Spitzberger schrieb:Meine Glaskugel sieht so aus: Bald wird die CDU bei den Umfragen abfallen, sobald dem Wahlvolk klar wird, dass Merkel abtreten wird. Das ist nämlich noch nicht eingepreist.
Richtig.
Die Grünen haben dann die vorzügliche Wahl, entweder als Junior mit der CDU zu koalieren
Aber wieso denn Junior? Das ist ja mal völlig offen, es ist noch gut ein Dreivierteljahr hin, da hat man schon ganz andere Verschiebungen gesehen. Und dann erst in diesen Zeiten, ja auch noch überhaupt nicht abzusehen, ob und wenn ja wie die Corona-Erfahrung da einschlägt. Das wird man aber vielleicht schon bei den kommenden Landtagswahlen abschätzen können. Klar ist, ein Wahlkampf und ne Wahl wie sie bevorstehen, gab's in der Bundesrepublik noch nie.
Aber die Grünen haben mehr als eine realistische Chance, stärkste Kraft zu werden. Man muss neben dem Merkel-Effekt bei der CDU jetzt auch bedenken, dass sie der SPD es ja nicht zuletzt noch lange voraus hatten, im Osten ne relative Bank zu haben, trotz der Konkurrenz durch die AfD, die es ja auch nur unterstreicht, dass man dort grundsätzlich rechter wählt. Nun haben genau diese Leute gleich noch mal ne schöne Klatsche gekriegt, dadurch dass mit Merz ihr zweifelhaftes Idol und ihre genauso fragwürdige Hoffnung darniederliegt. Die sind restlos bedient. Ob die nun in gewohnter Stärke und aus lauter Dankbarkeit auf den Ostfremdler und Merkelgetreuen Laschet anspringen, der zu 97% Spitzenkandidat wird, wage ich zu bezweifeln. Die gehen entweder (wieder) auf AfD oder in die Nichtwählerschaft. Die CDU wird da ne schöne Quitting kriegen, muss man mit rechnen. Wenn ich richtig sehe, auch die "neu" vergebenen Posten, überaus westlastig. Der ganze Parteitag war komplett westdeutsch.
oder ein Linksbündnis unter Kanzlerin Baerbock einzugehen. SPD und Linke wären wohl sicherlich mit im Boot.
Ist bei der Linken nicht so klar, Stand jetzt haben sie ja nicht mal'n eigenes Boot gewählt und wenn sie, wie aktuell berichtet wird, jetzt noch/wieder anfangen mit Grundsatzdebatten, wie sie grund- und gegensätzlicher nicht sein können, dann sind die auch in vier Jahren nicht soweit, und wollen es mutmaßlich auch gar nicht sein. Aber die Frage stellt sich auch andersrum. Die Grünen geben sich zwar immer betont anschlussfähig und ergebnisoffen, aber es ist nun kein Geheimnis, dass es einige gibt in der Partei und zwar inzwischen nicht wenige, die kaum Lust haben auf ein Bündnis mit der Linken im Bund. Das hat weniger politische, noch weniger innenpolitische oder inhaltliche Gründe, ein Faktor, der bei Koalitionen aber eh überschätzt wird. (Sonst wär schwarz-grün kein Thema.) Es ist auch eine Frage von Image und der Vermittelbarkeit, die Grünen wissen, dass die PDL jedenfalls in den alten Ländern und außerhalb der großen Städte gelinde gesagt nicht sehr populär ist. Und dass beileibe nicht nur Menschen rechts der Mitte beim Gedanken an ein solches Bündnis auf Bundesebene Bauchschmerzen haben. Die Grünen wollen vor allem annehmbar sein, für möglichst viele, das allein spricht erheblich gegen die Aussicht dieser Koalition. Eines aber werden sie garantiert nicht: solche eingehen,
um das Kanzleramt zu erobern. Das ist nicht die CDU! Eine grüne Kanzlerin ist dennoch möglich (ich erwarte sie): entweder nach einem Wahlsieg und Koalition à la carte, oder eine Ampel, oder Grün/Rot. Scholz holt locker 20%, in der Tat, den braucht man nicht unterschätzen. Zumal andererseits Laschet als natürlicher Gegenpart so mies ankommt. Nur mal zur Klarheit, das hieße die Grünen bräuchten nicht mal mehr 30%. Das ist absolut drin.