Gwyddion schrieb:U-Bahn/S-Bahn Schubser, Menschen die mit einer Axt auf andere los gehen, Personen die auf dem Boden liegen vor den Kopf treten,
mit einem Gürtel jüdische Mitbürger angreifen, im Namen Allahs Terror begehen, bei Polizeikontrollen Massenaufläufe von Clans und ganzen Vierteln, anzünden von Asylunterkünften, nur um mal einige zu nennen... sind keine andere Qualität der Gewalt gegenüber den 70/80ern?
Zunächst einmal möchte ich vermuten, dass du diese beeindruckende Aufzählung allein im Kontext der Migration anführst. Bleiben wir also daher kurz bei der Angstvorstellung vor dem gewalttätigen Migranten, die vermutlich Grundlage diese Threads ist und für dich ein stark besetztes Thema zu sein scheint.
Clankriminalität: gibt es, seit es Clans gibt
Bahn-Schubser: in der Tat ein etwas neueres Phänomen, über dessen Geschichte im 20. Jahrhundert schwer etwas zu finden ist. Doch wo ist der qualitative Unterschied zwischen einer U-Bahnschubser-Tat im 21. Jahrhundert und einem Tritt vor ein fahrendes Auto in den 80ern?
Alles andere, was du nennst, ist keine neue Qualität von Gewalt. Oder gibt es ernsthaft einen qualitativen Unterschied zwischen einem mit einem Gürtel durchgeführten Angriff auf einen Juden und einem Angriff mit einem Gürtel auf einen Muslim?
ist ein Angriff mit einem Gürtel etwas neues? Der Gürtel gehörte doch mal zum guten Ton traditioneller deutscher Erziehung. Wenn auch eher m Zusammenhang mit der Züchtigung von Angehörigen des weiblichen Geschlechts. Aber das wird jetzt vielleicht etwas OT und Lichterketten für Frauen und Mädchen, die Opfer ihrer deutschen Männer und Väter werden, hat auch noch keiner gefordert.
Ist ein Axt-Angriff eines IS-Verstrahlten im Jahr 2019 schlimmer als ein Fascho-Angriff mit einer Eisenstange auf einen Grünen-Politiker in den 80ern?
Dokumentierte Anschläge auf Asylunterkünfte gibt es seit Ende der 80er. Und die wurden nun gerade nicht von Migranten durchgeführt, sondern richteten sich gegen Asylsuchende.
Zusammentreten von auf dem Boden liegenden Personen: die ehrenhafte Gruppenkeile in den 70ern und 80ern ist ein Mythos, ich verstehe auch gar nicht, wie man darauf kommen kann, dass es Zusammentreten früher nicht gegeben haben soll, das klingt einfach schon etwas nach der Erzählung deutscher Ehrenhaftigkeit.
Mir ist das Anfang der Neunziger widerfahren, bin aber vergleichsweise glimpflich davongekommen. Man hat mich im Dunklen vom Fahrrad gestoßen und dann versammelt auf mich eingetreten. Wo ist der Unterschied zu heute?
Um meinen Sermon abzuschließen: ich denke, dass in den meisten Fällen Angst vor Migranten eine fiktive Angst und Kopfsache ist. Und in den meisten Fällen ist jemand, der diese Angst thematisiert nicht persönlich betroffen, lässt sich aber durch die mediale Öffentlichkeit triggern.
Solltest du persönlich negative Erfahrungen mit von Migranten ausgeübter Gewalt gemacht haben, würde mir das leid tun. Meine persönlichen Erfahrungen mit Gewalt beziehen sich eben auf Rechtsradikale und betrunkene Deutsche. Trotzdem fordere ich keine Lichterkette…
CapitalA. schrieb:Lag das Opfer dann im Krankenhaus oder ist er mit ner blutigen Nase nach Hause gegangen?
Wurden die Probleme unter Gruppen ausgetragen oder war es eher "Mann gegen Mann"?
Wäre nett, wenn du und @Bone02943 das ein bißchen näher erklären würdet.
Anarchy, Jagdszenen usw... Wo seid ihr denn groß geworden und wie Alt wart ihr damals?
Ich bin in den 70ern/80ern in Norddeutschland auf dem Land aufgewachsen. Das Klima unter Jugendlichen war roh und man hat sich ständig auf dem Schulhof "gebeult". Abseits des Schulhofs war es dann nicht mehr nur "Beulerei" und gerade dort, wo es nicht gesehen worden ist, war nichts mehr mit "Mann gegen Mann"-Ehrenkodex.
Mit Jagdszenen meine ich unter anderem mein oben beschriebenes Erlebnis. Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger sind auf dem Land in Norddeutschland logistische Neonazi-Strukturen aufgebaut werden, die auch eine starke Präsenz dieser Gestalten im Dorfalltag zur Folge hatten. Lange Haare und bunte Klamotten? Da konnte schon mal der Wagen im Dunklen halten und sich die Türen öffnen... In der Zeit schaffte ich mir auch für den Notfall ein Accessoire an, das ich zum Glück nicht benutzen musste. Andere Leute, die ich gut kannte, landeten im Krankenhaus.
Und über diese Dinge wurde damals einfach fast gar nicht berichtet, das "gab es nicht".