Es ist ja inzwischen offensichtlich (und wenig überraschend), dass diese Zeitenwende ohne Plan und Strategie und ohne Absprache mit den Streitkräften und der Industrie ausgerufen wurde.
Es weiß weiterhin niemand, was die Bundeswehr mit welchen Mitteln überhaupt können soll. 🤷♂️
Vorneweg muss man direkt sagen, müsste Frau Lambrecht umgehend durch jemanden mit militärischen Sachverstand oder militärischer Vergangenheit ersetzt werden. Sie ist für den Job allgemein aber erst Recht, wenn es jetzt um eine Neuausrichtung geht vollkommen ungeeignet.
Nun zu Plan/Vorgabe Scholz:
»Deutschland wird in Europa bald über die
größte konventionelle Armee im Rahmen der Nato verfügen«
Und mit diesem Spruch haben wir uns mal richtig ein Ei gelegt. Zum Glück hat man es auf Europa begrenzt. 😄
"Größte" verbinden die meisten wohl als erstes mit der Truppenstärke. Dahingehend hat man im Gegensatz zum Material, übrigens noch absolut gar nichts gehört.
Aktuelle verfügen wir gemäß Bundeswehr über 182.963 Soldaten. (Berufsoldaten: 56.358, Zeitsoldaten: 117.234, Freiw. Wehrdienst: 8.913, Heimatschutz: 458)
Brechen wir es auf die "kämpfende Truppe" runter:
Heer: 62.650 (FRA: 118.600)
Luftwaffe: 27.033 (FRA: 40.500)
Marine: 15.948 (FRA: 37.000)
Und selbst in diesen Zahlen befinden sich natürlich noch Soldaten, die nicht wirklich am Kampf teilnehmen, sondern zur Kommandoführung etc. gehören.
Die nächsten größeren Bereiche sind Streitkräftebasis (22.871) Zentraler Sanitätsdienst (19.644) und Cyber-und Informationsraum (14.259).
https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/zahlen-daten-fakten/personalzahlen-bundeswehrZum Vergleich dahinter schon mal die Zahlen der Franzosen. Die mit etwa 208.000 Mann momentan über die "größte" Armee in Europa verfügen. Die Zahlen auf Grund anderer Organisation natürlich höher, weil dann auch Sanitätsdienst, Logistik, Kommandoführung etc. schon enthalten sind.
So und jetzt geht es auf der Ebene Truppenstärke schon los. Wie wollen wir denn, sagen wir mal 25-30 Tsd. Soldaten aufstocken? Wollen wir mehr Berufsoldaten oder Zeitsoldaten? Wehrdienst scheint ja kein Thema zu sein. Wollen wir in allen Bereichen verstärken oder soll ein Hauptaugenmerk auf der "kämpfenden Truppe" liegen? Dann Heer, Luftwaffe oder Marine gleichmäßig oder soll es einen Fokus geben?
Hat sich irgendjemand in entsprechender Position mal Gedanken dazu gemacht?
"Kämpfende Truppe" wäre natürlich sinnvoll, wenn es dann um das Thema "Material" geht. Mehr und gerade neues, modernes bzw. überhaupt einsatzfähiges Material, wäre natürlich ein "Werbefaktor" für potentielle Interessenten und mehr Panzer, Flugzeuge etc. nutzen logischerweise nichts ohne Personal.
Und hier ist denke ich klar, dass es bei absoluten Zahlen wie Einsatzfähigkeit aktuell nur heißen kann zu wenig und zu wenig.
So und jetzt geht es wieder los mit den Fragen. Zahlen der bereits vorhanden Systeme erst mal nur auffüllen? Neue Fähigkeiten anschaffen? Großes Thema hier z.B. der plötzliche Plan eines europäischen Raketenabwehrschirms auf Arrow 3 Basis. (Direkt Arrow 4 mit Ziel Hyperschallwaffen mit anfragen?)
FCAS durchziehen? Dazu einen Artikel bei Janes gelesen, dass die Franzosen ein erstes, kleines Budget freigegeben haben für eine Studie für einen !nationalen!
Nachfolger der Rafale, also als Alternative zu FCAS.
Davon abgesehen das Einsatzbereitschaft, im besten Fall 2040 (Daussault CEO evtl. 2050), mit bis dahin 35 F-35 plus Eurofighter, viel zu gefährlich ist, sollte das Projekt doch noch scheitern. Die Franzosen haben dann eine Alternative und wir stehen doof da. Die F-35 Stückzahl sollte daher deutlich erhöht werden.
Leo 2 Nachfolger Main Ground Combat System (MGCS), ebenfalls mit den Franzosen, ebenfalls Einsatzbereitschaft geplant für 2040. Durchziehen und den Leo 2 die nächsten 18 Jahre mit Upgrade ziehen oder Schnitt machen und mit einer moderniserten Leo Basis als Nachfolger mit Panther KF51 oder Next Generation Abrams Aufrüsten?
Die Vorgabe marktverfügbar ist schon mal gut. Ergänzt werden sollte dies durch Produktionskapazitäten. Und da wär der erste Ansprechpartner aus meiner Sicht die USA, die in allen Bereichen schnell moderne Systeme zur Verfügung stellen könnten.
Mit Blick auf die bisherige, planlose Vorgehensweise, das Tempo und erst recht die handelnden Personen, sehe ich in Bezug sug die Zeitenwende eher schwarz.