https://www.sueddeutsche.de/kultur/sergei-loznitsa-ukrainische-filmakademie-ausschluss-1.5551782Noch bevor die Wahrheit dem Krieg zum Opfer fällt, stirbt die Differenzierung. Das musste jetzt der international gefeierte ukrainische Filmemacher Sergei Loznitsa erfahren - die ukrainische Filmakademie, also die eigenen Leute, haben ihn vor zwei Tagen aus ihren Reihen ausgeschlossen. Zur Begründung hieß es, Loznitsa sehe sich laut eigenen Erklärungen als "Kosmopolit" in einer Zeit, in der jeder Ukrainer die "nationale Identität" verteidigen müsse. Da könne es "keine Kompromisse oder Halbtöne" geben.
Es ist sehr traurig, dass das passiert ist, in der Ukraine. Auch in Deutschland wird aber teils die Idee vermittelt, man müsse jetzt auch gegen russische Kultur sein.
Zum Beispiel hat Botschafter Melnyk sich ja explizit deswegen nicht auf Steinmeiers Empfang zum Friedenskonzert begeben, weil es ihm sauer aufstieß, dass dort auch russische Künstler auftraten (es gab andere begründungen, aber das war seine initiale hauptbegründung).
Das finde ich problematisch. Es ist richtig, Künstler auszuschließen, die sich zum Krieg bekennen oder anderweitig mit Putin verstrickt sind.
Aber gerade die russischen Autorenfilmer, die in Deutschland irgendwie Preise gewinnen, machen entweder apolitische oder explizit regierungskritische Filme. Warum sollte man die ausschließen? Oder russische Musiker, die auf einer Friedensveranstaltung auftreten?
Da muss man aufpassen. UNd es passiert auch schon:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/russische-filme-boykott-filmfestivals-100.html„Ich hätte auch Schwierigkeiten, wenn wir einen russischen Film im Wettbewerb hätten, der sich nicht mit dem Krieg beschäftigt und der dann den ersten Preis gewinnen würde. So etwas sollte man im Moment vermeiden. Das würde wirklich nicht nur den Film und dessen Macher feiern, sondern auch das Land, in dem er entstanden ist. Da gehe ich d’accord mit dem Leiter des Vilnius-Filmfestivals, dass man das nicht machen kann.“
AN der Stelle ist das für mich schon deutliche Sippenhaft. Russische Filme dürfen beim Festival laufen, aber sofern sie nicht explizit antikrieg sind sondern einfach nur ein guter Film, dürfen sie nicht gewinnen und auch nicht gefeiert werden?