Demokratie in Türkei auf Vormarsch
01.05.2007 um 17:49haram schrieb:@malcolmyIn Dersim fand kein Genozid statt. Eshandelte sich um eine
Nein, weil er daran beteiligt war denDersim-Genozid
auszuüben.
Niederschlagung einer Revolte von Feudalen Agas, Seyids ... diesich weigerten auf ihre
grossen Landboden und Tierherden Sterun zu entrichten und demLandlosen Armen kein Boden,
wie es die Landreform es vorsah, geben wollten. Atatürkpersönlich hat angeordnet, das
man nur gegen die Revoltierendenvorgeht.
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Zeitzeugen im Interview
Aus dem Munde vom SeyidRizas Tochter:
H.Ç.: Wenn sie erzählten, sagten
sie etwa, „wir haben für einKurdistan gekömpft?“ oder?
Leyla (Seyid Riza’s
Tochter): Wer sagte schondamals Kurdistan? Dêsim (Dersim) !
H.C. D.h. Seyid Riza
und die anderen sagten„Dersim“ (die eigene Heimat) ?
Leyla: Das sind doch die
Leute jetzt, die„Kurdistan“ behaupten!
H.C.: Einige behaupten, dass die
Führer Dersims fürein Kurdistan gekämpft hätten. Ist das wirklich wahr?
Mehmet
Söylemez: Nein,nein!
Alle anderen Anwesenden: Nein, nein, nein, so was gab es
nicht, lass siedoch erzählen!
H.C.: Du warst auch in der Gerichtsverhandlung
dabei. Sagtendie Stammesführer im Gericht etwas „Es lebe Kurdistan!“ ?
M.S.:
Nein, nein,nein! So was wurde nicht erwähnt, so etwas kam nicht vor.
Alle
zusammen(Xeycane, Besere, Imam Uşên, Hecira): Das ist eine Lüge, so etwas kam nicht
vor.
Besere:Der Name Kurdistan ist doch erst später aufgetaucht.
M.S.:
DieKurden sind doch erst jetzt in die Öffentlichkeit gekommen. Die sind erstjetzt
aufgetaucht und meinen „wir sind Kurden, wir sind Kurden“. So was gab es früher(bei uns)
nicht. 1938 haben auch die Kurden unsere Häuser in Brand gesteckt, unsereBetten und
Kleider verbrannt und unser Hab und Gut mitgenommen. Sie haben das Militärversorgt, sie
kamen aus Diyarbakir, Urfa, Mardin.
Quelle: Dr. Hüseyin Caglayan"38 ra jü pelge"
(Eine Seite aus 1938), der mit Zeitzeugen vom Dersim Aufstand, sowiemit Verwandten Seyid
Rizas gesprochen und als Buch (Tij Yayinlari, Istanbul)veröffentlicht hat.
Die Dersim-Aufstände
Tunceli ist eineBergregion, in der sich
Ostanatolien mit Zen-tralanatolien trifft. Im Norden liegendie Gebirgszüge von Munzur
und teilweise der Karasu Fluß, im Osten der FlußPeri/Büyüksu, im Süden der Fluß
Muratsuyu und im Westen der Fluß Karasu. Die ältestenSiedlungen der Gegend sind
Çemişkezek, Mazgirt, Pertek und Hozat. Diese Gegendist in der Geschichte als Dersim
bekannt Die geographische Lage der Region Dersim, dasStammesleben, vor allem die
administrative Struktur des Osmanischen Reiches im Laufeder Geschichte begünstigten
Dersim, das Zentrum von Räubereien, Plün¬derungen undAufständen zu werden. Die
einheimischen Zaza sind alevitische Bektaschi, wodurch siemit den Sunniten der
Nachbarstädte und -stamme stets in Auseinandersetzungenverwickelt waren. Das
ein¬heimische Volk war immer Opfer der Unwissenheit, derUnterwerfung, der religiösen
Autoritäten, die Seyyid genannt werden, und derInteressen der Stammesführer, die für
sich Vorteile schaffen wollten. Diese wa¬rennicht nur in der osmanischen sondern auch in
der republikanischen Zeit sogar ausunbedeutenden Gründen an verschiedenen Aufständen
beteiligt. Deswegen erlitten sieviele Verluste. Die einflußreichen Mächte der Gegend
verhinderten die Investitionendes Staates in die Region immer zu ihren eigenen Gunsten.
Sie wollten immer einunge¬bildetes Volk vor sich haben, das sie leicht leiten und lenken
konnten.
Inder republikanischen Zeit parallel zu den Aufständen von Scheich Saitund
Ağrı ereigneten sich Auseinandersetzungen in der Gegend, derenwichtigste der
Aufstand von 1937-38 war, der aufgrund der Auflösung des Stammesvon
Koçuşağı im Jahre 1926 ausgelöst wurde.
Im Zuge der Berichtedes
Verwaltungsinspektors Hamdi Bey 1925 entschied sich das Innenministerium, eineOperation
in der Gegend zu starten. Für den raschen Beginn der Operation gab es zweiGründe. Der
erste war, daß sich die Aufständischen von Scheich Sait in das Gebirge vonDersim
zurückzogen hatten und von dort aus operierten. Der zweite Grund war, daß derStamm
Koçuşağı die Nachbarstämme ausraubte und plünderte. Am 19.September 1926
wurde die Operation genehmigt und vom 7. Oktober bis 30. November 1926durchgeführt. Den
Befehl hatte Oberst Mustafa Bey aus Muğla inne. Der StammKoçuşağı
und seine aufständischen Anhänger wurden vehement bestraft.Das zweitwichtigste Ereignis
in der Region Dersim ereignete sich in Pülümür, als dieRegierungstruppen mit dem
Aufstand von Ağrı beschäftigt waren. Weil sich inder Gegend die Anzahl der
Räu¬bertaten erhöht hatte, sah sich die Regierungverpflichtet, einige Ma߬nahmen zu
ergreifen. In Ostanatolien verteilte dieGesellschaft Hoybun geheim zugunsten des
Aufstandes von AğrıInformationsblätter, die mit der Hilfe von Alişir aus
Koçgiri in die Gegendgebracht und verteilt wur¬den. Seyyid Rıza, der auf die Stämme
von Dersimreligiöse Autorität ausübte, erhob sich mit anderen religiösen Führern,
Stammesführernund Ağas gegen den Staat. Sie versuchten in Pülümür das Haus des
Gouverneurs zustürmen. In denselben Tagen stahlen Banden unter der Führung von
HıdırAğa aus Haydaran und seinem Verwandten Kamer Tiere aus den
umliegenden Dörfern,wodurch der Staat auf diese Unruhe aufmerksam wurde und sich für
eine militärischeOperation ent¬schied. Diese begann am 8. Oktober 1930 und dauerte bis
zum 14.November. Die Anhänger der Räuber - Diebe und Plünderer - wurden mitden
Aufständischen zusammen inhaftiert. Nach der Niederwerfung der Aufständein
Ağrı mußte der Staat in der Gegend einige Reformen durchführen, bestehendin
der Beseitigung von Räuberei und Plünderungen unter den Stämmen, der Beendigungvon
übriggebliebenen Autoritäten aus der feudalen Zeit (wie Seyyid, Ağa, Scheich,Reis,
etc.), der Durchsetzung der Staatsautorität in der Gegend und der Ermöglichungeines
sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen regionalen Aufschwungs. Im Zugedes¬sen wurde
am 14. Juni 1934 das Siedlungsgesetz (iskan kanunu) verab¬schiedet, dasam 21. Juni 1934
in Kraft trat. Bei den Untersuchungen in Ostanatolien wurden einigeMaßnahmen erschlossen
und vom Staat an¬gewendet, die Tunceli-Gesetze genannt werden.Das Gesetz mit dem Datum
vom 25. Dezember 1935 mit der Nummer 2884 über die
Administration der Provinz Tunceli
wurde im republikanischen Parlamentverabschiedet und trat am 2. Januar 1936 in Kraft.
Die Anfrage des Innenministeriumsam 6. Januar 1930, welche die Gründung der Vierten
Generalinspektion für Tunceli,Bingöl und Elazığ beantragte, wurde von der
Regierung angenommen und alsVerordnung verabschiedet (16. Januar 1936). Der Direktor
dieser ViertenGeneralinspektion in der Gegend war General Abdullah Alpdoğan. Er
setzte alles inBewegung, um in den Städten Tunceli, Bingöl (Çapakçur) und
Elazığ, über dieder Ausnahmezustand verhängt worden war, Ordnung zu schaffen.
Die zentrale Autoritätverstärkte sich in Dersim und störte damit die Überreste der alten
feudalen Zeit,deren Interessen angetastet waren. Unter der Führung von Seyyid Riza wurde
einAufstand dieser Personen vorbereitet. Die Stämme vonHaydaranlı,
Abbasuşağı, Yusufhanlı, Demenanlı,Kureyşanlı und
Bahtiyar waren entschlossen, an der geplantenAufstandsbewegung teilzunehmen. Der Vorfall
von Dersim begann, als am 21. März 1937die hölzerne Brücke über den Fluß Harçik, die die
Ortschaften Pah und Kahmutmiteinander verband, von den Stämmen Demenan und
Haydaranlı zerstört wurde. DiePolizei¬station in der Ortschaft Pah wurde vom Führer
des Stammes Demenan Cebrail undseinem Sohn Keko überfallen. Als die Polizeistation von
Sin mit dem Befehl von SeyyidRiza überfallen wurde, begannen die Kämpfe zwischen
Regierungstruppen undAufständischen. Der Generalstab befahl die Bombadierung des Dorfes
Keçiseken am 3. Mai1937, wodurch sich die Operation zu einer allgemeinen militärischen
Aktionentwickelte. Ab 4. Mai 1937 gingen die Regierungstruppen gegen die Aufständischen
vor.Die ergriffenen Maßnahmen waren so hart, daß die Aufständischen in Panik gerieten
undeiner ihrer Führer, Cebrail aus Demenan, Seyyid Rıza unter Druck zusetzen
begann, sich zu ergeben. Sie trafen sich am Fluß Munzur und beschlossen jedochwegen der
überzeugenden Argumente von Seyyid Rıza, den Aufstand fortzuset¬zen.Die Kämpfe
dauerten daher in aller Stärke an. Kontinuierlich verloren dieAufständischen an Macht,
so daß sie unter der Führung von Seyyid Rıza versuchten,sich am kleinen Fluß Kutu,
am Kızıldağ und im Sultanbaba-Gebirge zuverstecken. In der Zwischenzeit
wurden Kamer aus Roznak, Cebrail aus Demenan, YusufanhAdath Kamer, Hasso Seydo aus
Kureyşan und Şahin aus Bahtiyar inhaftiert undzum Gericht nach
Elazığ geschickt. Die Lage von Seyyid Rıza wurdeim¬mer brenzliger, sein
Sohn Hüseyin wurde schwer verletzt, sein anderer Sohn Hasanverließ ihn und ergab sich.
Daß seine rechte Hand Alişir aus Koçgiri am 9. Juligetötet wurde, versperrte Seyyid
Rıza den Weg für Hilfe aus dem Ausland. Dieführenden Aufständischen wurden wie
Hasan, der Sohn von Seyyid Rıza, am 17.August getötet, der Stam¬mesführer der
Bahtiyar, Şahin, wurde am 26. Augustgetötet, und Seyyid Rıza blieb durch diese
Umstände vollkommen allein. Erver¬steckte sich in den Höhen des Berges Dojik-baba.
Später ergab er sich mit seinenbeiden Anhängern unbewaffnet der Gendarmerie in Erzurum.
Der Aufstand in Dersim begannam 21. März und war am 10. September zu Ende. In Tunceli
wurden die Verhandlungengegen die Aufständischen von Oktober bis zum 15. November
geführt und elf Personen zumTode, 33 zu langen Haftstrafen verurteilt. Vier von den zum
Tode verurteilten Personenwaren sehr alt; aus diesem Grund wurde ihre Strafe in 30 Jahre
Gefängnisstrafeumgewandelt. Am selben Tag wurden die Todesstrafen an Seyyid Rıza,
seinem SohnResik Hüseyin, dem Stammesführer der Kureyşan Hasso Seydo, dem
Stammes¬führer derYusufhan Kamer oğlu Fındık, dem Stammesführer von
Demenan Cebrailoğlu Hasan, Ulukiye oğlu Hasan aus Kureşan und Mirza
oğlu Alivollstreckt.
Im Zuge der Operationen im Jahre 1937 konnten nichtalle
Auf¬ständischen festgenommen werden. Die restlichen hatten sich überallversteckt. Eine
Bande bestehend aus den Stämmen Kör Abbas, Keçel undBaluşağı lockte eine
Gendarmerieeinheit im DorfMarsunuşağı der Gegend Kalan in die Falle und
tötete sie. Nach diesemEreignis gingen die Räuber zum Fluß Mercan, wo sie die Station
der Sicherheitskräfteüberfielen und zwei Soldaten töteten und damit die zweite
Dersim-Operation 1938auslösten. An diesem Aufstand nahmen Stämme wie die
Koçuşağı, Şam,Yukarı Abbas, Kureyşan und Seyhan teil. Die
miltärische Organisation zurUnterdrückung dieses Aufstands dauerte vom 2. Januar bis 7.
August 1938. Am 31. Augustbegann kurz darauf eine zweite Operation, in der die
Aufständischen in der RegionKoçuşağı aufgelöst wurden. Am 16. September
1938 wurde derDersim-Aufstand von Grund auf niedergeschlagen.
Das nachfolgend
aufgeführteDokument der amerikanischen Botschaft, das nach Washington geschickt wurde,
zeigt dieDimension der Katastrophe, in der Tausende Unschuldige getötet wurden, dadiese
Aufstände von Dersim in jeder Hinsicht von den regionalen Feudalmächtenorganisiert
worden waren. Die Ansicht und das Vor¬haben der Gruppierungen heute, diediese Ereignisse
so beschreiben, als ob sie nationale Erhebungen gewesen wären,unterscheidet sich von dem
Vorhaben der Aufständischen und ihres Treuebruchs nicht.
Autor: Baki Öz (Dersim
Kenner und Historiker)