Über dem RBB-Rundfunkhaus steigt weißer Rauch auf - man hat eine Kandidatin für die Interims-Intendanz gefunden. Und zwar genau eine, die kann man jetzt nehmen oder nicht, das nennt sich dann: Wahl. Es handelt sich um eine Person vom Stamme der Buhrownen:
Wie schön, dass ihnen die Auswahl dabei wohl denkbar einfach gemacht wird:
Bereits am Montag wurde enthüllt, dass es offenbar bereits eine Favoritin für die vorübergehende Intendanz gibt: Wirtschaftswissenschaftlern Katrin Vernau, bisherige Verwaltungsdirektorin des WDR, ehemalige Partnerin bei der Unternehmensberatung Roland Berger und ein ARD-Gewächs, das den Verbund gut kennt. Dem Rundfunkrat soll sie laut RBB als einzige Kandidatin vorgestellt werden – sie kann lediglich abgelehnt oder abgenickt werden.
Quelle:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/katrin-vernau-streit-um-voruebergehende-rbb-intendantin-a-908ce4b4-7ec8-4f6c-9c4a-c86dbe33002bAch ja, aus dem WDR-Stall, ''kennt'' die ARD gut, und Berater-Vergangenheit hat die gute Frau auch noch. Was der Spiegel leider nicht erwähnt oder nicht recherchiert hat: Frau Vernau ist oder war zwar parteilos, war aber in der Legislaturperiode ab 2011 im ''Team Schmid'' der SPD Baden-Württemberg sogenannte ''Schattenministerin'' für Hochschulen und Wissenschaft.
https://www.spd-bw.de/dr-katrin-vernau/Außerdem war sie noch selbst Gründerin einer Unternehmensberatung, Kanzlerin der Unis Ulm sowie Hamburg und Partner und Dekanin der Roland Berger School of Strategy and Economics:
on 2002 bis 2005 war sie Kanzlerin der Universität Ulm. Von Dezember 2006 bis November 2012 hatte sie dieses Amt an der Universität Hamburg inne.[5] Sie war ab Dezember 2012 Partner und Dekanin der Roland Berger School of Strategy and Economics.[6] Sie war Mitglied des Aufsichtsrats der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.[7]
Quelle:
Wikipedia: Katrin VernauIhre Fachkompetenz ist unbestritten, allerdings ist das eben auch ein herausragender ''Ich hänge in allen Netzwerken drin die man sich nur vorstellen kann''-Lebenslauf. Besonders die Nähe zu einer spezifischen Beratungsfirma ist bedenklich, steht doch in Aussicht dass in naher Zukunft Berater bei der grundlegenden Reform der Personal- und Vergütungspraxis im RBB herangezogen werden müssen. Nicht dass sich da jemand direkt einen Vorsprung verschafft.
Die Belegschaft und Verbände reagieren entsprechend:
Harte Kritik aus der Belegschaft
Unter den Mitarbeiterin und Mitarbeiterinnen ist man über diese Vorgangsweise mehr als verärgert. Nicht nur habe man über die Medien von der möglichen Kandidatin erfahren müssen – man habe sich auch noch in eine »selbstgewählte Alternativlosigkeit« begeben.
»Wir bezweifeln, dass das gewählte Verfahren ohne echte Auswahl für die Rundfunkräte geeignet ist, das Vertrauen der Belegschaft in die Interimsintendantin zu fördern«, schreibt Dagmar Bednarek, selbst Mitglied der vierköpfigen Findungskommission und Vorsitzende der Freienvertretung in einer Stellungnahme. Das Agieren des WDR-Intendanten Tom Buhrow sei in der rbb-Belegschaft mit großer Skepsis wahrgenommen worden. »Allein der Eindruck, mit Frau Vernau werde eine Statthalterin des WDR eingesetzt, wäre eine erhebliche Bürde«. Darüberhinaus gebe es Zweifel, ob die Interimsintendantin ihre Schlüsselrolle auch im Interesse der rbb-Belegschaft ausüben wird.
Tatsächlich vermuten einige im Rundfunkrat in der Kandidatin Vernau eine Entsandte Buhrows, der man zwar nicht die Kompetenz, wohl aber die Eignung für den Standort Berlin absprechen wolle. »Auch eine Interimskandidatin sollte Ahnung von der Region haben«, sagt ein Rundfunkrat. Die Kriterien der Findungskomission, sie liegen dem SPIEGEL vor, hatten eine Kandidatin aus dem RBB explizit ausgeschlossen, ein »ARD-Gewächs« ausdrücklich nicht. Gleichzeitig ist darin von einer Person die Rede, die den Posten mit großer »Autorität und Glaubwürdigkeit« ausfüllt. Wird Vernau dieser Rolle gerecht?
Weitere geeignete Kandidaten und Kandidatinnen seien jedenfalls »nicht gehört« worden, sagt Bednarek, obwohl sie die Findungskommission im Blick hatte. Man appelliere an den Rundfunkrat, eine »echte Wahl« zu treffen.
DJV kritisiert mangelnde Transparenz
Ähnlich konsterniert ist man beim Berliner Ableger des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV). In einer Stellungnahme, die dem SPIEGEL vorliegt, kritisiert der Vorsitzende Steffen Grimberg das Verfahren scharf. »Wenn von der Findungskommission nur eine Person vorgeschlagen werden soll, müssen wir uns schon die Frage stellen, was das für eine Wahl ist«. Zudem sei ein Verfahren problematisch, bei dem es kaum Gelegenheit gibt, die Bewerberinnen bzw. Bewerber kennenzulernen. »Der Rundfunkrat darf sich hier nicht entmachten lassen und muss für Offenheit und Transparenz sorgen.«
Quelle:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/katrin-vernau-streit-um-voruebergehende-rbb-intendantin-a-908ce4b4-7ec8-4f6c-9c4a-c86dbe33002bEs bleibt also spannend.