@kobold:
Deine eben diese Frage betreffende Lebenseinstellung schützt dich somit vor jeglichen negativen Faktoren, was dich allgemein zufriedener und ausgeglichener macht, ja machen muss. Ja und Nein. Ich bin bei dem, was ich in meinem Leben als negativ empfinde immer darum bemüht - soweit es mir persönlich möglich ist - zu erkennen, wo da ursächliche Entsprechungen in mir liegen - eben auch bei Dingen, die man für gewöhnlich nun so ganz und gar nicht mit sich in Verbindung bringt, und sie als unabhängig und "von außen" gegeben sieht, und da habe ich wirklich faszinierende Entdeckungen gemacht. Der Eindruck könnte entstehen, aber weißt Du, es geht mir da ganz und gar nicht darum, die Dinge rosarot zu malen, und mir selber etwas vorzumachen, damit ich damit leben, sondern eigentlich ums ganze Gegenteil. Ich meine, wir haben da wirklich enorme Möglichkeiten unsere Realität tatsächlich zu verändern, soweit wir uns selber darin erkennen können, was bei der Sache der schwierigste Punkt ist.
Trotzdem ist es, genau wie du geschrieben hast, eine Wirklichkeit. Eine von vielen. Ich lebe in einer Anderen. Ja, das habe ich zuerst total verkannt, weil ich - wie jeder - eben so sehr von seiner eigenen Wirklichkeit ausgeht, dass man dann sehr schnell übersieht, dass die Wirklichkeit anderer genauso wahr und wirklich ist.
Welche ist nun die bessere? Besser für dich? Besser für mich? Oder besser für die uns Umgebenden? Ich weiss es nicht, und ich glaube, diese Frage ist nicht zu klären. Ich meine, da gibt es tatsächlich keine Antwort, weil es ein "besser" oder "richtiger" in diesem Sinne gar nicht gibt - sowenig wie man feststellen kann, ob es besser ist, Arzt oder Rechtsanwalt zu sein, oder ob die Farbe blau "richtiger" oder "besser" ist, als die Farbe rot. Beide Wirklichkeiten sind völlig gleichrangige Erfahrungen, die das Individuum nach seinen persönlichen Schwerpunkten macht.
Aus diesem Grunde ist es für mich gar nicht möglich, mit dir über ein Problem dieser Art zu diskutieren, da wir uns nicht in der Lösung, sondern in der Ursache, Existenz des Problems selber unterscheiden. Ja, da hast Du Recht. Aber es ist vielleicht dennoch nicht schlecht, wenn man bei solchen Diskussionen erkennt, dass es da tatsächlich mehr als eine gleichrangige Wirklichkeit davon gibt (das wurde mir wieder einmal mehr klar, weil ich Deine zuerst als "falsch" betrachtet habe).
Trotzdem; Ich bin der Meinung, dass eine Senkung der Sozialhilfekosten der Wirtschaft theoretisch gut tun würde. Wie denkst du darüber? Du hast vorhin viele (nicht wünschenswerte) Möglichkeiten genant. Glaubst du, eine davon, oder gart alle, träfen ein und es existiert keine Chance, dass ein guter Effekt die Folge wäre? Also auf die Wirtschaft denke ich würde sich das ganze nicht groß auswirken, weil dieses Thema letztlich eine Frage der Umverteilung ist. Gibst Du einem Sozialhilfeempfänger weniger Geld, so konsumiert dieser natürlich entsprechend weniger, und das Geld gibt an seiner Stelle ein anderer aus, dem hypothetisch dann mehr bleiben würde. Mal alle philosophischen Aspekte beiseite gelassen, könnte innerhalb dieses Wirklichkeitsmodels ein theoretisch denkbarer Effekt der sein, dass dem Einzelnen mehr Geld bleibt. Ich meine aber, dass dieser Effekt ausbleiben würde, da anzunehmen ist, dass der Staat versucht sein wird, davon zunächst einmal seine äußerst gespannte Finanzlage zu finanzieren.
Andererseits steht einer mehr Geld verbleibenden Masse stets ein geldhungriges Großkapital gegenüber, das ständig nach mehr verlangt - nur ein paar Beispiele von unzähligen: VW erpresst von seiner Belegschaft billigere Arbeitskraft, die Deutsche Bank entläßt tausende Mitarbeiter trotz Milliardengewinn, wobei sich diese zig-tausende entlassenen Mitarbeiter alleine von der Verzinsung des Gewinns finanzieren hätten lassen, die Übernahme von Mannesmann durch Vodafone kostete dem Staat durch einen finanztechnischen Übernahmetrick 50 Milliarden ausgebliebene Steuereinnahmen, das Großkapital lebt hierzulande steuerfrei - keins der Unternehmensgroßgewichte zahlt Steuern, und hat sogar noch die Möglichkeit, im Ausland erwirtschaftete Verluste hier steuerlich geltend zu machen, usw. usw. usw. usw.
Ich finde es grotesk, dass sich unter solchen Gegebenheiten die Masse gegenseitig rigidere Einsparungen und Kürzungen abverlangt und nach Sanktionen innerhalb ihrer selbst schreit, von denen sie selber - wenn überhaupt - vermutlich an allerletzter Stelle profitieren werden. Ich meine auch, dass die bestehende Sozialversorgung alles andere als ein Luxusleben finanziert. Ich persönlich kann es mir jedenfalls ganz und gar nicht vorstellen, mit irgendwas um die 350 Euro im Monat plus Miete auszukommen. Wer darauf neidisch ist, der soll es selber mal versuchen. Und zu guter Letzt könnte genau derjenige, der aus heutigem Stand lauthals nach rigideren sozialen Sanktionen schreit, morgen schon derjenige sein, der darauf angewiesen ist, auch wenn er glaubt, dass er ja ein anständiger fleißiger braver Bürger ist, der immer Arbeit finden wird und immer fleißig und rechtschaffen ist
;)Vielleicht gilt es, auch im Punkto "Arbeit und Fleiß" gesellschaftlich alte Maxime und Werte loszulassen. Vielleicht entwickeln wir uns auf etwas Neues zu, und viele unserer gegenwärtigen Probleme resultieren gerade daraus, weil wir an bisherigen Werten so verbissen festhalten. Wie völlig andere Richtungen vielleicht aussehen könnten, zeigen Überlegungen wie diese hier auf - hier die Links dazu:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/949236http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/916564?_seite=1Das einzige kosmische Gesetz, das es gibt, ist, dass es kein Gesetz gibt, und das einzig absolute, das es gibt, ist, dass es nichts absolutes gibt!