtig liegen solltest. Es spricht übrigens auch nichts dagegen, sich an Onlinepetitionen zu beteiligen
und auf der Strasse zu demonstrieren.
lone_dog schrieb:Es soll und wird dadurch nur leichter gemacht werden, so argumentieren zu können, was du ja bereits tust.
Wenn sie dazu bereit wären, an Demos teilzunehmen, würden sie es doch tun, oder etwa nicht ? Du würdest solchen Menschen, die bereit sind an Demos teilzunehmen doch sicher bescheinigen, zu wissen, dass sie an etwas Wichtigem teilhaben wenn sie demonstrieren, oder ? Wenn sie dazu bereit wären, würden sie doch vielmehr genau die Position vertreten, die Du hier gerade vertrittst, statt ausschliesslich an Onlinepetitionen teilzunehmen.
lone_dog schrieb:da diese Potentiale sowieso vorhanden sind und nicht zusätzlich, sie müssen nur aktiviert werden.
Also soll man ihnen keine Möglichkeit bieten, sich an Onlinepetitionen zu beteiligen ?
Seltsam nur, dass man dann Onlinepetitionen überhaupt etablieren konnte, und dass sie nicht schon längst aktiviert wurden, wenn sie doch bereits vorhandene Potentiale darstellen. Wieso wird das Geheimnis der Aktivierung dieser Potentiale denn verheimlicht, oder was ist der Grund, dass diese Potentiale nicht aktiviert werden ?
(Also entweder bin ich jetzt auf Deine Aussage eingegangen, oder es ergibt sich einfach kein Sinn aus diesem Teil Deines Posts. Ich bin mir gerade nicht ganz sicher da Du nicht eindeutig vorhandene und zusätzliche Potentiale trennst, denn nicht aktivierte vorhandene Potentiale sind doch zusätzliche Potentiale, da sie inaktiv sind ?!? )
lone_dog schrieb:Das wird man erst auf lange Sicht trennscharf sagen können, ich bin allerdings überzeugt, dass dies tatsächlich einen negativen Impakt in genau dieser Form haben wird.
Im Grunde kann man doch sagen, dass es sowas wie eine Szene ist, man trifft immer wieder auf die selben Leute, die auf Demos gehen, oder ? Wieso sollten diese Leute denn ihre Szene verlassen, wieso solltest Du das tun ? Meinst Du nicht, dass sich diese Leute dessen bewusst sind, woran sie teilhaben ?
Auf lange Sicht wird es sich wohl auswirken, aber z.B. Gewerkschaften werden sicher niemals auf die direkte Aktion verzichten können.
lone_dog schrieb:Hiermit verknüpfst du Bewegung bereits viel zu sehr mit einem sehr hohen Auslöserreiz.
Das kann ich leider nicht nachvollziehen. Gehen die Leute nun demonstrieren, wenn sie etwas aufregt, oder wenn sie etwas anregt ?
lone_dog schrieb:eine Klimax für Bewegung und Motivation sorgen wird. Was nach der Klimax kommt, ist klar. Passivität.
Wie meinst Du das ?
lone_dog schrieb:Nein, es darf nicht sein dass nurnoch maximale Empörung, Aufregung oder Entrüstung zur Bewegung führen, das ist sogar sehr gefährlich.
Ich finde es auch ziemlich seltsam, dass Menschen zu Demos gehen, wie andere gemeinsame Parties feiern, und sich dann für die besseren Demokraten halten, auch wenn ich es respektiere, dass sie ihren Hintern in Bewegung setzen so glaube ich dennoch, dass es sich dabei um kein rein altruistisches Verhalten handelt.
Demonstrationen von Gewerkschaften sind elementar wichtig, dass diese dann aus Solidarität unterstützt werden finde ich auch super, ist ja auch alles in Ordnung, aber das berechtigt diese Menschen nicht dazu, anderen Menschen, denen eben nichts an dieser Form sozialer Events liegt vorzuschreiben, wie sie sich politisch einzubringen haben.
Wenn es die Onlinepetition nun mal gibt, so ist es ein legitimes Mittel, dessen man sich bedienen darf, und dessen man sich auch bedienen sollte, ob jetzt zusätzlich zu Demonstrationen oder nicht.
Ich behaupte, es bedarf sowieso schon immer gewissen Empörungsamplituden um überhaupt die Bürger zu mobilisieren, das war schon immer so und wird sich dadurch auch nicht ändern.
Mal von all dem abgesehen existieren Onlinepetitionen jetzt und sie werden immer beliebter, was willst Du dagegen unternehmen ? Es lässt sich nicht mal argumentativ etwas dagegen vorbringen, und negative Auswirkungen auf die Demonstrationsbereitschaft ist (noch) nicht nachweisbar.
Was allerdings nachweisbar ist, ist dass die Mitgliederzahlen bei den Gewerkschaften sinken, dass die jungen Menschen nicht nur an die Politik nicht glauben, sondern auch kein Interesse mehr an Gewerkschaften haben und dieser Fakt ist nicht auf die Onlinepetitionen abzuwälzen, vielmehr sind die Onlinepetitionen eine Folge draus. Denn würde das Interesse an Gewerkschaften zunehmen oder zu mindest konstant bleiben, würde man nicht versuchen zusätzliche Möglichkeiten zu etablieren. Wer ist Schuld daran, dass das Interesse an Gewerkschaften abnimmt, das ist meiner Meinung nach die wesentlich wichtigere Frage in diesem Kontext.
Ich denke ich habe sogar einen Anhaltspunkt, um diese zu klären, wenn ich mir die Gehaltsentwicklungen in Deutschland ansehe.