Ich finde es sehr traurig, dass es überhaupt zu einer solchen Entwicklung kommen konnte, aber man muss es wohl in einem größeren Zusammenhang sehen.
Gehen wir mal zurück, bis ins Jahr 1974. Damals hatten wir eine sogenannte Ölkrise. Die Abhängigkeit vom Öl wurde uns allen bewusst, als es Sonntagsfahrverbote gab. (Ja, ich habe das selbst miterlebt. So alt bin ich schon.)
Gelernt haben wir nichts aus der Sache. Als das Öl wieder fließen konnte, wurde weitergemacht wie immer. Auf keinen Fall wollte man Alternativen zum Verbrennungsmotor entwickeln. Heutige Diskussionen waren schon damals in aller Munde:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/index-1974-4.htmlUnd wir wissen, dass ein Tempolimit nicht kam. Bald haben wir den 50. Jahrestag von diesem Elend.
Und auch andere Verirrungen aus dieser Zeit kommen heute wieder ins Gespräch:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/index-1975-3.html(Nur mal so, um heutige Diskussionen zu diesen Themen besser zu verstehen. Das sollte uns alles sehr bekannt vorkommen. Je mehr sich die Dinge ändern... usw.)
So etwa in dieser Zeit schrieb Hoimar von Ditfurth sein Buch "So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen", das mich wahrscheinlich mehr geprägt hat, als ich zugeben will.
In den letzten 50 Jahren sind die Autos sparsamer, aber dafür immer dicker geworden (was die Sparsamkeit wieder zunichte gemacht hat). Und selbstverständlich hat sich auch der Straßenverkehr insgesamt verstärkt, man denke nur an die vielen Paketdienste. Bequemlichkeit ist offensichtlich ein Grundrecht, weswegen man auch ganz selbstverständlich für immer mehr und immer größere Autos immer mehr Landschaft zupflastern muss. Und wenn man mal nach dem Sinn fragt, kommt das Zauberwort "Arbeitsplätze" von der Automobilindustrie. Dabei wissen wir, dass auch hier der Zug abgefahren ist.
Und jetzt erdreisten sich ein paar fehlgeleitete junge Leute, sich auf Straßen festzukleben, um uns bequemen Wohlstandsbürgern klar zu machen, dass es so nicht weitergeht.
Sinnvoll ist das nicht, aber es reiht sich wunderbar in die immer sinnloser werdenden Aktionen von Politik und Wirtschaft ein.
Die letzte Generation gleicht meiner Meinung nach einer Bande von kleinen Kindern, die sich mit Klingelstreichen selbst bestätigen, dass sie Gutes tun. Immerhin klingeln sie ja nur bei bequemen alten Leuten, die ansonsten irgendwann in ihren Fernsehsesseln festwachsen würden. Etwas Bewegung kann da nicht schaden. Und etwas mehr Hass im täglichen Miteinander ist bestimmt genau das, was wir brauchen. (Mehr kommt nämlich nicht dabei raus.)
Mit der Entschuldigung, Gutes zu tun, kann man natürlich jeden Unsinn rechtfertigen. Wenn man etwas ändern will, sollte man bei sich selbst anfangen. Dann kann man auch viel besser seinen Bekanntenkreis überzeugen, und wer weiß - vielleicht wird es irgendwann ein weltweiter Trend. Um das zu verinnerlichen, muss man sich aber erst mal darüber im Klaren sein, dass echte Veränderungen sehr lange dauern. Mal ganz schnell eine Umerziehung "zum Besseren" hinzukriegen, das haben schon andere "Bewegungen" versucht, mit teilweise katastrophalem Ergebnis.