@HansiWenn Du die dritte Welt kennen würdest, wüsstest Du, dass die dritte Welt eindeutig der Verlierer der Globalisierung ist.
Einige korrupte Machthaber in Afrika sind nicht "die dritte Welt".
Aus Zeit-online:
Allerdings gibt es auch in Afrika Gewinner der Globalisierung. Die jüngeren, gebildeten Schichten gehören vielerorts dazu. Sie informieren sich über das Internet und bauen weltweite Netzwerke auf; die Idee des E-Learnings, des elektronischen Lernens, breitet sich aus; Oppositionelle koordinieren ihre Aktivitäten per SMS. Und sogar in einer Blechhütte kann man auf Entrepreneure stoßen, die ihre Geschäfte mit Laptop und Satellitentelefon abwickeln.
Die Produktivität steigt – und die Zahl der Arbeitslosen auch.
Die ältere Generation hingegen, in der noch die Erinnerung an die Kolonialzeit lebt, bleibt skeptisch gegenüber diesen Errungenschaften. Warum sollte man dem Westen, seinen Wundertechnologien und Heilslehren vertrauen? Sind die neoliberalen Paradigmen der Gegenwart, bis hin zu den Programmen der Weltbank, nicht die unmittelbare Fortsetzung von Sklavenhandel und Kolonialismus? Der Kenianer Atieno Odhiambo, Professor für afrikanische Geschichte, sieht in der Globalisierung das alte Hegemoniestreben des Westens im neuen Gewand.
Ebenso empfinden es viele Afrikaner. Sie fühlen sich seit 500 Jahren unterdrückt, betrogen, ausgeplündert, marginalisiert. Selbst gut gemeinte Reform- und Entwicklungsprogramme laufen zumeist nach den Vorgaben der Industriestaaten. Und oft auch zu deren Nutzen.
Kein Wunder, dass die afrikanischen Wirtschaftsexperten skeptisch geworden sind. Und dass sie noch misstrauischer werden, wenn das westliche Credo lautet: Ihr braucht nicht weniger, sondern viel mehr Globalisierung. In Afrika klingt das so: Lasst alle Schranken fallen! Zieht euch nackt aus! Es erscheint wie blanke Heuchelei, wenn sie an die Handelsbarrieren denken, mit denen sich Europa und Amerika abgeschottet haben. Abgesehen davon: Wo sind die bisherigen Erfolge? Tunde Obadina, der nigerianische Ökonom, kann sie nicht erkennen. »Einer der Fehlschläge der Globalisierung ist, dass kein Kapital in die armen Länder fließt, selbst wenn sie den Handel tiefgreifend liberalisiert haben.«
Die Weltbank zählt die Südafrikaner zu ihren Musterschülern. Sie öffnen ihren Markt, liberalisieren und privatisieren, deregulieren und modernisieren. Die Wirtschaft wächst, es geht bergauf.
Nur eines funktioniert nicht: die Umverteilung, das versprochene bessere Leben für Millionen. Die unteren Schichten profitieren nicht von der Wachstumsdividende. Im Gegenteil: Das neue Südafrika, gerade einmal zehn Jahre alt, hat eine Million Arbeitsplätze verloren. Die Gewerkschaften sprechen nicht mehr von jobless growth, sondern von job destroying growth, von einem Wachstum, das Jobs vernichtet. Die offizielle Arbeitslosenrate schnellte von 19 auf schwindelerregende 30 Prozent hoch; inoffiziell liegt sie weit über 40 Prozent.
Südafrika, Afrika, alle Entwicklungsregionen werden mit einer »schonungslosen Propaganda« über die Segnungen der Globalisierung bombardiert. Aber Milliarden von Menschen im armen Süden spüren nichts von diesen Segnungen.
Mittlerweile beginnen selbst die Kommentatoren des konservativen Wirtschaftsblattes Business Day am Allheilmittel Globalisierung zu zweifeln: Man müsse sich allmählich fragen, war jetzt zu lesen, ob die Wohlstandsrezepte des reichen Nordens womöglich nur für den Norden gemacht sind.
Oder für die wenigen Reichen im armen Süden. Denn die Früchte der Globalisierung kommen in Südafrika zwar nicht der breiten Bevölkerung, wohl aber einer dünnen Upperclass zugute. Die Zahl der Millionäre und Milliardäre jedenfalls ist seit dem Ende der Apartheid sprunghaft gestiegen.