@al-fatirSo, mein Lieber, Du hast's nicht anders gewollt:
zu: "...doch nennst du alle Eigenschaften die der Mensch in sich trägt wie zum Beispiel Freude,Trauer, Liebe, Glück die du für selbstverständlich hälst."
Jo,selbstverständlich halte ich diese Eigenschaften für selbstverständlich, und zwar fürWesen, die zu solchen Empfindungen fähig sind. da wir nicht wirklich wissen können, obAmeisen oder Mücken nicht auch noch rudimentär zu solchen Empfindungen fähig sind (odersogar Pflanzen > manchmal gehen die ja trotz bester Pflege in Haushalten, wo nursuizidgefährdete Individuen hausen, auch ein...), setzte ich mal Konsenz in der Annahmevoraus, dass Einzeller nicht lieben können (ich weiß es aber nicht genau..., jedenfallshat man noch nie biologisch unsinnige - weil nicht der Fortpflanzung, Nahrungsaufnahme,Koloniebildung oder Symbiose dienende - Partnerschaften von Einzellern beobachtet (welcheja rückschlüssig auf "Sympathie" begründet wären)).
Der biologische Mensch istam Anfang seines Seins ein Einzeller mit zwei zusammenpassenden Chromosomensätzen (aus Eiund Spermium > Zygote). Ich gehe mal davon aus, dass eine Zygote noch nicht zuEmpfindungen wie Liebe und Hass fähig ist. Wie geht also?: - Der Organismus des sich imMutterleib entwickelnden Kindes ist direkt mit dem Organismus der Mutter verbunden. AlleEmotionen der Mutter wirken sich also auf jeden Fall direkt durch die damiteinhergehenden biochemischen und hormonellen Prozesse auf das Kind aus. Ab einembestimmten Entwicklungsstadium dieser vorerst kolloiden Zellgemeinschaft macht das Kindalso die gleichen Emotionen durch, wie die Mutter. Es besteht heute kaum noch zweifeldarüber, dass es in der pränatalen Phase auch eine individuelle von Mutter zu Mutterverschieden starke seelische Verbindung zu ihrem Kind gibt - immerhin iost es ein Teilihres Körpers. Das das zentrale Nervensystem des Kindes durch die genetische Vorlagegrundsätzlich auch in der Lage ist, ab einem gewissen Zeitpunkt Emotionen zu produzierenoder "mitzutragen", erlernt das Kind im Mutterleib also unbewußt das gesamte Spektrum anEmotionen, deren grundsätzliche Wirkungsweisen also sozusagen ins Unterbewußtsein"hineingeschrieben" werden.
Deshalb halte ich die Fähigkeit komplexerer Lebenwesen zuEmotionen für selbstverständlich. ABER: Die Frage ist ja: Warum ist unser Gehirn in derLage, Emotionen zu produzieren. Und: Wozu sind sie gut? - Nun, hier kann man einfachbehaupten: "Das hat Gott so gemacht". - Warum hat er es bei den Einzellern unterlassen? -Denn Emotionen, so wissen wir, sind (über-)lebenswichtig. Jedenfalls für komplexeLebewesen. Angst führt zu Vorsicht, das kann lebensrettend sein...
zu: "Baust dueine Maschine die bestimmte Fahrzeugteile in Autos installiert, erfüllt diese Maschineseine Aufgabe wie geplant, doch besitzt sie nicht ein Gefühl. Trotzdem ist diese Maschinekein Produkt des Zufalls, du hast es geschaffen und beim Menschen sind alle Gefühlevorhanden und in der Hinsicht leugnest du den Erschaffer des Menschen."
Jo, DENERSCHAFFER des Menschen in seiner heutigen Form (oder in der des Cro-Magnon, oder der desAustralopithecus oder...) leugne ich allerdings. Hätte der liebe Gott den Adam wirklichaus Erde gemacht - und zwar genau so, im bildlichen Sinne - dann wäre das mithin in derTat ein bio-chemo-physikalisches Wunder gewesen. Inzwischen dürfte diese naiveÜbersetzung der Bibel für moderne Christen keine Thema mehr sein...
Als Metapherpaßt's aber dennoch: Nehme ich den SCHÖPFER synonym für ein übergeordnetes Prinzip -nennen wir's der Einfachheit halber das "Genesis-Prinzip" (Werden, Wandlung und Vergehendurch Bewegung im Spannungsfeld von Entropie, chemischen und physikalischenWechselwirkungen sowie dem Hang zur Selbstorganisation bei autarken Lebensformen) undnehme ich den Stoff der biblischen Menschwerdung (Erde) synonym für den Stoff, aus demwir alle bestehen (siehe bitte auch meinen Post diesbzgl. an Magus), dann wird da einrecht guter Schuh draus.
Insofern ist z.B. unser Sonnensystem oder unsere Galaxieschon "nur" die Summe seiner sichtbaren und unsichtbaren Teile, alle aktiv lebendenOrganisationsformen der Materie sind ab einer gewissen Komplexität durchaus mehr, als dieSumme ihrer Teile. Insofern hinkt Dein Vergleich zwischen Mensch und Auto - das Auto lebtnicht.
Der Mensch, in seiner heutigen stofflichen Manifestation ist auch kein Produktdes Zufalls. Er ist das Produkt seiner Entwicklung innerhalb evolutionärer Gesetze, dieauf unserem Planeten gelten. Allerdings - und hier kommen wir dann wieder ins Streiten -ist die Entstehung des Menschen innerhalb der Evolution wiederum Zufall. Man hatherausgefunden, dass in einem "Testsystem" mit exakt den gleichen Voaraussetzungen wieunsere Galaxie sie bietet, demnach exakt den gleichen Voraussetzungen auf der Erde, dieChance, dass wir (die Menschen) noch einmal entstehen würden, fast Null ist (was imUmkehrschluß natürlich ein nettes Argument für das Walten eines Schöpfers wäre, und unterVerfechtern der bewußten Schöpfungstheorie auch ist).
Was bleibt, ist, dieKonzentration bei der Suche nach Gott auf das zu richten, was das wirklich Göttliche inuns ist: das Denken und die Fähigkeit zu Erkenntnis und Selbsterkenntnis (also der sog."göttliche Funke"). Doch an welchen Punkt der Entwicklung des Menschen im Mutterleib vonder Zygote zum Embryo zum Kind pflanzt Gott diesen Funken in uns ein?
zu:"Betrachten wir einen Atom, so wintzig klein, dass man es mit dem bloßen Auge nicht sehenkann und doch ist es da und funktioniert ähnlich wie unser Sonnensystem was so riesengroßfür uns ist. "
Nop, das Modell, welches wir in der Schule oderpopulärwissenschaftlichen Publikationen oder Sendungen zur Veranschaulichung vorgesetztbekommen, ist - gemessen an der Wirklichkeit eines Atoms - ungefähr so nah an derRealität, wie das Strichmännchen, das ein Dreijähriger kritzelt und es "Mama" nennt. EinElektron ist nun mal nix Materielles, das wie ein Planet um die Sonne (Atomkern) kreist.Ebenso, wie der Atomkern oder das ganze Atom keine Materie ist, sondern ein unglaublichkompliziertes Gebilde aus Wechselwirkungen diverser "Kräfte" und "Energiewolken". Dabeimuß man zusätzlich noch einräumen, dass auf subatomarer Ebene auch noch dieHeisenberg'sche Unschärferelation an Bedeutung gewinnt...
zu: "Fragst du eineZelle in unserem Körper nach dem Sinn seines Lebens, wird er keinen finden, er tut seineArbeit, folgt seiner Bestimmung, doch weiss er nicht warum und trotzdem halten Millionenvon ihnen uns am Leben und genauso hat jeder Mensch seine Bestimmung. Tageszyklus: am Taglebst du, in der Nacht bist du tot, doch kommt wieder der Tag."
Dös is mia fei aweng zu oifach: Nur weil Phantastillionen von Bakterien, Archaeen, Pro- und Eukaryonten,Viren etc. das Leben auf unserem Planeten (und vielleicht im ganzen Universum) am Laufenhalten, ohne nach dem Sinn ihrer Existenz als Individuum zu fragen, heißt das nich langenicht, dass ich es Ihnen gleich tun muß: Es gab schon viele Nächte, in denen ich "gelebt"habe (und nicht zu knapp...). Dass ich mich durch Schlaf regenerieren muß, ist einbiologisches Gesetz der Lebenserhaltung komplexer vielzelliger Lebensformen. Und ebensosteht fest, dass es (wenn ich natürlichen Todes sterben sollte) irgendwann kein Erwachenmehr gibt (aber ob diesem gerade ein Schlaf in der Nacht vorhergeht, ist fraglich).
Schlaf bedeutet keineswegs "Tod": Die sensiblen Franzosen nennen es "petit mort"("kleiner Tod" - mit Betonung auf "klein" - übrigens gleichbedeutend mit dem sexuellenOrgasmus), was den Kern der Sache eigentlich gut umschreibt, nämlich den temporärenBewußtseinsverlust. Aber tot bin ich deshalb noch lange nicht - weder körperlich(vegetative Körperfunktionen), noch seelisch (Träume), noch geistig (Geistesblitze imSchlaf, Problemlösungen im Schlaf).
Deshalb, und weil ich als Individuum mit demVorzug des Denkens ausgerüstet bin, suche ich nicht ein halbes oder ganzes Leben langnach einer (meiner) "Bestimmung", die sich mir in irgendwelchen Büchern (Bibel, Koran,Satanische Bibel etc.) oder in göttlichen Visionen "offenbart", und der ich dann nur nochfolgen muß (was, wenn ich dem falschen Gott folge, so, wie im Dritten Reich Millionenhinter Adolf hergetrottet sind, ohne Fragen zu stellen). Ich schätze ein, dass ich nichtmal eine einzige Bestimmung in meinem Leben habe, sondern dass jeden Tag etwas passierenkann, wraus ich eine neue Bestimmung für mich ableite (oder nicht), und vor allem: dassich das selbst bestimmen kann.
Soweit meine Meinung dazu. Wie siehst Du das?
LG
TLW