Georgien gab den ersten Schuss ab
Mehr Klarheit über den Kaukasus-Krieg: Georgien hat laut einem Untersuchungsbericht den ersten Schuss auf die russischen Truppen in Südossetien abgegeben. Aber Russland habe den Konflikt im Sommer 2008 provoziert.
Göteborg - Wichtige Erkenntnisse zum Kaukasus-Krieg im vergangenen Jahr: Es war wohl die georgische Regierung, die den Waffengang durch einen Angriff in der Nacht vom 7. auf den 8. August 2008 auf die in Südossetien mit einem internationalen Mandat stationierten russischen Truppen begann. Das meldet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf die Ergebnisse einer internationalen Untersuchungskommission. Der Bericht wird am Mittwoch in Brüssel vorgelegt.
In dem Dokument werde aber auch festgestellt, dass dem georgischen Angriff über Wochen hinweg von Russland unterstützte Provokationen in den abtrünnigen georgischen Provinzen Abchasien und Südossetien vorausgegangen seien. Diese Provokationen hatten auch durch internationalen Druck nicht gestoppt werden können. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) habe noch kurz vor Ausbruch des Krieges versucht, bei einer eilig angesetzten Reise durch die Region zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln und sie von einer friedlichen Beilegung des Streits zu überzeugen, berichtet die Zeitung weiter.
Die Schweizer Diplomatin Heidi Tagliavini legt den Bericht an diesem Mittwoch bei einer Sondersitzung des Ministerrates der EU auf Botschafterebene in Brüssel vor. Zu dieser Sitzung sind auch Vertreter Georgiens und Russlands sowie Abgesandte der Vereinten Nationen und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eingeladen.
Unklar ist noch, ob und wie Tagliavini auf die Rolle der USA und der EU in den entscheidenden Tagen eingehen wird. Diplomaten in Brüssel halten diesen Teil des Berichts für politisch ausgesprochen brisant. Denn bislang hat es keine wirkliche Aufklärung darüber gegeben, was die in Georgien stationierten etwa 150 amerikanischen Militärberater in der Nacht des Angriffs gemacht haben und ob sie überhaupt von ihm wussten.
Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,652193,00.html