@ObrienHallo Obrien, zuerst liebe Grüße.
"So erhob sich das Volk in frankreich gegen den Monarchen nicht um Brot für Massen sicher zu stellen, sondern in erster Linie hat sich das Bürgertum an die Stelle des alten Feudaladels gesetzt. "Das Volk ist während der "Großen Französischen Revolution" offensichtlich auf den Karren der Revolution aufgesprungen, weil zu der Zeit große Hungersnöte herrschten. Dass die Ursache der Revolution ein sich zuspitzender materieller Widerspruch innerhalb der Produktionsweise des alten Feudalsystems war, ist kaum zu bestreiten(im Schoße des Feudalsystems entwickelten sich große Manufakturen, die nach Arbeitskräften verlangten. Die Arbeitskräfte waren wegen des Leibeigentums nicht vorhanden. Die Lehensherren "besaßen" ihre 'Sklaven'.... Vgl. "Die Große Französische Revolution" Albert Soboul).
Aber da muss man schon unterscheiden zwischen den Motiven des Volkes und dem tatsächlichen Ergebnis der Revolution.Das Volk wurde aktiviert durch Hunger, elende Lebensbedingungen. Dass das Ergebnis der Französischen Revolution das Ende des Feudalsystem zugunsten des sich zur Macht emporschwingenden Kapitalismus war, ändert nichts an den Motiven des Volkes. Die neue Herrschaftsklasse war die Bourgeoisie, die das Volk ausbeutete.
Allerdings waren auch neue "relative" Freiheiten für das Volk mit dem Machtwechsel der Klassen verbunden. Die Leibeigenschaft wurde abgeschafft. Und konnte früher noch der Lehensherr darüber bestimmen, ob jemand heiratete oder nicht, so lag das von da an in der freien Entscheidung des einzelnen. Das Volk wurde "frei" von den Fesseln des alten Feudalsystems, um dann aber direkt wieder vogelfrei auf dem kapitalistischen Arbeitskräftemarkt zu werden (Kinderarbeit, hohe tgl. Arbeitsstundenzeit ect.).
Was die Produktionsweise des materiellen Lebens betrifft, standen sich von da an nur noch zwei Klassen gegenüber: Ausbeuter und Ausgebeutete, Kapitalisten und Lohnabhängige.
Dass Bildung ein wichtiger Faktor in der Bewußtwerdung der Menschen sein kann, will ich nicht bezweifeln. Aber in der Diskussion darf nicht vergessen werden, innerhalb eines welchen Systems gebildet wird und mit welchen Interessen, wer an den Hebeln der Bildung und auch der Medien sitzt. Ich meine ca. 250 Rundfunk- und Fernsehräte (Funktionäre aus Politik, Kirche, Unternehmervertreter, ein paar aus der Gewerkschaft)entscheiden über die gesendeten Programme. Sowohl die Schulbücher, als auch die Unterrichtsinhalte (Normbücher) werden vorgegeben und im Rahmen "freiwilliger Selbstkontrolle" oder auch nach politischer Sympathie werden Lehrer eingestellt. Der Extremistenerlass zeigt zwar, wie wichtig denen die Erhaltung des Status Quo durch Bildung war, er ist aber nicht mehr nötig.
Wenn wir auf die Ergebnisse einer "kompensatorischen" Bildung warten müssten, wäre das wie das Warten auf Godot.
Was für mich heute eine Ähnlichkeit mit den Bedingungen vor der Französischen Revolution aufweist, ist der sich in der materiellen Produktionsweise zugespitzte Widerspruch zwischen Kapital und Lohnabhängigen. Innerhalb der kapitalistischen Ökonomie haben sich Produktivkräfte entwickelt, die vom alten System zur Erhaltung der bestehenden Eigentumsverhältnisse gefesselt werden.
Umweltfreundliche Technologien, erneuerbare Energien, Gentechnik für den Menschen, Medizintechnik etc. weitere Automatisierung zum Wohle aller, das alles und noch viel mehr steht in den Startlöchern, könnte zu einem bisher nie dagewesenen Wohlstand für alle führen. Die irrsinnigen Profite einiger Superreicher heute sind so wie die Privilegien des damaligen Adels. Sie sind durch nichts zu rechtfertigen. Produktion, die die Ernährung der gesamten Weltbevölkerung ausreichend ermöglicht, erneuerbare Energien etc. alles längst einsetzbar. Die weltweiten Kommunikationsmittel (Sat-Technologie, Internet) und die Distributionsmittel stehen ebenfalls längt zur Verfügung. Das notwendige Wissen steht ebenfalls jedem in ungeheurem, noch nie dagewesenem Maße zur Verfügung, ausgelagert und gespeichert in den riesigen Speichern des www.
Die einzige Klasse, die jetzt noch verschwinden (im Sinne von abgedankt werden) muss, um eine direkte Demokratie im Sinne von Volksherrschaft zu ermöglichen, ist die Kapitalistenklasse. Das Volk muss sich nur die Mittel nehmen, die ihm gehören, die ihm von einer profitgierigen Gruppe von Kapitalisten vorenthalten wird.
Ich vermute, dass sich das Volk aber erst dann erhebt, wenn die Lebensbedingungen unerträglich geworden sind, wenn die Volkswut auf die herrschende Ungerechtigkeit überkocht
und wenn vielleicht erste kleinere spontane Erhebungen in größerem Rahmen organisiert werden ( "neues Forum"...). Und genau dabei kann dann das Volk "lernen" , wie man sich in einer solchen Situation politisch-praktisch einsetzt.
Dass allerdings auch das ein Warten auf Godot werden kann, will ich nicht ausschließen. Ein paar müssen erst einmal wohlüberlegt anfangen. Ich kann es jetzt leider noch nicht.