vincent schrieb:Ah ja. Weil es 1950 keine Besatzungsmacht gab, hatten die Iraner natürlich komplett ihr kollektives Gedächtnis verloren und neutral ggü. der Kolonialmacht der vergangen Jahrhunderte eingestellt. Ergibt Sinn.
Ja, sorry, wenn du von "Besatzungsmacht" redest könnte Menschen auf den Gedanken kommen, dass du gerade Tatsachenbehauptungen aufstellst und dich nicht als die Stimme des iranischen Volkes 1950 aufführst.
Wieso hälst du dich eigentlich für die Instanz, ständig Strohmänner und Polemik anzumahnen, deine letzten Beiträge bestehen aus nichts Anderem?
Ich spreche ja nun sicher nicht über ein "kollektives Gedächnis" oder eine kollektive, subjektive Wahrnehmung.
vincent schrieb:Nur Polemik und Strohmänner. Keiner sprach von Freiheitskämpfern oder bösen Mächten. Ach so, außer dir vielleicht, Mossadegh der schlimmste Diktator, der mit SowjetPropaganda verteidigt wird. Aber selbst die Strohmänner fliegen dir um die Ohren.
Mir fliegt gar nichts um die Ohren, weil du auch jetzt keinen Besatzungsstatus belegt hast, oder dass man durch Besatzung an die Konzessionen gekommen wäre - also nichts, was irgendwie diese komischen Aussagen rechtfertigt.
Belegt hast du lediglich, dass es einen Haufen angemessenen Grund zur Kritik gibt, du aber dennoch irgendwelche Sachen erfindest....weiß der Geier, warum.
Wir können aber auch gerne über den 1. Weltkrieg reden. Nur wird das auch nicht damit enden, dass das Brite aus der Hölle hervorgestiegen ist und aus purer Bosheit den Iran geknechtet und in dessen Öl gebadet hat.
Ahmad Schah erklärte in einem am 1. November 1914 herausgegebenen Dekret die strikte Neutralität des Iran. Der Neutralitätserklärung war eine Anfrage des Premierministers beim türkischen Botschafter in Teheran vorausgegangen, ob die Türkei eine offiziell ausgesprochene Neutralität des Iran respektieren würde. Die Antwort des türkischen Botschafters war enttäuschend: Da russische Truppen in Aserbaidschan stationiert seien, sehe er kaum eine Möglichkeit, den Iran als neutral zu betrachten. Die ebenfalls kontaktierten Botschafter Russlands und Großbritanniens begrüßten die Neutralitätserklärung. Die Russen waren allerdings nicht bereit, ihre Truppen aus dem Iran abzuziehen, da sie fürchteten, dass dann die türkischen Truppen erst recht in das Land einmarschieren würden. Trotz der geringen Aussicht auf Erfolg erklärte die iranische Regierung die Neutralität ihres Landes in den sich abzeichnenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Sie forderte die Konfliktparteien auf, diese Position des Iran zu respektieren.[2]
Osmanische Truppen besetzen Täbris und Urmia
Die Lage im Iran änderte sich schlagartig im November 1914. Das osmanische Reich trat an der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein und türkische Truppen besetzten im Januar 1915 weite Teile des Nordwestiran. Vorausgegangen war ein im November 1914 erfolgter Angriff russischer Truppen auf osmanische Grenzposten auf Zivin, Doğubeyazıt und Diyadin (Bergmann-Offensive), die im Dezember 1914 zur Schlacht von Sarıkamış führen und mit einer vernichtenden Niederlage der Türken enden sollte. Russische Kräfte waren aus Aserbaidschan abgezogen und an die Front bei Sarıkamış verlegt worden. Türkische Truppen marschierten daraufhin in den Nordwesten des Iran ein und besetzten Täbris und Urmia.
[…]
Deutschland hatte im September 1914 die Niedermayer-Hentig-Expedition entsandt, der sich Wilhelm Wassmuss anschloss. Oskar von Niedermayer und Werner Otto von Hentig sollten den Iran und Afghanistan auf die Seite der Mittelmächte ziehen und gegen britische Einheiten losschlagen. Wassmuss, der bis 1914 Konsul in Buschehr gewesen war, eilte in den Süden des Iran zu den Kaschgai und organisierte dort den Widerstand gegen die Briten. Koordiniert wurden diese Aktivitäten zunächst von der Nachrichtenstelle für den Orient.
[…]
Für die türkische Regierung entwickelten sich die ersten Kriegswochen zu einer Katastrophe. Der Angriff der osmanischen 3. Armee auf Russland wurde von der russischen Kaukasus-Armee gestoppt. Die Türken erlitten bei der Schlacht von Sarıkamış große Verluste und mussten sich auf ihre Ausgangsstellungen zurückziehen. Die Russen verstärkten ihre Truppen im Nordwesten des Iran und marschierten in Gilan ein. Die Briten, die bereits Truppen im Süden stationiert hatten, verstärkten im August 1915 ihre Einheiten und besetzten Abadan und Buschehr. Der Deutsche Wilhelm Wassmuss hatte die Kaschgais mit Sprengstoff und Gewehren ausgerüstet und zu Attentaten auf Ölpiplines überreden können. Die Briten wiederum hatten versucht, die Bachtiaren durch erhebliche Geldsummen auf ihre Seite zu ziehen. Sie sollten die Pipelines im Verbund mit den britischen Truppen sichern.[7]
[…]
m August 1915 waren britische Truppen in Buschehr und Abadan gelandet, um die Erdölförderung der Anglo-Persian Oil Company zu schützen. Die persische Gendarmerie in Buschehr wurde von den britischen Truppen entwaffnet. In Burazjan kam es zu Kampfhandlungen zwischen den von Ahmad Khan Akhgar angeführten Gendarmen und den britischen Truppen.[17] Bereitgehaltene britisch-indische Truppen landeten am 6. November bei Fao im Persischen Golf eröffneten damit die Mesopotamienfront. Nach mehreren Zusammentreffen mit schwächeren osmanischen Truppen gelang ihnen bereits am 23. November die Einnahme von Basra.[18]
Dem in den Süden gereisten Wassmuss gelang es, anders als Kanitz im Westen, die lokalen Stammesfürsten auf die deutsche Seite zu ziehen und gegen die britischen Truppen in Stellung zu bringen. Kurt Wustrow, deutscher Konsul in Schiras, hatte am 10. November 1915 mit Hilfe der von Ali Qoli Khan Pesyan geführten Gendarmen den britischen Konsul in Schiras O’Connor im Auftrag des „Nationalkomitees zum Schutz der Unabhängigkeit Persiens (Komīta-ye mellī-e ḥāfeẓīn-e esteqlāl-e mamālek-e Īrān)“ zusammen mit weiteren 10 britischen Staatsbürgern verhaften lassen. Das Nationalkomitee übernahm in Schiras die Verwaltung und blieb bis März 1916 im Amt. Die Geldbestände der unter britischen Leitung stehenden Imperial Bank of Persia wurden beschlagnahmt. Nach dem Erfolg in Schiras übernahmen die Gendarmen auch die Kontrolle in Hamadan, Kermānschāh, Sultanabad, Esfahan, Yazd und Kerman und zwangen Briten und Russen, die Städte zu verlassen. In Hamadan hatte Oberst Pesyan die unter russischer Führung stehenden persischen Kosaken entwaffnet und die Kontrolle der Stadt übernommen.[19] Ab März 1916 begann Percy Sykes mit dem Aufbau der South Persian Rifles, um ein Gegengewicht gegen den zunehmenden deutschen Einfluss im Süden des Iran aufzubauen. Im März hatte der mit den Briten verbundene Abdol Hossein Mirza Farmanfarma sein Amt als Premierminister aufgegeben und den Gouverneursposten der Provinz Fars in Schiras, der Hauptstadt der Provinz, übernommen.
Wikipedia: Erster Weltkrieg in PersienAber gut...das ist dann teils natürlich auch wieder der gute, antiwestliche Freiheitsimperialismus. Unter Kaiser Wilhelm wäre sicher alles gut geworden.
vincent schrieb:Völlig wurscht, weil er in Kauf nahm, seine Macht zu verlieren. Anders als du behauptet hast. Also relativiere nicht rum.
Ich muss da sicher nichts relativieren
:DMit dem Gedanken, dass dieser Rücktritt ein Machtmotiv ausschließt, weil Mossadegh ja seine Macht auf's Spiel gesetzt hat, gewinnt man sicher keinen Logikwettbewerb.
Vor allem nicht, wenn der Zweck dieses Rücktritts einfach nur war, denn Shah durch die eigenen Anhänger unter Druck zu setzen, Mossadegh noch mehr Macht einzuräumen.
Außerdem hattest du doch selbst schon belegt:
vincent schrieb am 12.01.2020:On 16 July 1952, during the royal approval of his new cabinet, Mosaddegh insisted on the constitutional prerogative of the Prime Minister to name a Minister of War and the Chief of Staff, something the Shah had done up to that point. The Shah refused, seeing it as a means for Mosaddegh to consolidate his power over the government at the expense of the monarchy.
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vincent schrieb:Nein, nicht alle. Aber offensichtlich übersteigt es dein Vorstellungsvermögen, dass die Briten und die USA tatsächlich Einfluss hatten. Ist auch gut belegt, also scheiß was auf deine Polemik.
Nein, dafür fehlt mir nicht das Vorstellungsvermögen.
Mir fehlt die Ader, diesen Einfluss als Legitimation anzuerkennen, Parlamente auszuschalten, das Wahlrecht von Leuten einzuschränken oder gleich abzuschaffen, Wahlen zu manipulieren, Wahlen abzubrechen, damit keine Opposition gewählt werden kann und Leute bei Wahlen zu bedrohen.
Du zeigst mit deinen obsessiven Verweisen darauf allerdings nur, dass für dich solche Mittel offenbar klar gehen, wenn nur irgendeine Einflussnahme vorliegt.
Was natürlich in dem Fall nur in Abhängigkeit der "Person" stattfindet, die hier vermeintlich beeinflusst.
Bei allen Wahlen hat man eig das Problem, dass Leute beeinflusst werden, geschmiert werden, gleich ganz gekauft, Lobbyismus stattfindet, die Wähler vollkommen verblödet sind etc. Dennoch käme kein Mensch auf den Gedanken, da gleich mal das Wahlrecht zu entziehen, wenn jemand "die falsche Meinung" vertritt bzw bestimmte Meinungen gar nicht zuzulassen, weil sie ja vermeintlich nur aus dieser "Beeinflussung" resultieren.
Das sind antidemokratische Gedankengänge, nichts weiter. Hier darf man wählen, aber nur "das Richtige".
Jede pro-westliche Regierung bzw jeden pro-westlichen Machthaber, die/der so agiert würde man als den letzten Faschisten abstempeln.
vincent schrieb:Ne? Also wurde jahrzehnte Lang ein Diktator wie es Mossadegh ja war und der Shah allemal von den USA unterstützt?
Ja, schon.
vincent schrieb:Was dein Hashtah so lustig machen bleibt wohl dein Geheimnis. Den Iran zu diskutieren und verschiedene iranische Phasen zu beleuchten gleicht natürlicj total einer Relativierei.
Ah, natürlich.
Dein "Aber der Shah" ist selbstverständlich komplexe Analyse "iranischer Phasen" und kein plumper Whataboutism, wie du ihn bei Kritik an der USA, der mit "Aber der Iran" begegnet wird, angemahnt hast.
Der Aussage "Mossadegh war ein toller - wenn nicht gar der tollste - Demokrat (aller Zeiten)" müssen selbstverständlich keinerlei Hinweise oder gar Fakten zugrunde liegen. Sie wird einfach dadurch wahr, dass der Shah dämlich war (und weil gegen den Westen immer dolle demokratische Freiheit ist alles andere vice versa).
Dann will ich mal deine Antwort damals entsprechend übernehmen: Ein faschistischer US-Marionetten-Diktator ist natürlich die Messlatte, an der ein Superdemokrat wie Mossadegh zu beurteilen ist.
vincent schrieb:Es läuft darauf hinaus, dass man mal die USA kritisiert hat
Stimmt... ->
mal <-
Vllt deshalb die Reaktion, weil das noch nie vorgekommen war sonst.
Man wird sich wohl irgendwann dran gewöhnen.