der_wicht schrieb:Das Problem dabei ist nur, dass direkt wieder versucht wird, zu unterstellen, dass die Probleme kleingeredet und verharmlost werden. Die Frage ist doch, wird Nüchternheit und Sachlichkeit in der Darstellung dort aufgenommen werden, wo sie aufgenommen werden soll. Wie soll auch an diese Menschen herangetreten werden?
Bleiben wir bei Ängsten, Sorgen und Befürchtungen. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die diese Empfindungen in sich tragen, wenn sie Flüchtlinge erblicken. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Menschen im Land, die voller Sorge betrachten, wie sich die Atmosphäre im Land entwickelt und durchaus auch Angst und Sorge vor der weiteren, einer radikalisierten Entwicklung haben. Was ist mit dem Ernstnehmen dieser Menschen, die im Gegenzug, so scheint es, ebenfalls nicht ernst und wahrgenommen werden. Beide Parteien schreiben hier im Thread
Ich denke dass viele Politiker das durchaus richtig machen, gerade auf kommunaler Ebene.
Das Problem des 'in die Ecke stellens' sehe ich weder bei Politikern noch bei Leitmedien, sondern eher im umgang von Bürgern untereinander.
Das Problem der Politiker ist eher, dass sie nicht wirklich was im Gepäck haben.
Ein kommunalpolitiker kann nichts an der Bundespolitik und Landespolitik ändern und ein Bundespolitiker weiß auch, dass bestimmte reformen im Moment nicht zu machen sind (oder waren).
Das kann man aber schlecht zugeben, also sucht man sich Phrasen wie 'wir werden das Problem gründlich durchleuchten und eine Lösung finden' oder ähnliches.
Das denke ich ist eher das, was schlecht ankommt. Dass hier transparenz vermisst wird.
Natürlich muss man die Angst ernstnehmen, dass sich Fronten weiter verhärten und Radikale Auftrieb erhalten.
Wobei diese Tendenziell sowieso von Politikern sehr ernst genommen wird, weil es ja deren Parteien sind, die bei den Wahlergebnissen unter dem Effekt leiden.
Aber um den fall mal umzumünzen: Wenn in Ostdeutschland eine region ein wirklich strukturelles Problem mit rechtsextremismus hat, dann passiert es durchaus häufig, dass dann zwar irgendein Bürgermeister oder sogar Landesminister hingeht, und sagt 'man muss die Leute bestrafen, dieser Fall ist ganz schrecklich', aber im gleichen Atemzug abwiegelt und behauptet, es gebe gar kein allgemeines Problem, welches über die einzeltat hinausgeht, sondern nur eine Reihe von Einzeltätern.
Opfer rechter Gewalt halten das zurecht für einen schlechten Witz. Natürlich haben sie Angst und sind misstrauisch, auch manchen Leuten gegenüber, die nicht rechts und auch nicht gewalttätig sind und natürlich fühlen sie sich nicht ernstgenommen.
Weil jeder das Problem eigentlich sehen kann, der hinschaut, aber keiner es wirklich so aussprechen mag.
Wer es tut, kann als Nestbeschmutzer beschimpft werden oder als Querulant.
Und das ist sehr schlecht, da reden wir dann nicht ehrlich über die Probleme.
In geringerer Intensität sehe ich das beim Thema kriminelle Ausländer oder kriminelle Flüchtlinge teilweise ähnlich.
Jeder sagt, dass eine Straftat nicht gut ist.
Aber kaum jemand gibt zu, wenn es generelle Probleme gibt.
Damit meine ich auch kein allgemeins problem im sinne von 'flüchtlinge machen ganz allgemein probleme', sondern ein allgemeins problem im sinne von 'ein prädominant durch migration entstandenes Problem welches für unsere Gesellschaft entweder in der Form oder intensität neu ist'.
Das sehe ich bei Gruppenbasierten sexuellen oder gewalttätigen Übergriffen außerhalb von Bandenkriminalität so (also z.B. die ereignisse von Sylvester und anderen großverstanstaltungen) so (un darüber kann man sicher diskutieren, ob meine Sicht da richtig ist), oder auch bei Zwangsheiraten.
Trotzdem musste ich im Thema Zwangsheiraten hier auf allmy mehrere dutzend Seiten lang darüber diskutieren, dass zwangsheiraten gar kein prädominant ausländerbasiertes Problem in Deutschland sind, was absolut absurd ist, weil es bis auf einige wenige absolute Ausnahmen das Phänomen unter Deutschen nicht gibt.
Der Reflex ist aber da. Auch da wird dann das Problem als eine Sammlung von einzelfällen gesehen, die man bitte weder in verbindung mit Kultur, Islam oder einem generellen Problem was eher Gruppenbasiert ist in verbindung bringen darf.
Das finde ich falsch, weil es mir ja gar nicht darum, geht, eine Gruppe zu kriminalisieren, sondern lediglich im ersten schritt einmal ehrlich zuzugeben, dass das Problem erst entstanden oder erst sichtbar und aufmerksamkeitserregend geworden ist durch taten die man zu einem wichtigen Teil in bestimmten Mileus oder bei bestimmten Gruppen verorten kann.
So käme ich niemals auf die Idee, den Rechtsextremismus in Ostdeutschland unter 'allgemeine Kriminalität' laufen zu lassen.
Ich käme aber genausowenig auf die Idee, Dinge wie zwangsheiraten nicht als Problem welches in bestimmten Migrantengruppen basiert zu sehen.
und wenn man in einer Stadt oder einem Viertel wohnt, in dem einem auffällt, dass bestimmte Taten in auffälliger häufigkeit von einzelnen Menschen aus bestimmten Gruppen begangen werden, finde ich gehört es zur ehrlichkeit dazu, das auch sagen zu dürfen.
Undzwar weil es ein wichtiger Teil der Lösung ist, das Problem auf diese Art und weise erstmal aussprechen zu dürfen.