shionoro schrieb am 05.03.2022:Der Krieg in der Ukraine erregt zurecht die Gemüter. Doch das führt leider auch dazu, dass vollkommen Unschuldige Russen hierzulande angefeindet werden.
Erstens kann ich nicht glauben oder fassen, dass es solche Diskrimierungen, Übergriffe, Anfeindungen etc. überhaupt gibt. Das widerspricht meiner Wahrnehmung unserer Gesellschaft. Es gibt Menschen, die Angst vor Überfremdung haben, die die Migrationspolitik und Fälle von Missbrauch der Gastfreundschaft des Landes kritisieren. Solche Sachen. Es gibt durchaus auch kulturell, ethnisch bedingten Spannungen, aber die betreffen vor allem muslimisch geprägte Kulturkreise, wo Migranten sich in Parallelgesellschaften bewegen und einer Integration verweigern.
Russen aber betrifft das nicht - nicht, dass ich das wüßte. Vor allem Deutschrussen habe ich immer nur als sehr sehr feine Menschen erlebt, wo ich sogar so weit gehen würde, zu sagen, dass sie die "besseren Deutschen" sind. Vielleicht weil sie den Menschen beweisen wollen, dass sie eigentlich Deutsche sind oder sein wollen. Sicher bleiben Migranten zum Teil auch vorwiegend unter sich, aber von einer sehr kleinen kriminell - gewalttätig veranlagten Minderheit abgesehen (die es immer gibt, natürlich auch bei den Einheimischen) sehe ich eingewanderte Russen als komplett integriert, also auch akzeptiert an von der breiten Mehrheit.
Darum macht es mich sehr stutzig, wenn von solchen Vorfällen berichtet wird. Oft denke ich, dass die Deutschen es auch ziemlich ungeschickt anstellen. Sie meinen, dass sie ein Zeichen gegen den Krieg setzen, also gegen die militärischen Aktionen russischer Streitkräfte, doch bei den Russen kommt es als Diskriminierung an. Was können die Russen für das, was Putin macht? Eben: Garnichts. Wir können auch nichts für das, was unsere Regierung macht. Wir haben zwar gewählt, aber heute kann man sagen, dass niemand diese Regierung gewählt hat, geschweige denn den Ministern oder dem Kanzler seine Stimme gegeben hat.
Und selbst wenn ein Russe oder russisch-stämmiger Mensch in Deutschland diesen Krieg richtig findet, macht ihn das nicht zu einem Mörder oder Verbrecher oder einen bösen Menschen. Wer so denkt, der tut das nicht, weil er dem Morden unschuldiger Menschen zustimmt sondern weil er glaubt, was Putin sagt oder eben die anderen sagen. Und es macht keinen Sinn einen Menschen zu verurteilen, weil er jemandem glaubt, den wir für einen Lügner halten. Wer wem vertraut oder glaubt ist immer eine Frage der persönlichen Entscheidung. Aber diese Entscheidung ist ausschlaggebend für die politische Position, die jemand einnimmt.
Jeder ist gegen Krieg, jeder ist für eine friedliche Lösung. Nur jeder hat eine eigene Wahrheit.
Das Schlimme ist, wie solche Fälle dann einen Mordswirbel machen und natürlich viele Menschen noch dazu animieren, mitzumachen, Menschen, die nicht wissen, was sie da machen, was für einen Schaden sie da anrichten. Es ist schlimm genug, dass die Politiker nicht dazu fähig sind, die Probleme diplomatisch und friedlich zu regeln. Aber dass wir Menschen da noch mitmachen, das halte ich für ziemlich traurig.
Das Wichtigste ist meiner Ansicht nach, konsequent Schuldzuweisungen aller Art zu vermeiden. Dann kommen wir auch gut miteinander aus. Sobald aber irgendwer irgendjemandem die Schuld für irgendetwas gibt, folgen daraus Probleme, Konflikte, Diskussionen, Streit .... Und das können wir wirklich nicht brauchen - null.
Wir brauchen einen starken Zusammenhalt in der Bevölkerung, und alle gehören dazu, egal woher sie kommen, wie sie denken. Russe, Ukrainer, Deutscher, Afrikaner, Amerikaner, Chinese - wir sind hier eine Gesellschaft, eine Gemeinschaft, und was wir brauchen, ist Frieden, Harmonie, Zusammenarbeit, weil das die Grundlage unseres Wohlstandes, unserer Freiheit und Sicherheit ist. Und daran können wir alle mitarbeiten, indem wir uns grundsätzlich aller Schuldzuweisungen soweit als möglich und sinnvoll enthalten und nicht Konflikte schaffen, die niemanden etwas bringen als noch mehr Probleme.
Ich sage das klar und deutlich: Wir sitzen im selben Boot. Wir dürfen uns nicht gegenseitig diskriminieren, anklagen, beschimpfen etc... Ich finde es schrecklich, was da vor sich geht. Deutsche, Russen und Ukrainer sollten öffentlich ihren Zusammenhalt demonstrieren und ein Zeichen setzen gegen diese Vorfälle. Wer sich so verhält, der begreift nicht, wie sehr er damit der Gesellschaft schadet.
Darum bin ich jederzeit für eine Deutsch - Russisch - Ukrainische Freundschaft.
Frau.N.Zimmer schrieb:Und da fängt man wo an? Beim Gartentor, beim Kfz-Kennzeichen, oder wo? Man kriminalisiert gerade Menschen, die mit dem bekloppten "Z" noch nie etwas zu tun hatten.
