@elfenpfadUiiiii ... wir machen auf Historiker. Da muss ich unbedingt meinen Senf dazugeben.
'37 hätte alles schon vorbei sein können. Da nämlich schlugen die Briten in Gestalt der Peel-Kommissoin einen Teilungsplan vor: der Judenstaat sollte nur aus der Küstenebene und Galiläa bestehen, lediglich ein Viertel des gesamten Territoriums umfassen. Das restliche Gebiet sollte an die Palästinenser gehen und hätte später mit Transjordanien vereint werden können. Von Tel Aviv nach Jerusalem sollte es einen britischen Tunnel geben um mögliche Konfrontationen zu vermeiden. Abdullah trat in Transjordanien für diesen Plan ein, der Clan der Nashashibis - der die jüdische Einwanderung beschränken wollte und nicht zionistenfreundlich, aber auch nicht dezidiert antisemitisch war und auf Ausgleich setzte - in Palästina und der zionistische Weltkongress stimmten diesem Plan zu. Amin el-Husseini, Sproß des anderen großen Clans in Palestine, war aber alles andere als erfreut: er lehnte ab. Heute würde dieser Mann als mutiger Freiheitskämpfer, der unweigerlich für die Rechte seines Volkes streitet, durchgehen. Gut die Hamas tut das ja auch. Husseini organisierte schon Anfang der zwanziger Jahre Pogrome an Juden und setzte seine Kampagne in den Folgejahren rigoros fort. "Abweichler" und "Kollaborateure" gabs auch damals schon. Sie wurden in Freitagsgebeten öffentlich genannt und ihnen dohte man mit Ausschluß aus der muslimischen Gemeinde - außer sie folgten. In den Unruhen von '36-'39 wurde dann auch alles weggemetzelt was nicht spurte - macht man aber gern in Palestine, wenn man da etwa an die erste Intifada ...
Jedenfalls: die 1936 begonnenen Unruhen wären eigentlich schnell verflogen und verpufft. Aber auch in Europa gab es einen mutigen Mann mit der bedingungslosen Unterstützung seines Volkes, den Freiheitskampf gegen jüdische Herrschaft offensiv zu führen. Die Palästinenser bewunderten ihn schon sehr früh, und warben fortan um die Liebe und Güte, Palästina endlich judenrein zu machen. Dem deuschen Gesandten in Palestine wurde zur Machtergeifung alles Gute gewünscht, die muftitreue Jugend in "Nazi-Scouts" umgetauft, die ab dann Nazipropaganda unters Volk brachte und auch wenn schon die gesamte arabische Welt Nürnberg '35 cool fand - im Arschlecken haben sich die palästinensischen Nazis besonders hervorgetan.
Man wollte aber im Herzen Europas nicht so recht, bedankte sich mit deutscher Höflichkeit, blickte aber gebannt auf den nahöstlichen Gau. Einen "nützlichen Abladeplatz für unerwünschte Juden" sahen sie aber schon immer im Mandatsgebiet. "Der Untergang erwartet die Juden in Palästina; sie kommen dort vom Regen in die Traufe." resümierte der Chefredakteur der Parteizeitung Angriff; er erhoffte sich vom gegen die zionistsche Aggression kämpfenden palästinensischen Volk das sie - "die Araber", wie er zu pflegen sagte - sie - und damit waren nicht die Zionisten gemeint - "liquidieren" würden.
Der Peel-Plan hatte aber auch die Nazis vor eine neue Situation gestellt. War man vorher darum bemüht, sich antibritische Akte nicht zu leisten, da man auf eine - natürlich illusorische - Erdaufteilung mit dem Empire hoffte, legte man nun alle Scheu ab. Von jetzt an bestand "ein deutsches Interesse an Stärkung des Arabertums als Gegengewicht gegen etwaigen solchen Machtzuwachs des Judentums." Man betonte in Berlin, das "die Bildung eines Judentaates" mit der sich abzeichnende Schutzmacht des arabischen Judenhasses einfach nicht zu machen sei, also "nicht im deutschen Interesse" liege. Den Juden - man war im dritten Reich ähnlich so unbefangen umgegangen mit diesem Wort wie heuer die vorbildlich demokratisch gewählten Judenhasser der Hamas - wäre eine "zusätzliche völkerrechtliche Machtbasis" in die Hände gefallen, "etwa wie Vatikan-Staat für politischen Katholizismus oder Moskau für Komintern." In lupenreinen Antisemiten-Sprech begründete Reichsaußenminister von Neurath '37 den völkerfreundschaftlichen Stahlpakt von Deutschen und Palästinensern.
Um den Aufstand am Leben zu halten floß von nun an Geld an den Mufti, der daraus auch keinen Hehl machte und von Canaris Jahre später bestätigt wurde. Keine Summe war zu hoch, kein Betrag zu kostspielig als das er nicht erfüllt wurde. Waffen wurden gestellt; auch nach Saudi-Arabien und den Irak verschickt. In Ägypten unterstützen die Muslimbrüder den Mufti und drängten das gesellschaftliche Klima immer mehr in Richtung Judenhass - in ihrer Zeitung al-Nadhir verkündeten sie die "Gefährlichkeit der Juden von Ägypten" und veröffentlichten prompt Adressen "gefährlicher" Juden in aller Welt, auf das der Volkszorn selbst walte; auf der Straße skandierten sie "Nieder mit den Juden" und "Tod den Juden". Ihr paramilitärischer Flügel bot den Nazis später Unterstützung an. Ihre Organsiation wuchs innerhalb von zwei Jahren ('36- '38) von 800 auf 200.000 (!!!) an. In Syrien bildete sich schon früh die Syrische Volkspartei, die dass NSDAP-Programm eins zu eins übernahm und sich von Kleidung und Symbolik den Nazis anpasste. Im Irak gründete sich auf staatliche Weisung die Jugendorganisation Futuwwa; sie marschierte später auf dem Reichsparteitag auf und orientierte sich am Erziehungsbild der deutschen Jugend. Wiederum in Ägypten gründete Ahmad Husayn die "Vereinigung Junges Ägypten" - Faschistengruß, Fackelaufzug und Führerkult gehörten zum Standardrepertiore der Bewegung. Husayn nannte die Juden für alle "Perversionen" verantwortlich. Das wurde erhört: seine Truppe durfte '38 in Nürnberg auch aufmarschieren. Überall in der arabischen Welt strebte man in die "Nazintern" (Churchill).
Die Briten hat das so sehr beunruhigt das man den Peel-Plan ad acta legte und sich wieder den Arabern zuwendete: nachdem sie hochoffiziell auf einem interparlamentarischen Weltkongreß arabischer und moslemischer Länder zur Unterstützung Palästinas in Kairo, Okt. '38 gedroht hatten, sich den Achsenmächten anzuhängen, war die Staatenlösung, die ja beide Konfliktparteien bejahten (auf palästinensischer Seite die erwähnten Nashashibis) hinfällig. Die jüdische Einwanderung wurde trotz immer krasserer Verfolgung mit Rücksicht auf die Araber gedrosselt. Der Aufstand wurde niedergeschlagen; der Mufti konnte aber fliehen. Er kam nach Deutschland, freundete sich mit Himmler an und ihm zu Ehren veröffentlichte man '43 eine Biographie. Auf dem Balkan animierte er die ansässige Umma zum Endsieg nebst Endlösung ihren Teil beizutragen.
Er legte aber auch Einspruch gegen Nazi-Entscheidungen ein: als alle schwiegen stimmte der Mufti seine Bedenken an. Himmler hatte gerade einen Deal über die Bühne gebracht; 5.000 jüdische Kinder gegen 20.000 gefangene Soldaten. Dem Einsatz Amin el-Husseinis, Held seines Volkes und und großer Freund des Deutschen, ist es zu verdanken, das auch diese Kinder vergast wurden. Als ein wenig später (der erste Coup gelang ihm '43) Rumänien, Bulgarien und Ungarn einige tausend jüdische Kinder nach Palästina ausreisen lassen wollten - wo nach Aussage ziemlich beschränkter Menschen die Zionisten sich das Leid der europäischen Juden zu Nutze machten um ihr Staatsprojekt voranzutreiben - intervenierte er auch dort - mit dem Verweis, die Leute gehören nach Polen - erfolgreich.
Wer meint die antisemitische Propaganda, die heute unentwegt durch Hamas und Co. verbreitet wird - und das ihr zugrundeliegende Weltbild das eigentliche Movens dieses Kampfes ist - beruhe auf den Jahrzehnten der israelischen Besatzung, hat nicht recht - der Antisemistismus hat erst diesen Konflikt hervorgebracht, nicht andersherum. Wer das Verhandeln mit einer Organisation, die selbst jedwede endgültige Lösung des Konfliktes am Verhandlungstisch ablehnt, wohl aber in Zeiten der Schwäche PR-bewusst umso lauter herausschreit, wie sehr man doch verhandeln wolle, als verbindlich für Frieden setzt, ist blauäugig. Er wird sich in seinem moralischen Überlegenheitsdünkel als einzige Alternative wohlfühlen; allein deshalb, weil er die Masse hinter sich hat, die ihre Fiedenssehnsucht gewohnt gegen Israel und für seine Feinde auslebt. Nebenbei wird er sich selbst als ein aus der Geschichte belehrter abfeiern, der aber über das Mordpotential des Antisemitismus nichts gerlernt hat. Im besten Falle wird er nur Uri Avnery und Reuven Moskovitz nachbeten, im schlechtesten Falle gleich Israel zum Nazistaat umlügen, der, egal wie er handelt, doch nur bösartiges im Schilde führe und einen bösartigen/heimtückischen/offenen/schleichenden/verdeckten/zynischen und sonstwie gearteten imaginierten "Völkermord" an den Palästinensern durchführe, während er den tatsächlichen Faschisten die Reverenz erweist und sie zu "Freiheitskämpfern" adelt. Jedenfalls: dem antisemitsmustheoretisch bewanderten Menschen zeigt er welch Geistes Kind er ist: Antisemitismus funktioniert projektiv. Die Allmachtsphantasien des seelisch schwer gestörten Subjekts werden auf den Juden projiziert; die eigene Mordlust ihm unterschoben, es ist der ersehnte Blutrausch, dem man angeblich selbst erfahre. In diesem Sinne ist es nur konsequent wenn die arabisch-islamische Welt mi tihren Massen von freiwilligen Europäern vom "Holocaust an den Palästinensern" spricht.
P.S: Die ideologische Verbindung Islam-NS kann nicht näher beleuchtet werden - wäre zu lang.