Bei aller "Anerkennung" für militärische Leistungen, d.h. wenn man das Töten von Menschenals "Sport" begreift, in dem der beste Abschiesser ein Lob verdient: Sicher waren diedeutschen Asse in ihren Abschusszahlen beeindruckend. Die Frage allerdings bleibt: Warum,wofür und um welchen Preis.
Die Frage nach dem "warum" ist relativ einfach zubeantworten. Luftwaffenpiloten waren im Einsatz, bis sie entweder tot, in Gefangenschaftgeraten, schwer verwundet oder "abgeflogen" waren. Heute würde man letzteres "Burnout"nennen. Anders als ihre allierten Gegner, mit Ausnahme der Pilotinnen und Piloten derUdSSR, kannten sie keine limitierte Anzahl von Einsätzen, nach denen sie von der Frontzurückgezogen wurden, um z.B. den Nachwuchs zu trainieren. Sie wurden buchstäblichverheizt! Übrigens auch ein Grund, warum der Ausbildungs- und Leistungsstand derLuftwaffen-Piloten in der zweiten Kriegshälfte so schlecht war.
Auch das "wofür"sollte jedem historisch Informierten klar sein: Für einen grössenwahnsinnigenEroberungskrieg und die damit verbundenen militärischen wie zivilen Verbrechen. So langeHartmann & Co. flogen und Abschüsse sammelten, konnten Gaskammern und Krematorien in denVernichtungslagern ungestört arbeiten.
Der Preis waren über 70.000 Mann fliegendenPersonals, die fielen. Von den verstümmelten, durch Brandwunden gezeichneten oder denen,die die Belastung zu psychischen Wracks machte, wollen wir gar nicht erstreden.
Ich schätze und bewundere Jagdflieger wie Hermann Graf (212 Abschüsse), diedie menschliche Grösse hatten, nach dem Krieg zu sagen: Alles, was ich während desKrieges geleistet habe, war falsch, weil es der falschen Sache diente. Dafür wurde er vonseinen ehemaligen Kameraden bis zu seinem Tode am 4.11.88 geschnitten und verleumdet. DerMann hatte mehr Fähigkeit zur Selbsterkenntnis und Selbstkritik als manch einer der hiergern Heldensagen spinnenden Möchtegern-Krieger.
@al-chidr:
Aber gern bin ichein "selbstgefälliger und aufgeblasener Schnösel", wenn ich Dir damit eine Freudemache.
@asmo:
Was an einer Auflistung militärischer und technischer Fakten"selbstgefällig und hasserfüllt" sein soll, müsstest Du schon mir Punkt für Punktbelegen. Ist es denn so schlimm, wenn ich mich wahrscheinlich intensiver mit der BoBauseinander gesetzt habe, als Du. Das kannst Du nachholen, ich empfehle Dir gernLiteratur. Historiker wie Sundin (Schweden), Girbig (Deutschland), Cooper (USA),Piekalkiewicz (Polen) und Toliver (GB) sollten eine ausgewogene Mischung garantieren.
Wo Du ein "Aufgeilen an abgeknallten Landsleuten", wie Du es nennst, herausliest,kannst Du gleich Punkt für Punkt mitbelegen.
Dass die Aufbauleistungen derdeutschen Luftwaffe, der Einfallsreichtum deutscher Konstrukteure und die Profite derLuftfahrtindustrie gigantisch waren, ist nicht einmal von mir bestritten. Allein, esbleibt die Frage: Cui bono - wem nützt es? Allerdings sehe ich schon einen Widerspruch,wenn Du einerseits schreibst, dass die Allierten einen technischen Vorsprung gehabthätten, den sie tatsächlich nicht hatten, andererseits der Luftwaffe haushohe technischeÜberlegenheit attestierst, die sie auch nicht hatte.
Technik allein genügt nicht.Ich glaube, über "Wunderwaffen" wie die Me 262 oder die Go 229 habe ich hier andernortsschon genügend Material gepostet, die dieses Nachkriegsbild von Möchtegern-Gewinnern aufden Boden der Realität zurück brachten. Wenn Du meinst, es nötig zu haben ,wiederhole ichmich gern.
Hast Du schon mal die Biografie von Rudolf Braunburg gelesen,Jagdflieger und Lufthansa-Pilot, über die Ängste im Luftkampf, wenn er beschreibt, wie ersich vor Panik buchstäblich in die Kombination geschissen hat? Da ist keine Zeit für denPathos, den Du als Nicht-Kriegsteilnehmer pflegst. Da gab es nur junge Männer, die naivwaren, die erst sehr spät realisierten, dass sie für politische und wirtschaftlicheInteressen bis zum Tode ausgebeutet wurden. Für diese armen Schweine kann ich nur Mitleidempfinden - keine blindwütige Heldenverehrung wie Du!
Oder lies dieLützow-Biografie "Gott oder ein Flugzeug", die sehr detailliert die Widersprüchlichkeitdes Heldentums herausarbeitet.
Ich hatte noch die Gelegenheit, mit ehemaligenLuftwaffen-Piloten zu reden, die als "Drei-Tage-Piloten" ab Ende 43 gegen die alliertenLuftoffensiven verheizt wurden, damit ein verbrecherisches Regime ungestört weiter raubenund morden konnte. Die sahen sich nicht als Helden, wenn sie nach knapp mehr als 20Flugstunden in veralteten abgeflogenen Mühlen gegen Piloten in Mustangs und Thunderboltsmit 300 und mehr Ausbildungsstunden antreten mussten.