Weltjundendtag, gibt es ein besseres Terrorziel ?
26.07.2005 um 01:08
"Ihr seid es nicht währt..."
Das muss man gewissen Allmy-Usern lassen, im Definieren von Gründen zum Für und Wider einer islamistischen Aktion scheuen sie keine Mühen. Was will uns der User XYZ mit seiner Aussage, "Ihr seid es nicht währt..." sagen? "Was lange währt, wird niemals gut?" Oder, "Was währt so lang durch Nacht und Wind?"=? Möglich ist auch, "Was immer währt, währt endlich gut". Der Satz, "Was sich währt, das reckt sich.", könnte auch gemeint sein. Zugegeben, es gibt viele Möglichkeiten, ein "währt" einzubinden in einen kurzen Satz voller Tücken und hilflosem Gestammel. Ich tendiere eher zu dieser Auffassung eines berühmten Islamologen, welcher meinte, "Währt euch nicht, es kommt bald die Währzeit". So denn, wer noch andere Ideen bezüglich "Währhaftigkeit" hat, möge sie hier mitteilen. Wer länger überlegen muss, lese in der Zwischenzeit folgenden Artikel:
Der Terror und der Islam
25. Juli 2005 Man weiß nicht, was erschreckender, bösartiger, infamer ist: In London sind die Bomben in einer Metropole explodiert, mitten in den Alltag des Berufslebens hinein, in den U-Bahnen oder Bussen, die täglich Millionen Menschen benutzen; in Scharm al Scheich schockiert, wie bei Anschlägen in anderen touristischen Zentren zuvor, der Kontrast zwischen der unbeschwert-friedlichen Betriebsamkeit der Urlauber, die von dem Bösen - zusammen mit ihren einheimischen Gastgebern - gerade dann getroffen werden, wenn sie sich so weit wie nur möglich von ihrem Alltag entfernt wähnen.
Die Botschaft der Terroristen ist insoweit einfach zu lesen: Niemand soll sich irgendwo sicher, unbedroht fühlen können, die nächste Bombe kann überall explodieren.
Die Regierung ist das Ziel
Ort und Zeit des Anschlages von Scharm al Scheich waren dennoch nicht zufällig. Auf der Sinai-Halbinsel hat es immer wieder Bemühungen um Frieden im Nahen Osten gegeben: Auf einem Gipfel, der vom amerikanischen Präsidenten Clinton einberufen worden war, hatte sich dort im Oktober 2000 der israelische Ministerpräsident Ehud Barak mit Jassir Arafat getroffen; im Februar dieses Jahres waren Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der israelische Regierungschef Ariel Scharon in Scharm al Scheich zusammengekommen, um eine Waffenruhe zu vereinbaren. Gastgeber - und im Rahmen seiner Möglichkeiten Vermittler - war beide Male der ägyptische Staatspräsident Husni Mubarak.
Diese Terrorattacke, ausgeführt am ägyptischen Nationalfeiertag, trifft mit dem Tourismus eine essentielle Einnahmequelle des Landes; sie zielt aber vor allem auf die Regierung und ihre Rolle im israelisch-palästinensischen Konflikt. Ägypten war unter Sadat das erste Land der arabischen Welt, das seinen Frieden mit Israel gemacht hat - gefolgt ist ihm darin bisher nur Jordanien. Mubarak, Sadats Erbe, hat sich immer wieder bemüht, den Friedensprozeß im Nahen Osten voranzubringen oder wenigstens am Leben zu erhalten. Im Inneren hat er ein autoritäres Regime errichtet, das im Kampf gegen Islamisten (von denen sein Vorgänger ermordet wurde) auch vor brutalen Mitteln nicht zurückschreckt. Das Regime Mubarak befindet sich in einer späten Phase, die Nachfolge ist ungesichert. Der Anschlag von Scharm al Scheich ist ein Schlag gegen jenes arabische Kernland, das am engsten mit dem Westen verbunden ist.
Das Moment fanatisierter religiöser Energie
Neben dem regionalen Bezug gibt es aber auch das verstiegene ideologische Ziel, das der mit dem Namen Al Qaida verbundene Terror verfolgt: Kampf für eine islamische Ordnung, der gleichzeitig ein Kampf gegen die „Ungläubigen”, gegen den Westen ist. Es gehört zur Perversion und zur Radikalisierung dieses Kampfes, daß die große Mehrzahl seiner Opfer Muslime sind - jetzt in Scharm al Scheich, seit Monaten jeden Tag aufs neue im Irak. Kaum vorstellbar ist, daß es eine solche Radikalisierung, die sich auch in die Ungeheuerlichkeit selbstmörderischer Attacken hineingesteigert hat, ohne religiösen Fanatismus geben kann. Der Terrorismus in Nordirland oder im Baskenland, der Terror der Kurden in der Türkei, dem am Wochenende in Istanbul wieder Menschen zum Opfer gefallen sind - da gibt es doch umgrenzte, selbst in ihrer Abscheulichkeit als rational erkennbare Ziele. Vor allem fehlt jedoch das Moment fanatisierter religiöser Energie - auch in Nordirland, wo der Konfessionskonflikt sich von seinen Ursprüngen abgelöst und weitgehend verselbständigt hat.
Wann immer es in der Geschichte religiöse Fanatiker gegeben haben mag und selbst wenn solche Erscheinungen vereinzelt aus anderen Weltgegenden bekannt sind, wo verschiedene Religionen mehr schlecht als recht koexistieren (beispielsweise in Indien in Form des Hindu-Extremismus): religiös-politisch motivierten Terrorismus in diesem Ausmaß und mit dem Ziel, die ganze Welt zum potentiellen Kriegsschauplatz zu machen, findet sich heute nur in der islamischen Welt - darüber darf kein ökumenisch inspirierter guter Wille hinwegreden.
Die Fehler des Westens
Selbstverständlich ist jede Religion ausdeutbar und kann deshalb von Fanatikern pervertiert werden, und selbstverständlich sind die Muslime dieser Welt in ihrer großen Mehrzahl friedliche Menschen. Umfragen zeigen dennoch, daß ein erschreckend hoher Anteil unter ihnen in gewissem Ausmaß Verständnis für islamistische Extremisten aufbringt. Offensichtlich ist auch, daß es in der islamischen Welt Staaten gibt - Saudi-Arabien und Pakistan sind die bekanntesten Beispiele -, deren Regierungen islamische Fundamentalisten, selbst Terroristen, über Jahre geduldet oder sogar gefördert haben, bis sie wegen deren Radikalisierung selbst zum Ziel von Anschlägen wurden. Es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, daß es einen Sieg im „Krieg gegen den Terror” nicht geben wird, solange Terroristen sich in einem Teil der Welt, nach Maos Formel, „wie Fische im Wasser” tummeln können. Anders gesagt: Ohne konsequenten Kampf gegen den islamistischen Terror in der islamischen Welt selbst (und selbstverständlich in den muslimischen Gemeinden im Westen) wird diese Geißel nicht zu besiegen sein.
Es führt aber auch kein Weg an der Erkenntnis vorbei, daß der Westen nach dem 11. September 2001 im Kampf gegen den Terrorismus Fehler gemacht hat. Der Krieg gegen den Irak mit dem Sturz Saddam Husseins ist in mancher Hinsicht zu rechtfertigen - aber nicht als Anti-Terror-Aktion. In der arabischen Welt ist er, selbst bei Saddams Feinden, vor allem aber bei den Massen, als Demütigung empfunden worden. Der Irak ist nach dem Sieg der Alliierten in eine Unordnung zerfallen, in der Al Qaida - oder wie immer sich die Adepten des Terrors nennen - Nischen und Zufluchtsräume gefunden hat. Wenn der Krieg gegen den Terror Erfolg haben soll, darf sich der Westen solche paradoxen Ergebnisse nicht mehr leisten.Text: F.A.Z./ Günther Nonnenmacher
Was "währe" doch XYZ glücklich, könnte er zwischen den Zeilen das erkennen, was "eigentlich" gemeint ist, oder?;)
Gruß
Die Reihenfolge ist:
Regnerisch kühl, Schaufensterbummel, Hundekot....Oo.NWIO-WBIN.oO