sacredheart schrieb:Wir leben in einer Welt mit einem gänzlich anderen Weltbild. Und man muss Taten eben an dem Weltbild messen und unter dem Rechtsempfinden und auch der Rechtslage, unter dem sie geschahen.
Absolut.
sacredheart schrieb:Natürlich erscheint uns beiden die Idee einer Strafexpedition einfach gar nicht mehr vorstellbar, war aber damals nur in der Größenordnung nicht vom Grundsatz her ungewöhnlich.
Auch das spielt eine Rolle. Das meinte ich in einem früheren Post damit, als ich schrieb, was in welcher Zeit völkerrechtlich "üblich" ist.
Auf der anderen Seite ist das auch nur ein Teilaspekt. Es gibt auch Handlungen, die zwar üblich aber dennoch verwerflich sind. Z.B. war es im Dritten Reich üblich und rechtmäßig, Juden zu ermorden. Oder es war auch danach lange Zeit üblich und rechtmäßig, Homosexuelle zu verfolgen. Trotzdem kann sich durch einen moralischen Wandel eine Schuld ergeben.
sacredheart schrieb:Das ist ja im Individualstrafrecht auch nicht anders.
Natürlich. Aber das ist schlecht vergleichbar.
Im Individualstrafrecht besteht ein extremes Ungleichgewicht der Beteiligten (Staat und Angeklagter), so dass der Angeklagte besonders zu schützen ist.
Im Völkerrecht besteht da weitaus mehr "Augenhöhe", so dass hier weniger schützende Regeln gelten. Auch moralisch. Das aber nur als Exkurs zu den systematischen Unterschieden.
Vielleicht ist eine Kompensation in einer festzulegenden Höhe moralisch je nach Fall richtig. Vielleicht genügt eine andere Form der Kompensation. Vielleicht ist auch alles erledigt und es sind "olle Kamellen".
Alles aufgrund der Sachlage möglich und es gibt da auch keine "naturwissenschaftlich abschließende" Antwort. Es handelt sich um Moral. Um Ethik. Das ist ein weites Feld.
Manchmal hilft es, sich in den anderen hineinzuversetzen. Stell Dir vor, jemand hätte Deutschland vor 100 Jahren überfallen und eine zeitlang ausgebeutet. Massenhaft Morde begangen etc.
Da wäre zumindest eine "Anregung zu einem Ausgleich" nicht allzu fernliegend. Ob man die nun bekommt oder nicht, ist die Frage. Aber ansprechen halte ich für naheliegend.