@JimmybondyIch bin nicht unbedingt ein gut ausgebildeter, mit viel Wissen ausgestatteter Muslim, aber dazu kann ich etwas schreiben.
Nach der Grabenschlacht in Medina mussten die Muslime sich noch mit dem Stamm der Banu Quraiza auseinandersetzen, denn diese hatten einen Friedenspakt, den sie mit den Muslimen geschlossen hatten, gebrochen. Nicht nur gebrochen, sondern die gegnerische Seite auch noch unterstützt.
Nach einer gewissen Zeit der Belagerung der Banu Quraiza baten diese durch einen Botschafter um Abu Lubaba, ein Ansari Oberhaupt der Aus, eines den Juden freundlich gesinnten, sogar verbündeten Stammes. Sie wollen sich mit ihm über eine mögliche Schlichtung besprechen.
Der Prophet saw schickte Abu Lubaba zu den Juden, die ihn fragten, ob sie ihre Waffen niederlegen und den Urteilsspruch des Popheten saw annehmen sollten. Abu Lubaba empfahl ihnen das Urteil des Propheten saw zu akzeptieren. Doch zur gleichen Zeit zog er seinen Finger über seinen Hals und machte das Zeichen des Halsabschneidens. Abu Lubaba fürchtete, dass die Juden für ihren Verrat den Tod verdient hatten und machte dieses Zeichen unbewusst, was sich letzten Endes als verhängnisvoll für die Juden erweisen sollte.
So wiesen sie Abu Lubabas Ratschlag ab und weigerten sich des Propheten Urteil anzunehmen. Hätten Sie es angenommen, wäre das Äußerste an Bestrafung eine Verbannung aus Medina gewesen, was auch bei anderen Stämmen angewendet wurde Stattdessen wollten sie das Urteil von Sa´d Bin Mu´adh, des Oberhauptes ihrer alten Verbündeten, der Aus, annehmen. Sie würden jede Art von Bestrafung, die er vorschlüge, akzeptieren.
Der Prophet stimmte ihren Vorschlag zu und liess Sa´d kommen. Als Sa´d die jüdische Festung erreichte, sah er die Juden in einer Reihe auf ihn wartend an der Mauer aufgereiht. Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich die Muslime.
Nachdem beide Parteien Sa´d versprachen seinen Urteil zu akzeptieren, verkündete er sein Urteil im Einklang mit folgendem Gebot aus der Tora (Bibel):
Das Buch Deuteronomium, 20:10-18
Der Krieg gegen Städte
10 Wenn du vor eine Stadt ziehst, um sie anzugreifen, dann sollst du ihr zunächst eine friedliche Einigung vorschlagen.
11 Nimmt sie die friedliche Einigung an und öffnet dir die Tore, dann soll die gesamte Bevölkerung, die du dort vorfindest, zum Frondienst verpflichtet und dir untertan sein.
12 Lehnt sie eine friedliche Einigung mit dir ab und will sich mit dir im Kampf messen, dann darfst du sie belagern.
13 Wenn der Herr, dein Gott, sie in deine Gewalt gibt, sollst du alle männlichen Personen mit scharfem Schwert erschlagen.
14 Die Frauen aber, die Kinder und Greise, das Vieh und alles, was sich sonst in der Stadt befindet, alles, was sich darin plündern lässt, darfst du dir als Beute nehmen. Was du bei deinen Feinden geplündert hast, darfst du verzehren; denn der Herr, dein Gott, hat es dir geschenkt.
15 So sollst du mit allen Städten verfahren, die sehr weit von dir entfernt liegen und nicht zu den Städten dieser Völker hier gehören.
16 Aus den Städten dieser Völker jedoch, die der Herr, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt, darfst du nichts, was Atem hat, am Leben lassen.
17 Vielmehr sollst du die Hetiter und Amoriter, Kanaaniter und Perisiter, Hiwiter und Jebusiter der Vernichtung weihen, so wie es der Herr, dein Gott, dir zur Pflicht gemacht hat,
18 damit sie euch nicht lehren, alle Gräuel nachzuahmen, die sie begingen, wenn sie ihren Göttern dienten, und ihr nicht gegen den Herrn, euren Gott, sündigt.
Sa´d war den Banu Quraiza gegenüber freundlich gesinnt. Sein Stamm war mit ihnen verbündet. Als er erfuhr, dass die Juden den Urteilsspruch des Propheten und somit die leichtere Bestrafung, die der Islam für so ein Vergehen vorgesehen hätte, abgewiesen hatten, entschied er, sie nach dem Mosaischen Gesetz zu verurteilen. Die Verantwortung für diesen Urteilsspruch liegt nicht mehr bei dem Propheten saw oder den Muslimen, sondern bei den Lehren Mose und bei den Juden selbst, die die Muslime genau so behandelt hätten.
Ihnen stand ein gnädiger Urteilsspruch zur Verfügung. Doch anstatt das anzunehmen bestanden sie auf Sa´ds Urteil.