Globalisierung oder Kolonialisierung?
17.10.2006 um 07:38
Das schöne Schlagwort des Westens „Demokratisierung“, das den Einfall aufNationalstaaten, Volkswirtschaften und fremden Kulturen legitimieren soll, bedeutetzugleich „Liberalisierung“ (Kapitalinteressen). Beide Begriffe ergänzen sich und stellendie neue Form von Imperialismus und Kolonialismus dar.
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Die Kolonialpolitik desBritish Empire vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegswird von Historikern häufig als "Liberaler Imperialismus" beschrieben. Sehen wir näherhin, erkennen wir aber, dass in der Praxis von dem damaligen Slogan "Freihandel undDemokratie"
1.) nur ökonomische Ausbeutung,
2.) Erschließung neuer Absatzmärkte
3.) und eine repressive Kontrollpolitik übrig blieb.
(· Conflict, Killing, andCatastrophe in the 21st Century, New York 2001, S. 153.)
Der Historiker NiallFerguson der in den Vereinigten Staaten Kultstatus geniesst: „Das britische Empire seifür die kolonisierten Völker von großem Nutzen gewesen, deshalb müsse Amerika zum Wohleder Menschheit in dessen Fußstapfen treten.“ (Zwick, Jim: The White Man's Burden and ItsCritics, in: Zwick, Jim (ed): Anti-Imperialism in the United States, 1898-1935, o. J.,http://www.boondocksnet.com/ai (16.05.03).
Demokratischer Imperialismus -US-Geopolitik zur Rekolonialisierung der Welt, 2006:
Die USA bereitet sich seitgeraumer Zeit unter dem Deckmantel von "Stabilitätsexport" und "Nation-Building" auf diedauerhafte Besetzung und radikale Umgestaltung so genannter „gescheiterter“ Staaten vor.In den letzten Monaten wurden zu diesem Zweck Pentagon, US-Außenministerium und dieEntwicklungshilfe einer Reorganisation unterzogen. Dabei zeigt sich zunehmend, dass der"Krieg gegen den Terror" zugleich als ein Mittel zur globalen Durchsetzung einerneoliberalen Weltwirtschaftsordnung instrumentalisiert wird, die immer mehr Züge vonKolonialismus annimmt.
Schon lange fordern Neokonservative, jede Bescheidenheitabzulegen und sich offen zum US-amerikanischen Imperium zu bekennen. Dessen Errichtungwird in den USA auch von zahlreichen Mitgliedern des außenpolitischen Establishments alsconditio sine qua non des amerikanischen Wohlstands propagiert.“ (IMI-Analyse 2006/019b -in: ak Nr. 509/2006)
„Unser Preis für den Gewinn des Kalten Krieges istnicht nur die Möglichkeit die NATO auszudehnen oder demokratische Wahlen an Ortenabzuhalten in denen zuvor nie welche stattfanden, sondern etwas weit größeres: Wir undniemand sonst werden die Bedingungen der internationalen Gesellschaft diktieren." (*Boot,Max: Does America Need an Empire?, Lecture at UC Berkeley, 12.03.03.)
Bushim Vorwort der Nationalen Sicherheitsstrategie: Es gibt nur "ein einziges haltbaresModell für nationalen Erfolg: Freiheit, Demokratie und freies Unternehmertum." Werhiergegen verstößt, hat die USA zum Feind "
Die spezielle Interpretation, derliberalen Religion, die der Präsident befürwortet, ist eine kreuzzüglerische. Diemoralische Pflicht, den Liberalismus zu verteidigen und auszuweiten kennt keine Grenzen.Staatliche Souveränität bietet keine Sicherheit oder Ausrede. Gesellschaften und Staatensind nicht berechtigt sich dem Liberalismus zu verweigern.
Tatsächlich haben Staatendie moralische Pflicht nicht nur selber den Liberalismus zu befürworten, sondern ihrenNachbarn Liberalismus aufzuzwingen." (Kaplan, Robert D.: Warrior Politics: Why LeadershipDemands a Pagan Ethos, New York 2002, 144f.)
"Es ist ein schöner undberuhigender Mythos, dass die Liberalen friedliebend und Konservative Kriegstreiber sind.Der Imperialismus der Liberalen könnte wegen seines endlosen Charakters gefährlichersein." (Rieff, David: A New Age of Liberal Imperialism?, in: World Policy, Vol. XVI, No.2 (Summer 1999).
"Aufgrund der historischen Belastung des Begriffs"Imperialismus" gibt es für die US-Regierung keine Notwendigkeit ihn zu übernehmen. Aberer sollte definitiv die Praxis bestimmen."
Für den Irak bedeute dies"Eigentumsrechte und andere Garantien durchzusetzen, wenn es sein muss mit Waffengewalt."Boot, Max: TheSavage Wars of Peace, New York 2002, S. 28f.