sacredheart schrieb:Im Umkehrschluss nimmt die Gewalt dann da zu wo sehr viele junge Männer hinkommen. Insofern ganz sicher keine gute Idee.
Das kommt darauf, das funktioniert ja nicht proportional. Ob junge MÄnner gewalttätig sind, hat ja mit einer ganzen Reihe von Faktoren zu tun. Viele junge MÄnner auf einem haufen, ohne arbeit und ohne perspektive in einer politisch instabilen Situation? Jo, da muss man kein Soziologe sein, um zu sehen, dass das problematisch ist.
Aber junge MÄnner, die in einem geordneten KOntigent zusammen mit jungen Frauen an einen Ort kommen um da zu arbeiten und ausgebildet zu werden, in dem die Lage sogar politisch stabil ist? Das sieht dann schon wieder anders aus.
Was man auch nicht vergessen darf: Wenn Menschen nicht als Flüchtlinge kommen, die man nicht so einfach zurückschicken darf, sondern als ARbeitsmigranten, dann kann man Kriminelle sofort ausweisen. Man weiß wo sie herkommen, sie werden nicht verfolgt, da muss man nicht lange fackeln sondern kann jemanden, der zwei mal strafrechtlich relevant aufgetreten ist oder einmal massiv sofort ausweisen.
Das fällt uns bei flüchtlingen ja nur so schwer, weil da viel höhere Hürden dran geknüpft sind.
sacredheart schrieb:Na ja, das mit dem Stabilisieren fremder Lebenswelten hat ja in Afghanistan schon mal super geklappt.
Da waren BW und Army noch nicht mal weg nach mehr als 20 Jahren, da gingen die Mittelalter Festspiele schon wieder los.
Eine gesellschaftliche Modernisierung kann nicht von außen kommen.
Wir können Hungersnöte abfedern, wir können laufende postive Entwicklungen unterstützen und mehr nicht.
Wenn jemand hier eine Ausbildung gemacht hat und kann hier 3000 Euro im Monat verdienen oder in Algerien 120 Euro, wird der nicht lange überlegen müssen. Und wenn wir reihenweise qualifizierbare junge Menschen da weglassen, nehmen wir den Gesellschaften ihr Entwicklungspotenzial.
In Afghanistan haben wir ja aber auch etwas ganz anderes gemacht, als worüber wir gerade für NOrdafrika sprechen.
Es gibt in Nordafrika halbwegs geordnete VErhältnisse ohne Taliban, auch wenn die politische Instabilität natürlich größer ist, als hier.
Da schicken wir auch keine Soldaten hin und kämpfen vor Ort.
Eine gesellschaftliche Erneuerung kann nicht ALLEIN von außen kommen. Aber von Außen kann massive Hilfestellung für diese Erneuerung kommen, indem man die richtigen Kräfte stützt, PArtnerschaften aufbaut und gemeinsam überlegt, wie man voneinander profitieren kann.
Also dass die EU durch wirtschaftliche und anderweitige Partnerschaften ihre nachbarschaft positiv beeinflussen kann, das ist kein größenwahn. Es ist duckmäusertum, wenn man sich dieser VErantwortung entziehen will, meiner Meinung nach.
Zum Lohn: Wie gesagt können wir doch ganz anders bei festen Kontingenten agieren. Wenn einer hier so viel Geld verdient, dass er in Algerien richtig Kohle hat, auch für seine Famile, ist das für ihn ein guter Deal, auch wenn er danach wieder zurück muss. Weigert er sich, zu gehen, kann man ihn mit Strafen belegen und dann ausweisen, bei handhabbaren KOntigenten bei denen man ordentlich kontrolliert ist das ein ganz anderes Ding als bei Flüchtlingen.
Wer hier für ein Jahr arbeiten kann und ordentlich Geld verdient, der kann sich davon auch in Algerien etwas aufbauen. Da sind ja schließlich auch die Lebenserhaltungskosten niedriger. UNd die, die das nicht wollen, wirft man halt raus.
Das ist eine Ausgestaltungsfrage, es ist nicht so, als ginge das nicht. UNd es ist ja auch nicht so, als wäre es komplett absurd, einigen zu ermöglichen, hier zu bleiben, wenn sie eine gute Arbeitsstelle haben.
WEnn da ein Nordafrikaner hier her kommt und dann ordentlich in einem Handwerksbetrieb arbeitet, und wir nach wie vor Mangel an Handwerkern haben, warum sollen dann nicht 10.000 Nordafrikaner pro Jahr hier herkommen? Uns fehlen 250.000 Handwerker. Da sind wir ja wie gesagt in einem ganz anderen FAll als bei Flüchtlingen.
Zum Braindrain: Das ist ein reales Problem, mit dem man umgehen muss.. Aber sieh es mal so: Wenn ein junger MEnsch im Land bleibt ohne perspektive, nützt er da nichts. Wenn er hier lebt und kräftig Geld zurückschickt an die Familie, nützt er wesentlich mehr, weil Geld in das Land fließt. Dasselbe gilt, wenn er von hier gut ausgebildet zurückkommt. Das ist definitiv in beiden FÄllen besser, als wenn er ARbeitslos in Nordafrika rumhängt und nicht weiß, wie er sich finanzieren soll.
Eine solche PArtnerschaft ist auf jedenfall sehr viel realistischer und einfacher, als zu warten, bis wirklich in einem nordafrikanischen Land die Ordnung zusammenbricht und sich eine massive Flüchtlingswelle in Gang setzt. Es sollte natürlich auch bei weitem nicht die einzige Maßnahme sein, mit der wir dort Partnerschaften beginnen.