@Fidaii schrieb
Was glaubst Du denn, warum so viele ultra-orthodoxen Juden den Zionismus ablehnen?
Sie sagen ebenfalls, dass die Zionisten den Namen "Israel" gestohlen haben und für ihre Zwecke missbrauchen, genau so wie sie es mit der jüdischen Religion tun. Wenn ich vom Zionismus spreche, dann meine ich damit die säkular-nationalistische Bewegung und mit Zionisten deren Anhänger.
Aber zum Thema passt zwar nicht unbedingt hierher aber um mal generell ein paar Dinge zu erklären die Fidaii und solche Leute gerne durcheinander bringen.
Israel definiert sich als jüdischer Staat man kann das durchaus im Herzelschen Sinne sehen,
der einen liberalen Nationalstaat und keinen religiösen Staat im Sinn hatte Und seit der Begriff erstmals 1992 in Gesetzten des Landes auftauchte, spricht man von einem jüdisch-demokratischen Staat. Trotzdem unterscheidet er sich von anderen Staaten wie z.B. Frankreich. Staat und Kirche ist im wesentlichen nicht voneinander getrennt. Israel ist ein jüdischer Staat, religiöse Aspekte sind zweifellos auch ein Teil dieser Definition. Wesentliche religiöse Institutionen (Das Oberrabinat, die Lokalrabbinate, die religiösen Räte, das religiös-staatliche Schulsystem) sind Staatsorgane. Wichtige Lebensbereiche (Heirat, Scheidung, Friedhöfe) werden von religiösen Institutionen verwaltet. Es gibt staatlich-religiöse Gesetze in gewissen Lebensbereichen und das Staatsbudget finanziert die religiösen Institutionen und Dienste (z.B. Synagogen, Moscheen, staatliche und nicht-staatliche religiöse Schulen, Friedhöfe und religiöse Bäder). In Israel gibt es keine Staatskirche oder eine "offizielle" Religion wie in England, aber die jüdische Religion hat doch im rechtlichen und symbolischen Sinne eine Dominanz gegenüber anderen Religionen wie Islam und Christentum.
In Israel sind alle großen Religionsgemeinschaften vom Staate anerkannt. Jede in diesem Sinne legale Religionsgemeinschaft hat ein Recht auf interne Autonomie und auf Staatsfinanzierung ihrer Gebetshäuser und der Gehälter der religiösen Amtsträger. Die anerkannten Gemeinden sind die Jüdisch-Orthodoxe (aber nicht die Jüdisch-Konservative und Jüdisch-Liberale), die Islamische, die verschiedenen christlichen Kirchengemeinden (die Griechisch-Katholische, die Griechisch-Orthodoxe, die Armenisch-Gregorianische, die Armenisch-Katholische, die Syrisch-Katholische und Evangelisch-Episkopalische) und auch die der Drusen und Bahai.
Die Teilung der israelischen Gesellschaft in orthodoxe und nicht-orthodoxe Gruppen, die eine völlig verschiedene Weltanschauung haben, was das Verhältnis von Staat und Religion betrifft ist von großer politischer Bedeutung. Etwa 30 Prozent der israelischen Bevölkerung ist tief religiös in dem Sinne, dass sie eine streng religiöse Lebensweise einhalten, ihre Kinder in religiöse Schulen schicken und hauptsächtlich in religiös homogenen Stadtvierteln wohnen.
Diese orthodoxen und ultraorthodoxen Juden sähen Israel gerne als einen jüdischen Staat, in dem die Torah die Staatsverfassung bilden und die religiösen Vorschriften Grundlage staatlicher Gesetze sind. Etwa die Hälfte der Orthodoxen (ca. 20% de Bevölkerung) und so gut wie alle Ultraorthodoxen (ca. 10% der Bevölkerung) stimmen regelmäßig für die religiösen Parteien (von denen zur Zeit vier im Parlament, der Knesset, vertreten sind). Die andere Hälfte der Orthodoxen wählt vorwiegend nationalistisch-traditionalistische Parteien.
Ultraorthodoxe Juden erkennen den israelischen Staat als jüdischen Staat nicht an und lehnten auch seine Gründung durch die zionistische Bewegung ab. Allein der Messias und nicht zionistische Häretiker hätte ihrer Meinung nach die Aufgabe, den jüdischen Staat wieder zu gründen.
Die nicht-orthodoxen Parteien umfassen ein weites Spektrum in der "religiösen Frage". Der Likud und andere nationalistische Rechtparteien vertreten im Allgemeinen traditionelle Positionen und stimmen in der religiösen Frage oft mit den orthodoxen Parteien überein. Sie tun das, weil Nationalismus und Religiösität einen gemeinsamen Nenner haben – die Betonung der jüdischen Partikularität und eine Skepsis gegenüber einer weltlichen universalen und liberalen Weltanschauung.
auch zur Kenntnis für
@tiqvah_b_sh.