Ist Antisemitismus wieder "in"?

@AthleticBilbao

alles eine Frage der Vergangenheitsbewältigung, die in Deutschland stets unter dem Banne des "wir verzeihen euch Auschwitz nicht" steht

Auch hier aufm Board hat ja ein (inzwischem gesperrter) Thread eindrucksvoll bewiesen, dass fuer viele Deutsche die Begriffe "Nazi" ind "Jude" so stark assoziiert werden, dass man beides als Schimpfwort akzeptiert. Daher gilt auch weiterhin: IDF, weitertrainiereb

@AthleticBilbao

AthleticBilbao schrieb:Antijüdisches Geschwätz hör ich aber leider nicht bloß von jüngeren Menschen, sondern von allen Altersklassen bekomme ich so Unsinn mit.

Nicht nur alle Alterklassen sind von diesem Unsinn befallen, sondern auch alle politischen Strömungen, selbst dort wo man diesen Unsinn am wenigsten vermuten würde. Links gibt man dem Ganzen dann nur ein hübscheres Etikett und nennt es "Israelkritik". Man erinnere sich nur an den Kreisverband der Linken in Duisburg und ihre glorreiche Aktion"Kauft keine Produkte aus Israel", um mal EIN Beispiel zu nennen.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/antisemitismus-vorwurf-linke-zerstreitet-sich-mit-zentralrat-der-juden-a-769441.html

@Chiliast

Kann dir da nur zustimmen, seh es genau so wie du.

@Chiliast

ne ganze bewegung mit nen paar männchen vergleichen ist aber nicht besonders ratsam

@Chiliast

In Bezug auf den Spiegelartikel:

Einige Sachen sind da schon echt derber Tobak, wie z.B. der Schal mit der Karte ohne Israel.

Allerdings ist doch Israel-Kritik nicht automatisch Anti-Jüdisch. Es gibt so manche Kritikpunkte die man nicht einfach mundtod machen kann. Auch der Aufruf keine Früchte aus Israel zu kaufen ist nicht sehr verwerflich... unsere Regierungen machen sowas tagtäglich und nennen es Sanktionen oder Embargos. Anders wäre der Fall wenn man aufrufen würde zu "kauft nicht bei juden"... aber diesen Unterschied sieht der Einäugige meist nicht...

Die Linke jetzt in die rechte Ecke zu schieben ist schon arg paranoid und zeigt die reflexartigen Reaktionen des ZDJ auf Israelkritik.

Andererseits finde ich es bedenklich das Judenwitze und der Jude als Schimpfwort durch die Jugend inflationär genutzt wird... zumindest macht es den Eindruck... konfrontiert man die Kids (Kids ist da eher relativ, auch so manch Mittzwanziger gibt solch Dünnpfiff von sich) sind sie sich des Antisemitischen Inhalts garnicht bewusst... so wie man sich früher in der Hopperszene "Nigger" nannte und auch ncihts gegen Schwarze hatte.

LG

@def
Ich höre von unseren Azubis oft Sätze wie "Dann hat der Jude mich rausgeworfen." (wenn der Lehrer jemanden mal der Klasse verwiesen hat z. B.) und ich hab mich immer gewundert. Aber ich denke es ist wie du sagst. Es ist ne Phrase ohne wirklichen Hintergrund. Ich frag mich nur wann und durch wen sich das etabliert hat?!

@so.what

Immer gleich nachbohren... hatte in der Lehre (ich war 28 der Klassenschnitt so bei 19) einen Banknachbar den ich in die Kategorie "Atze" stecken würde... immer wenn er was von Juden gefasselt hat hat er von mir nen Einlauf bekommen.

Etabliert hat sich das durch eben jenes lächerliche Vorgehen des ZDJ oder eben die Rechtsparanoia wie ich finde.

Das ist wie ein riesiger roter Knopf gleich neben einem Kinderspielplatz über dem steht: "NICHT DRÜCKEN"

Das dauert keine 5 Minuten hat da irgendwer drauf gehauen... ich glaube man macht sich ein Stück weit lächerlich über so manchen Schnellschuss der Israelischen Lobby alles und jedem die Nazikeule überzeihen zu wollen... Oft ist es angebracht, keine Frage, aber bei manchen Dingen denkt man schon die sind nciht ganz fit.

Beim Tag der Sachsen dieses Jahr waren historische Militärfahrzeuge im Umzug. Die Fahrer natürlich in echten Wehrmachtsuniformen... natürlich ohne verbotene Symbolik. Man kann sich das Theater in den Medien vorstellen... das heuchlerische ist: hätte man Uniformen von Stalins Gulagaufsehern getragen und wäre mit Sovjetischem Gerät rumgefahren hätts keinen gestört.

Soll man Geschichte leugnen oder sich mit ihr auseinander setzen? Ich bin für letzteres und wenn man weiterhin wegen jedem historischen Detail cholerisch "Nazi!" schreit schafft man sich seine rechten Mittelstand ganz schnell selbst ohne das dieser überhaupt rechtes Gedankengut vertritt...

Wenn sogar "Die Linke" rechts ist bleibt ja nichtmehr viel übrig... ;)

LG

@def

Man sollte nicht der Versuchung erliegen tatsächlichen Antisemitismus in der linken Ecke als Diffamierungsversuch zur Israelkritik zu relativieren. Es gibt linken Antisemtismus, allerdings ist er kein Wesenselement der Linken, so wie es bei den Rechtsextremen ist.

@def
Antisemitismus gibt es links und rechts, ebenso in katholischen und protestantischen Kreisen, vom Islam ganz zu schweigen......
Antisemitismus ist nicht politisch sondern psychologisch zu begründen.

@def
Weißt, ich bohre ja nach. Aber unsere Azubis sind meist Jungs im Alter von 18-22 die sehr sehr, sagen wir, einfach sind. Will sagen, die wissen nicht was vor ihrer Geburt passiert ist und es interessiert sie auch nicht. Unser Meister sagt immer, ich bin wie Lucky Luke. Ich schieße schneller als mein Hirn denkt ;). Wie bei dir, bekommen sie bei mir auch immer sofort einen Einlauf. Einfach weil es so dumm nachgeplappert ist, ohne Sinn und Verstand. Nur ändern tut dies nichts. Es scheint "hipp" zu sein Menschen, die einen aufregen, als "den Juden" zu bezeichnen.

Ich liebe Rammstein. Schon seit ich junges Mädchen bin liebe ich Rammstein. Ich mag die Musik, mag das Theater, mag den Humor. Ich weiß nicht wie viele unzählige Male ich deswegen als Nazi beschimpft wurde. Was ein Witz ist. Weder ich, noch Rammstein mit ihrer Musik, vertreten in irgendeiner Weise rechtes Gedankengut. Aber die Menschen sind teilweise sehr sensibel. Das akzeptiere ich und rede dann ruhig drüber. Ich bin multikulturell aufgewachsen und liebe Vielfalt. Dennoch stehe ich (und ich weiß nicht wie ich es formulieren soll, weil ich Schiss hab, es kommt falsch rüber) der israelischen Politik sehr kritisch ggü. Meine Mutter hingegen sieht es ganz anders. Wir können aber ganz ruhig diskutieren, ohne das irgendwer eine Nazikeule raus holt.

Das Leben hat viele Facetten und ist so bunt. Da gibt es nicht nur links oder rechts, schwarz oder weiß. Hass ist immer falsch, egal worum es geht.

@Ben_Nemsi

Natürlich hast du da recht, aber wie ist denn zumeist das vorgehen bei Kritik an Israel? Ich erinnere da gern an Günther Grass der ganz sicher kein Antisemit ist.

@so.what

Richtig, es ist hipp und die die es verwenden sind soviel Antisemit wie der Papst Muslim... zumeist wissen sie mit Antisemitismus nichtmal etwas anzufangen.

so.what schrieb:Das Leben hat viele Facetten und ist so bunt. Da gibt es nicht nur links oder rechts, schwarz oder weiß. Hass ist immer falsch, egal worum es geht.

Genau so ist es, leider wird dieses Schubladen denken permanent forciert und einer Doktrin gleich auf die Menschen eingereded. Man schaue nur mal die Threadstitel hier auf Allmy.

Vereinfacht lauten sie:

Muslim = böse, Ami = böse, Israel = böse, Hartzer = bö...faul und so weiter und sofort.

Diese Schubladen sind anerzogen, vom Elternhaus, der Schule, den Freunden und ganz ganz besonders den Medien... und da kommen wir zu dem was ich seit langem behaupte:

Nichts ist gefährlicher für Regierende als ein zusammenstehendes Volk... es gibt schlicht nichts was die Existenz der alten/neuen Eliten bedrohen könnte. Deshalb werden KEile überall in die Bevölkerung getrieben und für jede kritische stimme hat man dann eine entsprechende Keule parat. Das hat seit vielen Jahren System und vor allem "Nachrichten" Shows a la Punkt 12 oder Propagandasender N-TV (Die tödlichsten Bomben, Die größten Waffen, Die Welt ohne Menschen, Das *random* Ende der Welt... sagma habens denen ins Hirn geschissen in den Redaktionen solch einen Dreck zu verbreiten?) sorgen dafür das wir nurmehr in Schubladen denken.

Ich halts da mit Orwell

"Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten - wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten -, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit"

"Das Friedensministerium befasst sich mit Krieg, das Wahrheitsministerium mit Lügen, das Ministerium für Liebe mit Folterung und das Ministerium für Überfluss mit Einschränkungen."

"Und die Menschen unter dem Himmel waren auch fast ganz gleich - überall auf der ganzen Welt, Hunderte oder Tausende von Millionen Menschen, die gleichfalls so waren. Menschen, bei denen einer nichts vom Leben des anderen Wusste, die von Mauern des Hasses und Lüge getrennt gehalten wurden und doch fast gleich waren - Menschen, die nie denken gelernt hatten, die aber in ihren Herzen und Leibern und Muskeln jene Macht aufspeicherten, die eines Tages die Welt umstürzen würde."

"Wer die Vergangenheit kontrolliert, der kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, der kontrolliert die Vergangenheit!"

"Auf lange Sicht war daher eine hierarchisch geordnete Gesellschaft nur auf einer Grundlage von Armut und Unbildung möglich."

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Entschuldigt das es doch etwas Offtopic ging, aber ich denke DAS ist der Grund des Übels.

LG

@def
Wie Recht du hast! 1984 ist...*brrr*, gruselig, aber irgendwie ist immer und überall 1984. Was soll ich noch sagen :D? Kann dem nichts hinzufügen.

Man sollte sich mal fragen, warum es hier keine selbsternannten "Türkeikritiker" gibt.

Die Türkei unterdrückt die Kurden und ihr Recht auf einen eigenen Staat.
Die Türkei hält mit Nordzypern illegal fremde Länder besetzt.
Die Türkei siedelt in Nordzypern gezielt Türken an.

Na ihr Gutmenschen in Deutschland, ist ja so wie ihr es in Israel "sieht"!

@OUDTEN
In diesem Forum wird auch Kritik an der Türkei oder ihrem Vortänzer und seiner Politik geübt, ist doch völlig natürlich.
Was hat das aber mit Antisemitismus zu tun?

@Heide_witzka

Es gibt aber keine selbsternannten "Türkeikritiker"!

Wer hat außerdem die Eier und kritisiert mal die Türkei in Deutschland?
(Das ist keine Forderung von mir, das ist eine Feststellung)

Die Kritik an Israel ist per se nicht Judenfeindlich, wird aber immer wieder von Judenfeinden
beschmutzt, die unter dem Deckmantel "Israelkritik" und ihrem Kampfbegriff "Zionisten"
gegen Juden hetzen.

@def

Das ist doch mittlerweile übliches (politisches und gesellschaftliches) Mittel um sein Gegenüber zu diffamieren.
Der Islamkritiker wird als Islamophob dargestellt. Der Kritiker an Auswüchsen des Sozialsystems wird als Sozialdarwinist dargestellt. Der Kritiker am ausartenden Kapitalismus wird als Kommunist dargestellt. Und so weiter

OUDTEN schrieb:Man sollte sich mal fragen, warum es hier keine selbsternannten "Türkeikritiker" gibt.

Die Türkei unterdrückt die Kurden und ihr Recht auf einen eigenen Staat.
Die Türkei hält mit Nordzypern illegal fremde Länder besetzt.
Die Türkei siedelt in Nordzypern gezielt Türken an.

Na ihr Gutmenschen in Deutschland, ist ja so wie ihr es in Israel "sieht"!

Nun mal halblang. Wenn du über die Türkei diskutieren willst, dann konn in den Türkei-Thread und langweile uns dort mit deinem Unwissen. Hier geht es um Israel.

@def

Das erinnert mich an folgendes Interview mit Broder im Focus:

Focus-Journalist:

Die Buchthese lautet, der heutige Antisemitismus tarne sich als Antizionismus. Sind alle Israel-Kritiker aus Ihrer Sicht Antisemiten?

Broder:

Es gibt ehrenhafte Kritiker, die sich Sorgen um die Lage der Palästinenser machen. Es wundert mich jedoch, warum es so viele quasi hauptamtliche Israel-Kritiker gibt. In Talkshows wird „Israel-Kritiker“ eingeblendet, als wäre es ein Beruf. Ich habe aber noch nie erlebt, dass jemand als Syrien-Kritiker oder Sri-Lanka-Kritiker vorgestellt wurde. Diese Leute behaupten auch ständig, Israel-Kritik sei ein Tabu. Dabei kritisieren alle deutschen Zeitungen ständig die Politik der jeweiligen israelischen Regierungen. Mit der Tabubehauptung wollen sie sich einen Heldenbonus erschwindeln

Im Folgenden auch ein ziemlich treffender Vortrag von Broder. Ab etwa 5 Minuten spricht er über den "Neuen Antisemitismus", woraufhin er auch auf den sog. "Antizionismus" zu sprechen kommt (damals noch am Beispiel der PDS aufgezeigt)

Henryk M. Broder: "Antisemitismus ohne Antisemiten" - Antizionismus (bessere Qualität)

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