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Wilhelm II. - genial oder irre ?

483 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Deutschland, Geschichte, Wilhelm Ii. ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 12:47
@gelberwolf
Ok ich fasse deins Mal zusammen:

Grossmaul, undiplomatisch, unbeherrscht,kein politischer Weitblick, kein politischer Weitblick,
= Außenpolitsch Tollpatschig/Unerfahren/Unfähig

lies sich nur mit Seine Majestät anreden, schwebte gottähnlich über den Wolken,mittelmäßiger Möchtegernkünstler

= Konservative ur-monarchische Einstellung

, Komplexe, Grossmannssucht,
= Pychisch labil

Antisemit
= Trendfolger

zu ungefähr Ok?


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 13:00
Jetzt komm ich:

Schlichtungsbemühungen vor Ausbruch des 1.WK
=Friedensnah (aber Säbelrassler)
Sozialgesetze weitergeführt
Arbeiterschaft wohlhabener gemacht
Hospitäler, Kirchen, und Armenhäuser errichten lassen
=Sozial

Verurteilte die Reichskristallnacht und die Judenverfolgung unter den Nazis
Verbot seinen Söhnen sich mit den Nazis einzulassen
=gegen Nazis


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 13:07
Mit der durchaus unfreundlich gemeinten Bezeichnung "Kaiserjuden" bedachte Chaim Weizmann, Zionist und später erster Staatspräsident Israels, eine kleine Gruppe prominenter Berliner Juden wegen ihrer Nähe zu Wilhelm II. Zu diesem Kreis gehörten vor allem Albert Ballin, Generaldirektor der HAPAG, und seit 1901 auch James Simon; weitere Teilnehmer der Runde waren der Kohleunternehmer Eduard Arnhold, die Bankiers Carl Fürstenberg und Paul von Schwabach sowie Emil und Walther Rathenau von der AEG. Wilhelm II. konsultierte diese Männer zunächst wegen ihres ökonomischen Sachverstands. Daraus entwickelten sich zwanglose Gesprächsabende, die den unterschiedlichsten Themen gewidmet waren. Simons Rat war besonders gefragt, wenn es um jüdische Belange ging, nach einiger Zeit wurde seine Anwesenheit immer dann verlangt, wenn der Kaiser über jüdische Angelegenheiten entscheiden musste. Simon leistete diese Beiträge stets als Privatperson, ohne jeden offiziellen Status.

Ein solches Vertrauensverhältnis war nicht selbstverständlich. Zweifellos repräsentierte der Kaiser eine erzkonservative Gesinnung und hatte auch antijüdische Ressentiments. Simon dagegen war Mitbegründer des „Vereins zur Abwehr des Antisemitismus“, sein politischer Standpunkt war liberal, gegen Ende seines Lebens entwickelte er Sympathie für die Sozialdemokratie. Offenbar belasteten diese Verschiedenheiten ihr persönliches Verhältnis nicht. Freundschaft konnte sich so nicht entwickeln, wohl aber anhaltende gegenseitige Wertschätzung. Auch nachdem der Kaiser 1918 abgedankt hatte, wurde der Kontakt von beiden Seiten aufrechterhalten, obwohl Simon sich niemals für die Rückkehr zur Monarchie aussprach, sondern die Weimarer Republik aktiv unterstützte.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 13:20
@asmodeus
Zitat von asm0deusasm0deus schrieb:Scheint wohl eher entfernte Verwandtschaft gewesen zu sein^^
Weder Kohle noch Kontakte scheinen sich auf Dich vererbt zu haben^
Na, Du kleiner rhetorischer "Schmutzfink", schon mal was von Enteignungen der Industriellen unter der sowjetischen Besatzung gehört?


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 13:23
Genies werden immer erst NACH ihrem Ableben zu Genies!!

Während sie Leben, werden sie runtergemacht oder verpöhnt oder verhönt oder verspottet oder eben als "nicht ganz dicht" bezeichnet.

Das war schon immer so:-)


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 13:48
@jafrael

Du müsstes dich mal erkundigen, kann sein das ihr jetzt wieder Besitzrecht auf die Grundstücke habt wenn ihr rechtmäßige Erben seit und die Grunstücke niemanden gehören. Verwandte meiner Freundin hatten in Ostberlin vor dem 2.WK ein paar Hotels. Vor nen paar Jahren haben die ein paar ihrer übriggebliebenen Wohnungen zurückbekommen die im staatlichem Besitz waren.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 14:13
Dirty@

Israel und die Zionisten sind rote Tücher in Syrien

Aber die wenigen Juden die noch in Syrien leben sind ganz normaler Bestandteil der Gesellschaft und keinerlei Ressentiments ausgesetzt. Israelische Touristen gibt es ja leider nicht, aber jüdische Touristen aus den USA oder Europa werden vielleicht sogar zuvorkommender behandelt als andere Gäste. Antisemitismus zeigt sich erst, wenn Juden als Menschen verachtet werden, politische Feindschaft darf man nicht mit Rassismus verwechseln


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 14:25
@larry
Sind die weiteren Behauptungen von Dir "Wilhelm II wollte den Krieg nicht, war kein Antisemit, war Antifaschist..." ungefähr genau so gut recherchiert wie Deine Angaben zur Sozialgesetzgebung, zur "Reichswehr" und zur Schlichtung im Ruhrarbeiter-Streik mittels Waffeneinsatz?
Na, dann mal gute Nacht.
Oder muss ich mir die Mühe machen, diese Behauptungen Punkt für Punkt aufzudröseln?


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 14:29
@al-chidr
Aber Vorurteile sind da bestimmt trotzdem.
12.000 jüdische Soldaten sind im ersten Weltkrieg für Kaiser und Vaterland gefallen, Wilhelm's Berater und Gesprächskollege war Jude aber wegen der unterschiedlichen Gesinnung waren sie keine Freunde. Aber wie kann Wilhelm II denn ein Antisemit sein, wenn er auf einen Menschen (Juden) hört den er verachtet?


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 14:30
@Doors

Fang mal an, aber benutz neutrale Quellen und nicht deine Freunde vom links.net
Ich warte...


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 14:33
Ich bezog das nicht nur auf Willibald ;)


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 14:50
http://www.uni-giessen.de/~g41007/wilhelm2_vorstellungen.html

Hab hier einen sehr schönen Link.
Wilhelms Notizen zur Sozialgesetzgebung.
Man beachte das er die negativen Wirtschaftsfaktoren für notiert und die möglichen Sozialreformen auflistet.
Dabei denkt an den Arbeiter und an die Wirtschaft.
Sozial und Wirtschaftlich.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 14:57
Seit 1908 waren in ganz Deutschland auch Frauen zum Hochschulstudium zugelassen.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 15:48
Die, zumindest formale, Gleichberechtigung der Juden erfolgte mit der Gründung des einheitlichen Reiches, 1871, zum ersten Male in der geschichte Deutschlands galten sie als freie und gleiche Bürger: Die Einschränkungen, die sie, von Land zu Land unterschiedlich, teilweise zu Schutzbefohlenen eines Herrschers machten und ihnen wirtschaftliche Beschränkungen auferlegten oder ihnen bestimmte Berufsverbote erteilten, waren aufgehoben. Auch der Dienst beim Militär, in Schulen oder der Justiz stand ihnen jetzt offen.
Das war lange vor Amtsantritt von Wilhelm II.
„Ich denke gar nicht daran wegen der paar hundert Juden und der tausend Arbeiter den Thron zu verlassen!“ jammerte der Regent gegen Ende seiner Regentschaft.
Der junge Prinz Wilhelm zählte zu den glühenden Bewunderern des Hofpredigers Adolf Stoecker. Dieser und seine „Christlich-soziale Partei“ werden von zahlreichen Wissenschaftlern als Begründer des modernen Antisemitismus angesehen. Sie umfasste eine Vielzahl antisemitischer, antiliberaler, konservativer und pseudo-antikapitalistischer Gruppierungen und Einzelpersonen, die sich hauptsächlich aus Berliner Handwerkern und Ladenbesitzern sowie Teilen der Intelligenz (Hochschulangehörige, Offiziere etc.) rekrutierten. In ihren Anfangsjahren wurde die „Berliner Bewegung“ von den „Deutschkonservativen“ unterstützt, die sich so eine Massenbasis verschaffen wollten. Sie profitierte außerdem von der weit verbreiteten antijüdischen und antiliberalen Stimmung in Deutschland sowie von der einsetzenden öffentlichen Diskussion um die Verantwortung des Staates für soziale Belange.
Wer's nachlesen mag:
John C. G. Röhl: „Kaiser Wilhelm II. und der deutsche Antisemitismus“. In: Wolfgang Benz, Werner Bergmann (Hgg.): Vorurteil und Völkermord. Entwicklungslinien des Antisemitismus. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1997, S. 252-285, ISBN 3-89331-274-9.

Dass sich der spätere Wilhelm II auch mit Kapitalisten jüdischen Galubens als Berater umgeben hat, die ihn z.Tl. zu aggressiven Abenteuern in der Kolonialpolitik drängten und zu härterem Vorgehen gegen die Arbeiterbewegung rieten, hat wohl weniger mit dem Anti-Antisemitismus des Kaisers als mit dessen Hang zum Kapital zu tun. Egal, ob Christ oder Jude, frei nach Willy: Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Geschäftspartner.

Was das Verhältnis Wilhelms zum Nationalsozialismus angeht, erschien vor kurzem in der Online-Ausgabe von "Cicero" ein umfassender Beitrag von Malinowski (TU Berlin), den ich nachstehend ungekürzt wiedergebe. Er beleuchtet das ambivalente Verhältnis der Hohenzollern zu Adolf Hitler & Co.:
Als die Wehrmacht Mai 1940 ihre Offensive im Westen mit dem Überfall auf die Niederlande eröffnete, kam es am nördlichen Rand der „Operation Sichelschnitt“ in der Nähe von Utrecht zu einer eigenartigen Begegnung. Eine Gruppe deutscher Infanteristen drang bis zum Landsitz eines weißbärtigen 81-jährigen Herrn vor, der die Soldaten vor seinem Haus begrüßte, mit Erfrischungen bewirtete und sich von einem Offizier die militärische Lage erläutern ließ. Der Wortlaut der Reaktion ist nicht überliefert, man darf aber vermuten, dass der dargestellte Frontverlauf mit einem „Donnerwetter, meine Herren!“ kommentiert wurde. Vier Wochen später, nach der Kapitulation Frankreichs, schickte Wilhelm II. ein Telegramm an Hitler, um ihn zu dem „von Gott geschenkten gewaltigen Sieg“ zu beglückwünschen.
Zwanzig Jahre zuvor, im November 1918, war Kaiser Wilhelm II. in einer gespenstischen Nachtfahrt über die holländische Grenze geflohen. Dem Heldentod auf dem Schlachtfeld, dem bewusst gesuchten Tod in einem letzten Angriff, der insbesondere im Adel als adäquates Ende für einen preußischen König im Untergang diskutiert wurde, hatte sich der Kaiser entzogen. Im niederländischen Exil gebot er seither in Haus Doorn über ein Miniaturreich mit groteskem Schrumpfhofstaat sowie über Wald und Bäume, von denen der agile Pensionär schon in den ersten Jahren 13000 Stück eigenhändig zersägt hatte.
In einer mit Heldensagen gemästeten Generation konnte die Begegnung am Tor von Doorn an die Kyffhäuser-Sage denken lassen: die Geschichte vom ewig schlafenden, alle 100 Jahre kurz erwachenden und sich für die Wiederkehr seiner Herrschaft bereithaltenden Kaiser. Doch Wilhelm II. wurde weder erweckt noch reaktiviert. Statt des Zwerges Alberich stellte man eine SS-Wache vor das Doorner Tor. 1940 hoffte selbst Wilhelm II. nicht mehr, der Nationalsozialismus könne jener Adler aus der Sage sein, der die Raben über dem Kyffhäuser vertreiben und seine Rückkehr auf den Thron ermöglichen würde. Acht Jahre zuvor jedoch hatte er, und mit ihm der politisch zählende Teil seines Hauses, eben dies getan.
Der historisch relevante Teil der Beziehung zwischen Hohenzollern und Nationalsozialismus spielt nicht in der Phase von Krieg und Völkermord, sondern während der Zerstörung der Weimarer Republik, der Machtübergabe und der Machtergreifung in den Jahren 1930 bis 1934.
Obwohl es einen SA-General unter den Kaisersöhnen gab, ist es richtig, dass kein Hohenzoller im Dritten Reich eine Herrschaftsposition bekleidete. Richtig ist auch, dass von vielen Hohenzollern negative Bemerkungen über den Nationalsozialismus überliefert sind. Von 1945 bis heute haben sich Hofhistoriografen und konservative Publizisten bemüht, aus diesen Äußerungen eine aufrechte Linie der Opposition zu destillieren – ohne überzeugende Ergebnisse. Im Schutz des Privaten gesprochene Kraftworte über Hitler und seine Satrapen, abfällige Urteile über Görings Pumphosen und Hitlers Haartracht können den historischen Kern der Haltung, die im Haus Hohenzollern dominierte, nicht überdecken. Gesucht und gefunden hatten die Hohenzollern die taktische und strategische Kollaboration. Als der Plan, die NS-Bewegung als trojanisches Pferd der Restauration zu verwenden, sich auch für die politisch Blindesten in der Familie als Illusion erwiesen hatte, verschärfen sich die Kraftworte aus dem Jammertal der politischen Bedeutungslosigkeit, in dem man seit 1918 hauste. Wilhelm II. hatte mit Magnus von Levetzow, Admiral a.D. und NSDAP-Mitglied, einen Generalbevollmächtigen eingesetzt, der die Hauspolitik direkt auf den Nationalsozialismus zugesteuert hatte. 1933/34 blitzten diverse Anfragen, ob und wenn ja, wann eine Restauration geplant sei, an glatten Antworten der NS-Führung ab. Mehrfach hatte Hitler seit Herbst 1933 kaiserliche Emissäre angebrüllt: Die Fürsten hätten versagt und sich als zu weich erwiesen, er benötige nunmehr 15 Jahre Zeit, während derer er freie Hand brauche. Im Januar 1934 sprengen marodierende SA-Schlägertrupps monarchistische Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag des „kaiserlichen Herrn“. Die später gefundenen knackigen Worte des Exil-Kaisers zeugen nicht von nobler Distanz, sondern von Dünkel und Verzweiflung über die zerschlagenen Chancen der Restauration. Sie stehen für die Merkmale, die Regierungs- und Exilzeit „dieses fleischgewordenen Unglücks der neueren deutschen Geschichte vor Hitler“ (Nipperdey) generell ausgezeichnet hatten: Hybris, Unstetigkeit, Maßlosigkeit und Realitätsferne.
Der älteste Sohn des Kaisers, Kronprinz Wilhelm, taktierte zwischen Potsdam, Berlin und Schlesien wortstark und glücklos im Soziotop der radikalen Rechten, in ständiger Fühlungnahme mit den NS-Spitzen, insbesondere über Hermann Göring. An Reichswehrminister Groener hatte er im April 1932 appelliert, das „wundervolle Menschenmaterial, das in SA und SS vereinigt“ sei, nicht bei der Arbeit zu stören und stattdessen endlich einmal ein paar Kommunisten „aufs Pflaster zu legen“. Das erwähnte Glückwunschtelegramm seines Vaters an Hitler übertraf er im Mai 1940 durch ein Schreiben, das die „geniale Führung“ Hitlers pries, von „Bewunderung“ sprach und auf „Sieg Heil!“ endete.
Als unermüdliche Propagandistin für die braune Sache wirkte weiterhin die zweite, 1922 geheiratete Ehefrau Wilhelms II., Hermine geb. Prinzessin Reuß (ä.L.). Bereits in den späten zwanziger Jahren warb die Prinzessin landauf und landab innerhalb der Oberschichten für den Nationalsozialismus. Berliner Salon-Abende, auf denen „Kaiserin“ Hermine voll Begeisterung einem Führer lauschte, der in Aussicht stellte, die politischen Gegner schon bald „öffentlich strangulieren“ zu lassen, sind seit circa 1930 so zweifelsfrei dokumentiert wie das Brutalo-Deutsch, in das zahlreiche Äußerungen von Kaiser und Kronprinz abgesunken waren.
Die Bestleistung im Umfeld hochadliger Versuche, sich dem Nationalsozialismus anzudienen, erbrachte allerdings der vierte Sohn des Kaisers, Prinz August Wilhelm von Preußen. Der Prinz wurde bereits im April 1930 Parteigenosse und SA-Mitglied und wirkte fortan unter dem populistischen Kürzel „Prinz Auwi“ als Massenredner in Zirkuszelten und Bierhallen. In der SA brachte es der Prinz Ende 1933 zum Obergruppenführer. Die Dienste, die er der Bewegung als Propaganda-Gaul leistete, waren kaum bezahlbar. Wie nur wenige konnte er nach oben die Wohlanständig- bzw. Hoffähigkeit der NS-Bewegung und nach unten jene Volksgemeinschaft symbolisieren, in der Prinzen und Arbeiter im selben Bierzelt standen. Ersteren Aspekt hatte Paul Bang, ein Berater des umtriebigen Republikzerstörers und DNVP-Vorsitzenden Alfred Hugenberg, schon 1930 wie folgt formuliert: „Eine Bewegung, an deren Spitze Prinz August Wilhelm von Preußen marschiert, kann man nicht als national unzuverlässig abtun.“
Die wichtigsten Beiträge der Hohenzollern lagen in der Sphäre des Symbolischen. Den Höhepunkt dieses Beitrages bildete der pseudomonarchistische Mummenschanz am 21. März 1933, der als „Tag von Potsdam“ in die Geschichte eingegangen ist. Für die raffiniert organisierte Werbeveranstaltung im konservativen Lager, deren symbolisches Zentrum ein leer stehender, für den kommenden Kaiser freigehaltener Stuhl in der Garnisonkirche bildete, stellte das Haus Hohenzollern einen Kronprinzen in der Uniform der Totenkopf-Husaren, Prinz August Wilhelm als SA-Brigadeführer und die Prinzen Oskar und Eitel Friedrich in Stahlhelm-Grau zur Verfügung. In Doorn rief der Kaiser an diesem Tage aus: „Der Nazi-Schwung muss mitbenutzt werden!“ Preußenfreundliche Darstellungen formulieren meist, ein Teil der Familie sei vom Nationalsozialismus benutzt worden. Dies trifft funktional auch zu, richtig muss es jedoch heißen, dass sich ein Teil, und zwar der politisch bedeutsamste Teil des Hauses dem Nationalsozialismus symbolschwer zur Verfügung gestellt hatte. Ausstrahlung von Namen und Tradition der Familie waren noch immer erheblich. Nachdem in Polen und Frankreich zwei Hohenzollernprinzen an der Front gefallen waren, kam es noch 1940 zum so genannten Prinzenerlass, der die deutschen Prinzen erst von der Front verbannte und dann aus dem Offizierkorps der Wehrmacht ausschloss – allein aus der Hohenzollernfamilie betraf dies 16 Prinzen. Der Vorgang gehört bis heute zu den Kronzeugen, wenn die Diskrepanz des Hauses zum Nationalsozialismus belegt werden soll. Weit zutreffender wäre allerdings, ihn als Beleg für die beachtliche Größe des potenziellen Gegen-Charismas zu deuten, das von den Hohenzollern jedoch niemals und an keiner Stelle gegen den Nationalsozialismus in Stellung gebracht wurde.
Tatsächlich bietet die Bilanz dieser Zeit wenig, was heute geeignet wäre, zum Glanz des Hauses beizutragen. Dabei macht die Geschichte der Häuser Habsburg und Wittelsbach deutlich, dass es auch im Hochadel durchaus Alternativen zum rückgratlosen Taktieren gab. Von einem zumindest symbolisch klar distanzierten Verhalten des preußischen Herrscherhauses wären zweifellos wichtige Signale ausgegangen. Niemand kann sagen, ob und wenn ja, wie solche Signale im Adel und im Bürgertum gelesen worden wären. Eindeutig lässt sich hingegen sagen, dass diese Signale niemals gesendet wurden.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 15:52
Was machen wir als nächstes?
Flottenkönig Willibald und seine Zunkunft im Wasser?

Manchmal frage ich mich, ob wir hier eine Gespenster-Diskussion führen. Wer wollte denn ernsthaft den Alten Kaiser Wilhelm wiederhaben (aber den mit dem Bart)?

Weder genial noch irre - sondern einfach eine historische Figur mit wenig Licht und viel Schatten. Wie die meisten.

Als der Schah von Perversien seinerzeit arbeitslos wurde, schlug ich in einem Artikel vor, ihn zum Kaiser von Deutschland zu machen. Allerdings unter der Voraussetzung, dass er die Mutter der Nation, Inge Meysel, ehelichen würde.
Soweit mir bekannt, hat ja mal wieder keiner auf mich armen Lohnschreiberling gehört.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 15:53
@larry:
"Seit 1908 waren in ganz Deutschland auch Frauen zum Hochschulstudium zugelassen."

Wählen gehen durften sie allerdings erst, als es sich ausgekaisert hatte. Soviel zum kaiserlichen Feminismus.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 16:26
Zu Friedrich Wilhelm (III)

...ob er bei der Reichspräsidentenwahl 1932 als Kandidat der Einheit im Lager der Nationalisten antreten solle, um die Qual der Wahl zwischen Hindenburg und Hitler zuvorzukommen - angenommen, dass beide sich zurückziehen sollten. Sein Vater verbot ihm dies, bevor Hitler und Hindenburg sich entscheiden konnten.

Der ehemalige Kronprinz war immer ein leidenschaftlicher Bekämpfer des Sozialismus, und das machte es für Hitler einfach, ihn mit seinen Parolen einzufangen. Aber die Nacht der langen Messer, in der von Schleicher ermordet wurde, belehrte ihn. Danach hielt Wilhelm sich abseits.

und:
Der angebliche Brief von Wilhelm II an Hitler:

1940: Nach der Einnahme von Paris schickt der ehemalige deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) dem deutschen Diktator Adolf Hitler (1889-1945) ein Telegramm und gratuliert dem »Sieg der deutschen Waffen«. Vermutlich handelt es sich bei diesem Telegramm jedoch um eine Fälschung, die von Wilhelms Sekretär verfasst wurde.



@Doors
Der Text war schlecht gewählt, dadurch ist mir Willi noch sympathischer geworden.
Was sagst du denn zu den Notizen Wilhelms bezüglich den Sozialreformen bei den o.a. Link der Uni-giessen?


Als die Wehrmacht Mai 1940 ihre Offensive im Westen mit dem Überfall auf die Niederlande eröffnete, kam es am nördlichen Rand der „Operation Sichelschnitt“ in der Nähe von Utrecht zu einer eigenartigen Begegnung. Eine Gruppe deutscher Infanteristen drang bis zum Landsitz eines weißbärtigen 81-jährigen Herrn vor, der die Soldaten vor seinem Haus begrüßte, mit Erfrischungen bewirtete und sich von einem Offizier die militärische Lage erläutern ließ. Der Wortlaut der Reaktion ist nicht überliefert, man darf aber vermuten, dass der dargestellte Frontverlauf mit einem „Donnerwetter, meine Herren!“ kommentiert wurde

Ne schöne Geschichte^^


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 16:39
Kaiser hin oder her, seine Figur war kein Glück für Deutschland.

Monarchien sind ohnehin etwas abwegig. Wie kann man einen normalen Menschen wie Du und ich zu einem gottähnlichen Wesen machen ,der über allen thront.
Schon der Gedanke ist absurd.

Mein Lieblingsthema in der Schule bis heute ist die Französische Revolution.

Ich mag die Franzosen, die haben mit König und Adeligen das richtige gemacht: Kopf ab.

Vive la république


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.12.2007 um 18:27
Zitat von gelberwolfgelberwolf schrieb:Ich mag die Franzosen, die haben mit König und Adeligen das richtige gemacht: Kopf ab.
Naja, aber einen nichtadeligen als Kaiser Krönen.
Und Napoleon III hat Deutschland den Krieg erklärt und wurde besiegt. Dadurch kam die Republik.

Davor kann man das keine Republik nennen.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

13.12.2007 um 11:08
Ach ja, die grossen Helden der Vergangenheit:

Waren sie grosse Leuchten oder kleine Lichtlein, Leuchttürme oder Armleuchter, helle Köpfe oder Unterbelichtete, Fackelträger oder Brandstifter?

Wie fragt der Bremer Abiturient in diesem Falle:

Was lernt uns das?


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