Doof bleibt doof,da helfen weder Pillen noch Pisa.
22.11.2004 um 21:45
Zusammenfassung der Pisastudie (Kurzform)
OECD PISA Studie liefert international vergleichbare Daten zu Schülerleistungen
In einer neuen OECD Erhebung, bei der die Lesekompetenz von 15-Jährigen Schülerinnen und
Schülern gemessen und verglichen wird, schneidet Finnland am besten ab, während Japan und Korea
bei der mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundbildung an der Spitze stehen. Alle drei
Staaten gehören auch zu den Ländern, wo der Unterschied zwischen den Besten und den
Schlechtesten am geringsten ist. Der Leistungsvergleich umfasste 265 000 Schülerinnen und Schüler
aus 32 Ländern.
PISA (OECD Programme on International Student Assessment) bewertet, inwieweit Schülerinnen und
Schüler gegen Ende der Pflichtschulzeit Kenntnisse und Fähigkeiten erworben haben, die für eine
aktive Teilhabe an der Gesellschaft unerlässlich sind. Die heute veröffentlichten Daten beruhen auf
einer ersten Runde von Bewertungen, die im letzten Jahr stattfanden. Ähnliche im Abstand von drei
Jahren in der Zukunft durchgeführte Untersuchungen werden PISA zur umfassendsten internationalen
Erhebung von Schülerleistungen machen.
Zusätzlich zu den Schülerleistungen untersucht PISA auch die Lernmotivation und Lernstrategien von
Schülern. Das Ergebnis ist eine Reihe von international vergleichbaren Indikatoren, die einen Einblick
geben in die Faktoren, welche die Entwicklung von wesentlichen Kompetenzen in der Schule und zu
Hause beeinflussen, und die zeigen, wie diese Faktoren wechselseitig aufeinander einwirken. Mit
diesen Indikatoren verfügen die Politiker über ein einzigartiges Benchmarking-Instrument, auf das
zukünftige Politikgestaltung bauen kann.
Neben anderen Erkenntnissen zeigt die Studie, dass:
• durchschnittlich 10% der 15-Jährigen in den fortgeschrittensten Ländern der Welt über
erstklassige Lesekompetenzen verfügen und komplexe Texte verstehen, Informationen
bewerten und Hypothesen bilden und von speziellen Kenntnissen Gebrauch machen können. In
Australien, Kanada, Finnland, Neuseeland und im Vereinigten Königreich liegt der Prozentsatz
zwischen 15% und 19% (siehe Abbildung*).
• am anderen Ende der Skala durchschnittlich 6% der 15-Jährigen – und in einigen Ländern
ist der Anteil doppelt so hoch – unter dem Leistungsniveau 1, PISA’s niedrigster
Lesekompetenzstufe, liegen. Weitere 12% schaffen nur das Leistungsniveau 1, das von den
Schülern das Vervollständigen einfacher grundlegender Leseaufgaben wie z.B. das Herausfinden
einer simplen Information oder das Identifizieren des Hauptthemas eines Textes erfordert.
Jugendliche in diesen Kategorien weisen gravierende Lücken bei den Grundqualifikationen auf,
die notwendig sind für das weitere Lernen und die ihre Fähigkeit, von den Weiterbildungschancen
in der Schule und darüber hinaus zu profitieren, beeinträchtigen.
• Japan und Korea die besten Leistungen in mathematischer und naturwissenschaftlicher
Grundbildung erbringen – definiert als die Fähigkeit der Schüler, die in der Schule erworbenen
mathematischen und naturwissenschaftlichen Kenntnisse in einer Welt zu nutzen, die mehr und
mehr auf die wissenschaftlichen und technischen Fortschritte baut.
• eine hohe Gesamtleistung Hand in Hand mit einer gleichmäßigen Verteilung der
Ergebnisse gehen kann. Bei den Durchschnittsleistungen in den drei Bereichen weisen einige
Länder, vor allem Finnland, Japan und Korea, einen vergleichsweise geringen Abstand zwischen
den Besten und Schwächsten auf, obwohl immer noch hohe Durchschnittsniveaus erreicht
werden. In Deutschland, einem der Länder mit dem größten Abstand zwischen den
leistungsstärksten und leistungsschwächsten Schülern, bleibt die Durchschnittsleistung unter dem
OECD-Durchschnitt, wobei der größte Teil dieser Abweichung auf Unterschieden zwischen den
Schulen beruht. In Ländern, die in einem frühen Alter zwischen Programm- und Schultypen
differenzieren, scheinen die Unterschiede bei den Schülerleistungen und die
Leistungsunterschiede zwischen den Schulen größer zu sein.
• die Jungen bei der Lesekompetenz in vielen Ländern weit zurückfallen. In jedem der
untersuchten Länder waren die Mädchen im Durchschnitt bessere Leser als die Jungen.
Signifikante Unterschiede zwischen den Ländern spiegeln die verschiedenen Fähigkeiten der
Länder wider, ein Lernumfeld zu schaffen, das beiden Geschlechtern gleichermaßen
entgegenkommt. In allen Teilnehmerländern ist die Wahrscheinlichkeit, bei der Lesekompetenz
nur die Leistungsstufe 1 oder darunter zu erreichen, bei Jungen höher als bei Mädchen – im Falle
von Finnland, dem leistungsstärksten Land, ist die Wahrscheinlichkeit sogar dreimal höher.
• die Jungen bei der mathematischen Grundbildung in ungefähr der Hälfte der untersuchten
Länder bessere Leistungen erbringen als die Mädchen. Der Unterschied läßt sich größtenteils
auf die Tatsache zurückführen, dass sich unter den Leistungsstärkeren mehr Jungen befinden,
während die Anzahl der leistungsschwächeren Jungen und Mädchen gleich hoch ist. Im Falle der
naturwissenschaftlichen Grundbildung sind die geschlechtsspezifischen Leistungsunterschiede
geringer und neigen dazu, sich zwischen den Ländern anzugleichen.
• Schüler bei ihrem Engagement in Bezug auf die Schule große Unterschiede aufweisen,
einschließlich großer Abweichungen beim fachbezogenen Interesse am Lesen und sogar
noch ausgeprägter beim Interesse an Mathematik. In 20 von 28 Ländern betrachten mehr als
25% der Schüler die Schule als einen Ort, wo sie nicht gerne hingehen. In Belgien, Frankreich,
Kanada, Ungarn, Italien und den USA reicht dieser Anteil von 35% bis 42%. Ungefähr die Hälfte
der 15-Jährigen betrachten Mathematik als generell wichtig, aber nur wenige sehen Mathematik
als bedeutend für ihre Zukunft.
• höhere durchschnittliche Ausgaben pro Schüler mit höheren durchschnittlichen
Leistungen in den drei Teilbereichen der Kompetenzen assoziiert sind, aber diese nicht
garantieren.
• Schüler mit privilegiertem sozialen Hintergrund dazu neigen, bessere Leistungen zu
erbringen, aber die Unterschiede in einigen Ländern weniger ausgeprägt sind als in
anderen. Kanada, Finnland, Island, Japan, Korea und Schweden weisen ein
überdurchschnittliches Niveau bei der Lesekompetenz auf, wobei der Einfluß der sozialen
Herkunft auf die Schülerleistungen unter dem Durchschnitt liegt. In der Tschechischen Republik,
Deutschland, Ungarn und Luxemburg ist es umgekehrt.
• zwischen den Schulen große Leistungsunterschiede bestehen, aber es gibt auch Länder, in
denen die große Mehrheit der Schulen hohe Standards erreichen. In Ländern, in denen die
Unterschiede zwischen den Schulen am größten sind, läßt sich ein signifikanter Teil dieser
Unterschiede auf die sozio-ökonomische Zusammensetzung der Schulen zurückführen.
• es keinen einzelnen Faktor gibt, der erklärt, warum einige Schulen oder Länder bessere
Ergebnisse aufweisen, aber einige Schulpolitiken und Praktiken mit Schulerfolg in
Verbindung gebracht werden können. Positive Auswirkungen haben zum Beispiel das Ausmaß,
in dem Schüler Schulressourcen nutzen können, in dem Fachlehrer zur Verfügung stehen und in
dem Schulen am Entscheidungsprozess mitwirken können. Die Leistungen sind auch dort besser,
wo Lehrer motiviert sind und hohe Erwartungen haben und wo die Disziplin und Beziehungen in
den Klassenräumen gut sind.
Wer glaubt etwas zu sein hat aufgehört etwas zu werden