Kopftuch im Islam - Zwang?
12.06.2007 um 11:56
Das Kopftuch - eine islamische Erfindung?
Behandlung des Themas austheologisch/historischer Sicht, indem die diesbezüglichen älteren jüdischen undchristlichen Positionen dem islamischen Standpunkt gegenüberstellt werden.
Esliegt uns fern, Judentum oder Christentum zu diffamieren, aber aus der Sichtweise des 20.Jahrhunderts erscheint die Lage der Frau in der jüdisch-christlichen Tradition wahrhaftfurchterweckend. Andererseits sind fairerweise die historischen Umstände zuberücksichtigen, unter denen sich solche Traditionen entwickelten.
In derheutigen Debatte entsteht sehr leicht der Eindruck, der Islam habe das Kopftuch erfunden:Das ist falsch. In seinem Buch THE JEWISH WOMAN IN RABBINIC LITERATURE - A PSYCHO-SOCIALPERSPECTIVE (Hoboken, N.J., Ktav Publishing House, 1986, S. 239) schreibt der RabbinerDr. Menachem M.Brayer (Professor für biblische Literatur an der Yeshiva University), dasses bei jüdischen Frauen Sitte war, den Kopf zu bedecken, wenn sie das Haus verliessen, jamanchmal sogar das ganze Gesicht, wobei nur ein Auge frei blieb. Im gleichen Werk findetsich auf den Seiten 316/317 der Hinweis, dass das rabbinische Gesetz das Aussprechen vonSegenswünschen und Gebeten in Gegenwart von verheirateten Frauen mit entblößtem Hauptverboten sei, da das unbedeckte weibliche Haar als Nacktheit betrachtet wird. Währendeiner bestimmten Periode in der jüdischen Geschichte galt ein unbedecktes weiblichesHaupt als Anschlag auf die Moral und wurde mit einer Geldbuße belegt.
DerSchleier beziehungsweise das Kopftuch wurde nicht immer als Zeichen von Züchtigkeitgewertet. Manchmal war der Schleier ein Symbol der Auszeichnung, der Würde undÜberlegenheit von Frauen der gehobenen Schicht. In der älteren jüdischen Gesellschaft wares zum Beispiel Prostituierten nicht erlaubt, ihr Haar zu bedecken. Auch bedecktenjüdische Frauen bis ins 19. Jahrhundert in Europa ihr Haupt. Gesellschaftliche Zwängeihrer Umgebung brachten sie dazu, keine Kopfbedeckung zu tragen und manche griffendeswegen zur Perücke (vgl. Susan W. Schneider: Jewish and Female, New York: Simon &Schuster, 1985, S. 237).
Die christliche Tradition wird in der Tracht von Nonnensichtbar, die schon immer ihre Haare bedeckten.
In: DIE BIBEL Altes und NeuesTestament - Einheitsuebersetzung, Copyright 1980 Kath. Bibelanstalt GmbH, Stuttgart,Herder, Freiburg, Basel, Bern, ISBN 3-45-18988-7 lesen wir auf Seite 1289 folgendeFussnote:
Es galt damals unter Juden wie Judenchristen als unanständig, wenn eineFrau ihr Haar offen trug. Deswegen war es Vorschrift für sie, ein Kopftuch zu tragen,wenn sie ausging. Durch die judenchristlichen Missionare der Frühzeit fand dieser Brauchauch Eingang in die heidenchristlichen Gemeinden, wenigstens für den Gottesdienst. Paulusbestand auf dieser Verhüllung um so mehr, als er der Frau hier das geisterfüllte lauteBeten und prophetische Reden gestattete. So wurde das Kopftuch auch ein Zeichen ihrerVollmacht, vor der Gemeinde charismatisch aufzutreten.
Zu diesem Thema lesen wirin den Paulinischen Briefen, I Korinther 11,3-16 (S. 1289):
(3) Ihr sollt aberwissen, dass Christus das Haupt des Mannes ist, der Mann das Haupt der Frau und Gott dasHaupt Christi. (4) Wenn ein Mann betet oder prophetisch redet und dabei sein Hauptbedeckt hat, entehrt er sein Haupt. (5) Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redetmit unbedecktem Haupt, die entehrt ihr Haupt; denn es ist gerade so, als wäre siegeschoren. (6) Will sie sich nicht bedecken, so soll sie doch das Haar abschneidenlassen! Weil es aber für eine Frau eine Schande ist, dass sie das Haar abgeschnitten hatoder geschoren ist, soll sie das Haupt bedecken.