@CurtisNewtonDalits – Die Unberührbaren Die Dalits stellen rund 16 Prozent der Hindus in Indien. 80 Prozent der 1,1 Milliarden Inder gehören dem Hinduismus an. Obwohl Diskriminierung auf Basis von Kastenzugehörigkeit in Indien verboten ist, ist die Benachteiligung der Dalits besonders in ländlichen Gebieten Indiens weit verbreitet. (dpa) Diese „Unberührbaren” sind
nach hinduistischer Weltanschauung die unterste Schicht der Menschen. „Dalit”, wie sich die Kastenlosen selbst nennen, heißt so viel wie „der
Gebrochene, der Vertriebene, der Niedergetretene”. Zwar verbietet die indische Verfassung von 1950 offiziell die „Unberührbarkeit”, aber Berichte von gewalttätigen Übergriffen auf Dalits häufen sich. Ihnen ist außerdem der Zugang zu
Tempeln und jegliche Annäherung an Gott untersagt. Religion
Hindus - 82%
Muslime - 12%
Christen - 2,3% (16 Millionen der
25 Millionen Christen in Indien leben auf dem Land und gehören meistens zu den so genannten „ Dalits“ (die Unberührbaren), der untersten Stufe des hinduistischen Kastensystems)
der Rest gehört anderen Religionen an Christenverfolgung Gründe für die Verfolgung Gründe für Angriffe auf Christen gibt es viele; um nur einige von ihnen zu nennen:
1.Würde für die Dalits: Die ersten Missionare führten die Missionsarbeit zweispurig durch und gingen sowohl zu den Armen, den Unterdrückten und den Ausgestoßenen als auch zu den Hindus, die einer Kaste angehören. Sie merkten jedoch, dass erstere auf das Evangelium reagierten, während letztere dem Christentum gegenüber kritisch blieben. Die Armen und die Unterdrückten sprachen auf das Evangelium an, weil es ihnen Selbstwert und Würde versprach. Was ihnen aus der Heiligen Schrift übermittelt wurde, war eine Botschaft der Erweckung
und des Vertrauens. Beeinflusst wurden die Dalits fraglos von einer Vielzahl von Gründen wie geistliches, materielles, seelisches und soziales Wohlergehen. Die Erweckung des Gewissens war die einzige Ursache für die gesellschaftliche Transformation der Dalits. Ihre Bekehrung zu Christus erweiterte ihre Denkweise, schärfte ihren Geist und gab ihnen Selbstrespekt. So riss das Evangelium Jesu Christi das traditionelle Kastensystem ein. Das war für die Verfechter des brahmanischen Kastensystems inakzeptabel, wo jeder angenommen wird, der sich den Brahmanen unterwerfen will. Der Grund für die Verfolgung war, dass das Evangelium Christi einerseits als
Befreiungsbotschaft zu den
Armen und Unterdrückten kam,jedoch für Brahmanen und Kasten-Hindus andrerseits eine Bedrohung darstellt.
2.Einfluss auf Kultur: Die
Missionare hatten nicht die Absicht, die Kultur zu zerstören. Sie lehnten allerdings solche kulturellen Praktiken ab, die sie als völlig unvereinbar mit den Forderungen des Evangeliums beurteilten und auch für das Wohl der Gemeinschaft. Hierzu zählten besonders solche Übel wie die Kinderehe, Sati
(Witwenverbrennung), Kindstötung und Kastensystem. Da gesellschaftliche Ungerechtigkeit gegen den Willen Gottes ist, waren die Missionare aufgerufen, sie zu
bekämpfen, gleichgültig, ob Menschen deshalb zu Christen würden oder nicht. Das wiederum war denen unerträglich, die Verfechter des bösen Systems waren.
Aus theologischen Gründen: Die
Christen in Indien sind auch ihres
Glaubens wegen hinterfragt
worden. Völlig normal ist das Argumentieren gegen den christlichen Glaubenssatz, dass Jesus Christus der einzige Weg ist. Das ist für viele zu einem Stolperstein geworden. Die Fundamentalisten haben Christen zur Kompromissbereitschaft in
diesem Punkt aufgefordert, oft
auch mit Gewalt. Das ist einer der
Hauptgründe für die Angriffe. Auch die Art, in der Christen den Armen selbstlos dienen, ist ein Stolperstein für viele. Gegen Christen gerichtete
Zwischenfälle nehmen in Indien
zu. So wurden in 2005 vermehrt
gewalttätige Übergriffe auf
Christen und Anschläge auf
Kirchen gemeldet. Die von der
gemäßigten Kongresspartei
geführte Zentralregierung hat
der Kirche gegenüber eine neutrale Einstellung. Die Regierungen vieler Teilstaaten jedoch werden von der
Hindupartei BJP (Bharatiya Janata
Party) und verwandten Gruppen
fundamentalistischer Hindus
dominiert. Hier hat die Zentralregierung weniger Einfluss. Die BJP und ihre politischen Verbündeten kontrollieren die Regierungen in Rajasthan, Orissa, Gujarat, Chhattisgarh, Madhya Pradesh, Karnataka und Bihar, wo Gewalt gegen Christen Berichten zufolge in den letzten beiden Jahren
zugenommen hat. Christen geraten daher auf lokaler Ebene aufgrund von Beschuldigungen wegen
angeblicher Missionierungsaktivitäten unter zunehmenden Druck. Der äußert sich in körperlichen Angriffen, Denunzierungen in den Medien, Drohungen usw. Hindu- Fundamentalisten haben auf allen staatlichen und örtlichen Ebenen freie Hand. Mehrere Staaten konnten deshalb Antibekehrungsgesetze einführen.
Anti-Bekehrungsgesetze Antibekehrungsgesetze sollen vor allem Übertritte von Hindus zu anderen Religionen einschränken. Sie gelten bislang in den Bundesstaaten Chhattisgarh, Orissa, Madhya Pradesh, Arunachal Pradesh und Himachal Pradesh. Das in
Rajasthan im April 2006 beschlossene Antibekehrungsgesetz muss noch von der Gouverneurin
gebilligt werden. Antibekehrungsgesetze in Arunachal Pradesh aus dem Jahr 1978 und Gujarat aus 2003 sind noch nicht in Kraft getreten sind,
weil die Ausführungsbestimmungen
fehlen. Den Gesetzen nach muss jeder beabsichtigte Religionswechsel den Bezirksbehörden zuvor anzeigt werden. Ausgenommen sind Bürger, die zu ihrer ursprünglichen Religion, in der Regel dem Hinduismus,zurückkehren wollen. Verstöße gegen das Gesetz können mit bis zu zwei Jahren Haft und/oder einer Geldbuße bestraft werden. Für den Fall eines erzwungenen Religionsübertritts eines Minderjährigen, einer Frau, eines Dalits (Kastenlosen) oder eines Stammesangehörigen (Ureinwohner) können die Haftstrafe auf drei Jahre und die
Geldstrafe erhöht werden. Nach Ansicht des indischen Christlichen Rechtsverbands verstoßen
Antibekehrungsgesetze gegen
die Verfassung, weil sie den
Grundsatz der Gleichheit vor dem
Gesetz verletzen. Außerdem
erleichterten sie es hinduistischen Extremisten, Rückbekehrungsprogramme zu veranstalten. Erfahrungen von Christen zufolge wachsen die
religiösen Spannungen in jenen Bundesstaaten, in denen Antibekehrungsgesetze in Kraft sind.
Christliche Organisationen und Menschenrechtsorganisationen äußerten die Befürchtung, dass es unter den Antibekehrungsgesetzen für Hindu-Fundamentalisten leicht
wäre, christliche Mitarbeiter unter falschen Beschuldigungen anzuzeigen. Jede christliche Sozialarbeit unter Menschen eines anderen Glaubens könnte als „Verlockung" bezeichnet werden.
Bei der Definition von „Zwang"
spricht das Gesetz u. a. von der
„Drohung mit dem göttlichen
Unwillen", wodurch jede
christliche Schrift verboten
werden könnte, in der von
Himmel und Hölle sowie den
Folgen der Sünde und der
Verwerfung Christi die Rede ist.
Außerdem ist im Gesetz die
„Rückbekehrung" von
christlichen Konvertiten zum
Hinduismus ausdrücklich
ausgenommen, indem eine
Konversion definiert wird als die
Annahme einer anderen Religion
als die der Vorväter. Eine
„Rückkehr“ zum Hinduismus gilt
dann nicht als Bekehrung. Die
meisten Christen waren früher
eher Animisten als Hindus.
Extremisten wie die
nationalistische Organisation
„Rashtriya Swayamsevak
Sangh“ (RSS) halten
„Rückbekehrungs"- oder
„Heimkehr"-Zeremonien ab, um
Christen zum Religionswechsel
zu bringen. Damit wird die
Bekehrung zum Hinduismus
anders behandelt als die zum
Christentum, während in der
indischen Verfassung Gleichheit
vor dem Gesetz verankert ist.
Christen auf dem Land erleiden
die heftigste Verfolgung
Christenverfolgung in Indien
trifft besonders die auf dem
Land lebenden Christen. Gründe
dafür sind unter anderem die
gemeinsame Nutzung diverser
Einrichtungen, hierarchische
Religionen sowie das
Kastensystem in abgelegenen
Siedlungen. Abgesehen von
gewalttätigen Angriffen, die von
extremistischen Hindus
angezettelt und ausgeführt
werden, wird Christen auf dem
Lande oft die Benutzung der
gemeinsamen Teiche, Brunnen,
Weidegründe für das Vieh,
Schulen und Krematorien
verwehrt. Manchmal
vergewaltigen Dorfbewohner
Christinnen, um sie
einzuschüchtern. Weil damit eine
große Schande über die Frauen
kommt, werden die
Vergewaltigungen selten
angezeigt. Die Schändung einer
Pastorenfrau im Dorf Elha
(Bundesstaat Bihar) am 29.
November 2006 ist ein Zeichen
für die zunehmende Verfolgung
der Christinnen. Nachdem Ende
Mai zwei Christinnen mehrfach
vergewaltigt wurden, forderte
das Oberhaupt des Dorfes und
weiterer elf Dörfer die Christen
auf, ihren Glauben zu verleugnen
oder das Dorf zu verlassen. Er
drohte damit, jeden aus dem
Dorf zu jagen, der bei der Polizei
Anzeige erstattet. Im Bezirk
Ranchi im Bundesstaat
Jharkhand wurden im Juni 2006
zwei christliche Familien heftig
geschlagen und aus ihrem Dorf
vertrieben, nachdem sie bereits
wiederholt angegriffen wurden.
Sie wollen ihren christlichen
Glauben trotz Verfolgung nicht
aufgeben. Diese Familien leben
nun in der Stadt Ranchi in
Mietwohnungen.
2,3 Prozent der eine Milliarde
Inder sind Christen
Die meisten indischen Christen
leben auf dem Land. Nach der
Volkszählung von 2001 machen
Christen 2,3 Prozent der über
eine Milliarde Einwohner Indiens
aus: Das sind 24 Millionen
Christen, von denen fast 16
Millionen in ländlichen Gegenden
leben und meistens zu den Dalits
gehören (zur untersten Stufe des
hinduistischen Kastensystems,
den „Unberührbaren") oder aus
einer ethnischen Minderheit
kommen. Indische Dörfer
werden von Mukhiyas,
Dorfoberhäuptern, geleitet, die
den als Panchayats bekannten
Dorfgerichten vorstehen. Sie
werden vor Ort gewählt und
bestehen im Allgemeinen aus
Angehörigen „hoher Kasten".
Nach einem ungeschriebenen
Verhaltenskodex wird erwartet,
dass Dorfbewohner sich bei
Streitigkeiten oder Straftaten
eher an die Panchayats als an die
Polizei wenden. Wenn die
Antragsteller aber Christen sind,
bekommen sie wegen ihres
relativ niedrigen wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Standes
kein Recht. Panchayats üben
auch Druck auf konvertierte
Familien aus, sich vom
Christentum abzuwenden, falls
sie sich weigern, werden sie
häufig ausgegrenzt oder
vertrieben. Die meisten Dörfer
haben sich Hindu-Gottheiten als
Beschützer gewählt und
befürchten Katastrophen, falls
diese nicht entsprechend verehrt
werden. Daher gelten Christen als
Feinde, die nicht an den
hinduistischen Ritualen und
Festen teilnehmen und dadurch
Strafen der Götter auf das Dorf
ziehen.
Regierung soll Christen
unterstützen
Ländliche Christen besitzen oft
kein Eigentum und sind wenig
gebildet. Sie können sich ihren
Lebensunterhalt nur als
ungelernte Arbeiter verdienen –
häufig auf den Feldern von
Hindus aus hohen Kasten – so Dr.
John Dayal, der Generalsekretär
des Gesamtindischen
Christenrats (AICC). Ein Eingreifen
der Regierung sei erforderlich,
um die soziale Isolation und die
ökonomischen Bedingungen
dieser Christen zu verändern.
Eine erste Reaktion ist kürzlich
aufgrund eines
Ausschussberichtes an das
Parlament zugunsten der
muslimischen Minderheit in
Indien angekündigt worden. Dr.
Dayal drängte die Regierung am
11. Dezember in einer
Pressemitteilung, ähnliche
Projekte zur Unterstützung der
christlichen Minderheit
durchzuführen. Unterdessen
helfen christliche Organisationen
wie der AICC sowie der
Gesamtrat indischer Christen den
Verfolgten in rechtlichen
Angelegenheiten und klären sie
über ihre gesetzlichen Rechte
auf. Das ist wichtig, da die
meisten Zwischenfälle der Polizei
gar nicht gemeldet werden oder
die Polizei sich weigert, die
Anzeige zur Kenntnis zu nehmen.
Es werden Kurse organisiert, um
auf gesetzliche Bestimmungen
aufmerksam zu machen, die es
einem Opfer erlauben, einen
Zwischenfall direkt bei Gericht
zur Anzeige zu bringen, falls die
Polizei ihre Hilfe verweigert.
(Compass Direct, 21.12.2006