shionoro
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Wohin bewegt sich die Gesellschaft in der Digitalisierung?
29.12.2019 um 10:47Weihnachten ist vorbei, aber doch möchte ich euch alle noch mit diesem Thread beschenken!
Entegen meiner sonstigen Art, threads zu schreiben möchte ich für den Eingangspost etwas weiter ausholen. Denn ich denke, um zu verstehen, wo die Menschheit sich hinbewegt, muss man schauen, von wo sie kommt. Darum möchte ich meine Interpretation (kurz) der bisherigen jüngeren Geschichte geben und erst dann meine Thesen zur Zukunft heraushauen. Wen das nicht interessiert: Ich schreib die Thesen unten, für euch sogar schön fettgedruckt, auf, sodass ihr einfach dort weiterlesen könnt.
Spoiler Die jüngere Geschichte kann man meiner Meinung nach in drei Phasen einteilen: Die Renaissance, die Industrialisierung und die Digitalisierung.
Wenn wir einfach Salopp sind, können wir die Renaissance von ca 1300 bis 1790 (ab da beginnt die französische Revolution) gehen lassen,die Industrialisierung von 1790 bis 1990 (Mauerfall und zusammenbruch der UDSSR) und die Die Digitalisierung von 1954 (erster geschäftlich genutzte Computer) bis unbestimmt (ja, da überlappt sich was, sowas kann schwer abzugrenzen sein).
In allen drei Phasen sehen wir einen drang nach Vernetzung in unterschiedlichen Spielarten.
In der Renaissance war anfangs die Situation, dass viel verlorenes antikes Wissen in nicht mehr gesprochenen Sprachen in irgendwelchen Klosterbibliotheken versauerte. Durch verschiedene Völkerwanderungen und Fluchtbewegungen kamen aber Menschen in den Westen, die z.b. dem altgriechischen mächtig waren und dieses alte Wissen übersetzen konnten. Auf diese Art und Weise konnten europäische Handwerker von Antiken wissen proifiteren und anderweitige Mathematische Erkenntnisse wurden neu Entdeckt.
In dieser Epoche haben Menschen wie Descartes angefangen, überhaupt erst einen Grundstein für die moderne Wissenschaft zu legen. IM Mittelalter gab es sicherlich Wissen, aber keine Wissenschaft. Allerlei Wahrheiten und Halbwahrheiten wurden tradiert, ohne sich überhaupt zu überlegen, wie man Erkenntnisse erlangen kann. In der Renaissance aber fing man an, ernsthaft Dinge zu berechnen und zu testen (wenn natürlich auch nicht nach den heutigen standards).
Das einfache Volk war davon noch nicht betroffen,man lebte in Dorfgemeinschaften deren wichtigstes gesellschaftliches Zentrum die Kirche war, aber dennoch begann man, Gott langsam vom Thron zu stoßen in intellektuellen Kreisen (schön sichtbar an Kopernikus und der Erkenntnis, dass die Erde um die Sonne kreist, die von der Kirche unter Verschluss gehalten werden sollte). Man sieht hier eine Vernetzungsbewegung (losgetreten durch die Völkerwanderung), die die Wiederentdeckung alter informationen und die Erlangung neuer Informationen (und deren Verteidigung gegen Dogmatismus) begonnen hat.
Es setzte auch langsam eine Verstädterung ein, in der Menschen begonnen haben, sich vom althergebrachten Tag/Nacht Rythmus des Dorfes zu entfernen und nach ihrer eigenen Zeit zu arbeiten. Diese Verstädterung mündet in die Industrialisierung.
Die Industrialisierung beginnt mit der französischen Revolution. In der Renaissance hat man Gott aus der Wissenschaft verstoßen, in der Industrialisierung verstößt man die Kirche und die Autokraten aus der Politik. Natürlich gibt es immer noch Autokratien, aber am Ende der Industrialisierung, die man zeitweise sogar für das Ende der Geschichte hielt (weil man in ein Utopia des Friedens eintritt) steht der Mauerfall, der Zusammenbruch der UDSSR und der sieg der freiheitlich demokratischenMächte über die Achse und die Kommunisten (so wie auch letztendlich die Kirche und die Könige gestürzt worden sind).
Auch hier sehen wir enorme Vernetzung, aber auf andere Art als in der Renaissance: Wir sind nicht mehr inlosen Staatenbünden und Dörfen. Wir haben richtige Staaten. Große Staaten. Staaten, in denen man (wie bei den Nazis, aber eben auch bei den Alliierten) Teil einer Masse ist. Jeder ist austauschbar, nicht Tag und Nacht oder das Dorf, sondern der Arbeitgeber entscheidet über den persönlichen Rythmus und der Bürger soll ein nützliches Rädchen im Getriebe sein. Es wird alles genormt. Beim Militär, beim Gebären, in der Schule und überhaupt wird der Mensch eher zu einem Wesen, was die Stadt und den Staat in stand halten soll.
Und dann kommen wir zu der Zeit, die uns eigentlich interessiert: Die Digitalisierung beginnt mit der Erfindung des Computers. Aber sie ist weit mehr als nur eine technische Revolution (die gab es ja zu Hauf in der Industrialisierung, aber wir sind in keiner neuen Phase der Industrialisierung).
Die Logik der Industrialisierung war Gleichmacherei. Jeder soll ein (am besten genormtes) Rädchen im Staat sein, der eine Funktion erfüllt und der Gemeinschaft einen Dienst erweist. In der Digitalisierung aber personalisieren wir alles. Technik soll dem Menschen dienen (so wie der computer es tut), nicht der Mensch soll der großen Maschine (der stadt, der Fabrik) dienen. Das ist etwas radikal anderes.
Der Computer entwickelt sich zum Netzwerk (dem internet), das Internet streckt seine Arme aus und ist durch Smartphones überall auf der Welt, die Vernetzung geht noch viel schneller als vorher weiter. Nicht nur kann man von überall auf das Netzwerk zugreifen. Das Netzwerk sieht auch alles durch digitalkameras, es hört alles und durch metadaten weiß es auch fast alles, was menschen so miteinander kommunizieren
Und hier sind wir jetzt: Wir können jederzeit überall mit jedem menschen reden, jedes wissen innerhalb von sekunden abfragen, müssen nichtmal vor die tür gehen, in der theorie, um uns zu ernähren und überlegen uns, wohin die Reise wohl geht.
So viel sei damit zu diesem kurzen Abriss der Vernetzung gesagt, jetzt möchte ich zu meinen Thesen für die Digitalisierung kommen.
Meine Thesen basieren auf der Frage: Was ist zwingend? Was wird definitiv passieren?
Unsere GEschichte hätte anders verlaufen können. Nehmen wir z.b. an, die Nazi hätten den zweiten WEltkrieg gewonnen und die Welt erobert. Sehr andere Geschichte, könnte man sagen. Das hätte meiner Meinung nach aber der INdustrialisierung und dem Einzug der Digitalisierung keinen Abbruch getan. Computer und das INternet wären so oder so entwickelt und langfristig auch zivil genutzt worden, es hätte so oder so eine Individualisierung der Bevölkerung gegeben (Die sehen wir ja z.b. auch in AUtokratien wie China), die Verstädterung (die war natürlich früher) war auch nicht aufzuhalten, egal, wer da wie regiert hätte.
Ohne weiteres Rumgerede hier zu den Thesen.
Die Digitalisierung ist eine Gegenbewegung zu Industrialisierung:
In der Industrialisierung wurde jeder Mensch zur Nummer und austauschbar. Aber eigentlich sind Menschen für kleine, dorfartige Gemeinschaften ausgelegt. Systeme, die sie verstehen. In der Stadt, egal wie einzigartig man zu sein glaubt, gibt es in der Nähe noch 50 andere, die die eigene Funktion erfüllen können (ob als Freund, Partner oder Arbeitnehmer). Aber wir wollen ein Dorf. Wo man einzigartig ist, wo man gebraucht wird und im Idealfall auch geliebt wird.
Und das können wir in der Digitalisierung auch wieder haben.
Denn wo wir in der Industrialisierung in der Seelenlosen Stadt nach Identität und Gemeinschaft suchen, finden wir sie im Internet an jeder Ecke. Menschen (gerade natürlich junge Menschen) sind in unheimlich vielen Communities aktiv, manche eher unpersönlich (wie reddit), andere aber mit Freundeskreisen oder Dörfern vergleichbar (Videospielclans, Discord Server, Foren und anderweitige communities, wo man 'sich kennt').
Der Clou ist, dass man die im Gegensatz zu früher die DÖrfer frei wechseln kann und auch seine Funktion in den Dörfern.
Ist man in seinem Robbie Williams Fanclub Forum vielleicht als toller Organisator respektiert, trollt man auf Allmy herum und provoziert wie die letzte Rotznase.
Jetzt kann man sagen, dass das doch für das RL kein ersatz ist. Aber schon heute sehen das viele junge LEute anders und flüchten sich oft auf Discord und haben reale, für ihr leben relevante Beziehung zu personen, die sie oft nur in schrift oder Ton kennen.
Denken wir uns das mal weiter mit den heraneilenden VR Möglichkeiten, die sich ab einem bestimmten Zeitpunkt bieten werden.
Was passiert, wenn wir jederzeit in einem setting, das wir uns wünschen, in emotionales zwischenmenschliche gefüge eintreten können?
Wenn ich nicht mehr mit den KOllegen von der Arbeit weggehen muss, weil ich eben mit ihnen arbeite, sondern zu Hause mit Freunden, die in Amerika, China und AUstralien wohnen an einen Strand gehen kann und kurz danach, wenn ich keine Lust mehr habe, mit meinem Videospielclan gegen einen anderen Clan kämpfen kann?
Diese Frage überlasse ich mal euch.
In jedem Fall sehen wir schon heute mit unseren (noch) bescheidenen Technischen Möglichkeiten, dass wir diese kleinen Communities begehren, während DInge wie Klassenbewusstsein abnehmen. Wir haben auch in Schulen keine Klassenverbände mehr, weil keiner einsieht, ein VErband zu sein, nur weil man zusammen irgendwo eingruppiert wurde (das ist industrialisierung), sondern wir wählen unsere verbände selbst, so, wie wir sie mögen.
Die reale Persona ist nur noch eine von vielen
Heutige, sehr emotional geführte, Debatten über Rasse, Sexualität, Alter, Religion und Klasse werden langfristig der Vergangenheit angehören.
Nicht, weil die Menschen so viel ethischer sind, aber weil es irrelevant wird.
WEnn ich, wie oben erklärt, zu jedem Zeitpunkt in der Community, in die wich will die Funktion, die ich will, ausfüllen kann, dann ist meine reale Herkunft egal.
Dann kann ich in der einen Community mit meinen fundamentalreligiösen religiösen Freunden über die heilige Lehre sprechen und in der nächsten Community weiß keiner, dass ich religiös bin (oder schwarz, schwul, eine Frau...) und es wäre ihnen auch relativ gleich, weil das nur mein Avatar sein könnte.
In der Realität sehen wir menschen und sehen auch einen guten teil ihrer herkunft, oder erfahren ihn und ziehen rückschlüsse. Selbst bei losen Kontakten.
Aber online sehen wir eine PErson mit einem Pandamädchen Avatar, die genausogut ein haariger alter Mann sein könnte, der sich eben wie eine Frau benehmen will. Und es ist uns gleich, weil er in unserem virtuellen Dorf seine Funktion erfüllt und wir ihn als diese Funktion wahrnehmen und wertschätzen.
Die reale Person ist dann eine von vielen, die eben auf dem Server 'Realität' verkehrt.
WIr sehen die VErnetzung, die so stark ist, dass jeder von uns in mehr als nur einem Netz aktiv ist.
Man wird nicht mehr bereit sein, für Geld allein zu arbeiten - Das BGE kommt.
Das sehe ich wie gesagt als vollkommen zwingend an. Egal wer regiert, ob ein Trump, ein Putin, eine Merkel oder ein Jeremy Corbyn.
Es wird einen Zeitpunkt geben, wo so viele PRozesse Automatisiert sind (und man neue notwendigkeiten leicht in echtzeit automatisieren kann), dass nicht genug arbeitsplätze da sind, um eine arbeitslosenquote unter 50% zu erreichen. Es haben also 50% der Leute oder mehr keine Beschäftigung.
Egal wie Neoliberal man ist, egal wie sehr dem sozialdarwinismus verhaftet: Ab diesem Zeitpunkt muss man mehr als die Hälfte der Leute alimentieren.
Wir sehen auch schon heute, dass immer mehr von den jungen bereit sind, drecksarbeit oder auch nur arbeit mit unschönen arbeitsbedingungen zu machen. Die leben lieber von hartz 4 als sich einen burnout einzufangen und dafür beschuldigt sie aus ihrer generation auch keiner. Man versteht das. UNd man findet, auch einer, der nicht arbeiten sollte, sollte ein schönes leben haben.
Man wird nicht bereit sein, sich dafür beschuldigen zu lassen, arbeitslos zu sein und arm, wenn klar ist, dass es keine guten arbeitsplätze gibt. Also kommt ein BGE und Menschen beschäftigen sich mit ihren Hobbies und Gelüsten anstatt mit Arbeit.
Bevor eine fragt, wie das finanziert wird: Irgendwie. WEil man muss, es ist zwingend. Selbst wenn es schwierig ist und erstmal wackelig, selbst wenn darüber bürgerkriege ausbrechen und was weiß ich: Irgendwann muss es kommen, weil es gar keine andere möglichkeit gibt.
WEnn du eine breite gesellschaft hast, die nicht mehr arbeiten will, wenn sie der job nicht erfüllt und zugleich keine erfüllenden jobs da sind, was soll man sonst machen? Es bringt ja nichts, sie arm zu halten, das macht die gesellschaft nur instabil, während man mit dem BGE eine stabile gesellschaft (und damit auch einen stabilen absatzmarkt) hat.
Wir sehen die Vernetzung: Junge Menschen erkennen sich selbst nicht mehr als Versager, nur weil sie nichts leisten. Denn sie sehen täglich hunderte posts über Leute, die sind wie sie mit hunderten verschiedenen Geschichten und Begründungen. UNd natürlich sorgt die VErnetzung von Maschinen für die Automatisierung.
Politische Diskussionen werden ein Hobby, der Weg hin zu Expertenregierungen und Technokratien
Auch da hab ich mal einen thread zu aufgemacht, wo ich mir die gedanken über die ausgestaltung gemacht habe. Die soll uns hier aber nicht niteressieren erstmal, denn wie gesagt: Ich halte für zwingend, dass es kommt. Wie es ausgestaltet wird langfristig ist eine andere frage.
UNsere Welt wird (stichwort vernetzung) immer komplexer. EIn politiker kann probleme national oft gar nicht lösen. Wie soll man in Deutschland gegen KLaubanden aus dem Ausland oder die Mafia vorgehen, wenn man dazu eigentlich EU weite Vernetzung und Initiativen bräuchte? Klar, die kann ich auf den weg bringen, aber schon das ist sehr schwierig bei dem Bürokratiemonster EU, da gibt es tausende kleine nationale und lokale stellen, die man alle abstimmen muss und tausende Menschen sind daran beteiligt. Allein das Ausarbeiten davon (geschweige denn eben das umsetzen) ist schon sehr, sehr schwierig.
Und das ist nur ein vergleichsweise kleines Problem. Wirtschaftliche VErnetzung ist selbst für experten mittlerweile fast unüberschaubar.
Die Wahrheit ist: UNsere jetzige politik ist nichtmal dazu in der lage, den Klimawandel zu bekämpfen, obwohl das problem seit 50 Jahren auf dem Tisch ist. WEil man sich international nicht einig wird, sich nicht abstimmen kann.
Es gibt aber immer mehr probleme, die man international abgestimmt angehen müsste. Das können wir aber nicht, weil Menschen das nicht können. Selbst nationale Probleme fallen unseren Politikern schwer, und das nicht, weil sie inkompetent sind. Sondern weil das alles nicht so einfach ist.
Expertenregierungen mit minimaler bürokratie, ohne große beschränkungen von außen (parteipolitik, lobbyismus, öffentliche meinung) und nur mit echten experten, nicht mit ideologen oder laien, lässt es sich da wesentlich leichter arbeiten, auch international, wenn man keine internationalen gepflogenheiten und befindlichkeiten beachten muss (außerhalb natürlich der wissenschaftlichen frage, ob eine bevölkerung irgendwo z.b. eine reform annehmen wird).
WIr können der politik in echtzeit beim erodieren zuschauen. Koalitionen sind immer schwerer zu finden, die bevölkerung wählt immer häufiger populisten. Bei immer mehr neuen PRoblemen, die sich anhäufen, wird das so auf dauer nicht gut gehen. Irgendwann ist damit schluss.
VIelleicht nach 50 Jahren blutigen Revolutionen, die alle alles immer schlimmer machen, aber irgendwann wird man an dem punkt sein, dass man sieht, dass die heutige Form von Politik es nicht mehr bringt. So wie man das auch bei Monarchien irgendwann eingesehen hat.
Bildung wird zwecklos, Erziehung zum Spiel
Auch dazu habe ich einen Thread geöffnet, den Schulthread, wo ich mir überlege, wie das aussehen könnte. Aber hier konzentrieren wir uns ja auf die pure These und warum ich sie glaube.
WArum sollen Kinder in die SChule gehen? DAmit sie mal eine gute Arbeit finden. Das ist das Mantra, sei fleißig und es wird dir gut gehen.
Aber wenn es mir sowieso gut geht (bzw. zumindest die Bildung nicht entscheidet, wie gut es mir geht), warum soll ich dann in die Schule gehen?
Wenn es sowieso keine Jobs gibt, oder sowieso jeder BGE kommt, warum soll ich dann gezwungen werden, etwas über Physik zu lernen, was mich nicht interessiert und wofür es sowieso genug andere Leute gibt, die Bock drauf haben und es von sich aus tun (oder eben sogar maschinen)?
Das Mantra wird immer schwächer. UNd der UNterricht nicht einfacher, je stärker die digitalen verlockungen werden. Schon heute kriegt man bei den Kindern das handy kaum aus der Hand. Bei der Generation, die von Kind auf mit dem Ipad aufgewachsen ist (nach 2010) wird das nicht besser. UNd denen Alex gute Nacht GEschichten vorgelesen hat.
IN einer Welt, in der Bildung keinen funktionalen Nutzen hat außerhalb des persönlichen Interesses (es sei denn, man ist wirklich richtig, richtig gut und hat bock und geht dann in schlüsselpositionen der Gesellschaft), muss sich der Zweck der Erziehung eben auf Erziehung des Menschen und Charakterbildung, nicht aber Wissensanhäufung fokussieren.
Aber auch da werden wir mit industriellen MEthoden auf granit beißen. SChule ist Kino und Fernsehen. In der INdustrialisierung haben Film und Fernsehen als LEitmedium uns daran gewöhnt, dass wir alle vor einem großen Bildschirm (oder einem kleinen) sitzen und uns genormte Meldungen, die wir verinnerlichen sollen anhörten. SO wie der Frontalunterricht in der Schule. One size fits all, mach, was ich dir sage.
Bei den heutigen Kindern klappt das nicht mehr. Die sind unheimlich heterogen und daran gewöhnt, ihre eigenen lösungen zu finden.
Es ist heutzutage leichter, einem kind etwas halb autodidaktisch, nur über auf es zugeschnittenes material, beizubringen, als mit frontalunterricht (zumindest, wenn das kind da wirklich etwas begreifen soll). Das schließt keinen unterricht oder videos aus, aber sie müssen explizit auf fragen, die das kind hat, antworten (und es unterhalten).
Das ist auch bei der Charakterbildung so. Jedes kind hat eigene Probleme, die nicht zu lösen sind, in dem man ihm einfach irgendwelch moralbilder einimpft.
Wir denken noch:" Naja, wenn es was gut macht loben wir es, sonst schimpfen wir mit ihm, dann wird das schon".
Hat früher auch ganz gut geklappt. KLappt heute nicht mehr, weil die moralischen dilemmata, denen kinder ausgesetzt sind, komplex sind und von der älteren generation oft gar nicht verstanden werden. Oder wir kommen schlichtweg nichtmal an das kind heran.
Dann schimpfst du dein kind aus und denkst, so, jetzt schämt es sich bestimmt und macht das nicht mehr. Aber das kind geht auf reddit, in ein subreddit wo alle darüber reden, dass ihre eltern böse narzisten sind und sich gegenseitig einreden, dass ihre eltern unrecht haben.
Oder schlimmer, das kind hört auf seine eltern, die seine lebensrealität gar nicht verstehen und scheitert und baut wut auf.
Um zum Kino zurückzukommen: Heutige Kinder haben als Leitmedium nicht mehr Film und Fernsehen, sondern INternet und Spiele. Interaktive Medien.
Darum müssen wir, wenn wir sie erziehen , auch keine Kinobildschirme sein, die irgendetwas zeigen, was genau so sein soll.
Wir müssen spieleentwickler sein, die wie in einem open world game eine große welt zulassen, wo die kinder hinlaufen können, wo sie wollen. Und wir müssen ihnen hinweise geben, wie sie da hinkommen und die gegenstände, die sie dafür brauchen. Den Rest müssen wir sie aber selbst machen lassen, damit sie wirklich etwas begreifen und erleben können.
Entertainment wird die neue Religion
Ein hübsches Treppenwitz: Im Dorf war die Kirche das Hauptentertainment, einmal in der Woche (ansonsten Feldarbeit), jetzt wird Entertainment der Ersatz für Religion.
IN einer Welt, in der alles relativ ist, niemand mehr etwas tun muss und die Hauptaufgabe eines Menschen ist, sich einen Sinn zu suchen, ist Entertainment sein treuer Begleiter.
Der MEnsch braucht IMpulse, oder Betäubung, in jedem Fall aber etwas, um seine ZEit zu füllen. Im Idealfall etwas, was ihn emotional berührt.
UNd dafür gibt es heute Netflix und Steam (natürlich aber auch viel anderes). Alles, von Bildung bis hin zu Sport, wird heute zu Entertainment.
Politik ist entertainment. Trump hat die Wahl in Amerika gewonnen, weil er am unterhaltsamsten war.
Die Grünen haben die Europawahl in Deutschland abgeräumt, weil Fridays for Future viel unterhaltsamer ist mit den memes und der interaktion und Rezo als die olle CDU oder SPD.
Infotainment ist besser als Info. Denn wenn ich nichts tun muss, wird der Wert von jeder Aktivität daran gemessen, wie sehr sie mich begeistert, erfüllt oder meine gefühlsregung oder Perspektive ändert.
Wenn sogar meine Herkunft und mein AUssehen egal ist, weil ich tausend Avatare habe, dann mache ich sport nicht mehr, um dicke Muskeln zu haben. Ich mache Sport, um mich gut zu fühlen. Genauso, wie ich etwas über die französische Revolution lernen mag, weil es jemand schön verpackt mit gezeichneten lustigen Franzosen erklärt, aber nicht, weil ich es für die Schule wissen muss (schon gar nicht für das leben).
So wie in einer Religion alles daran gemessen wird, wie tugendhaft und fromm es ist, werden wir alles daran messen, wie Unterhaltsam es ist. Selbst andere Menschen.
So: Der thread ist schon sehr lang und ich habe noch gar nicht alles gesagt. ABer ich bin auf eure Meinungen gespannt. Was glaubt ihr, wird sich ändern. Glaubt ihr, ich habe recht oder unrecht? UNd wenn ja, warum?
Ich freue mich auf die Diskussion.
Entegen meiner sonstigen Art, threads zu schreiben möchte ich für den Eingangspost etwas weiter ausholen. Denn ich denke, um zu verstehen, wo die Menschheit sich hinbewegt, muss man schauen, von wo sie kommt. Darum möchte ich meine Interpretation (kurz) der bisherigen jüngeren Geschichte geben und erst dann meine Thesen zur Zukunft heraushauen. Wen das nicht interessiert: Ich schreib die Thesen unten, für euch sogar schön fettgedruckt, auf, sodass ihr einfach dort weiterlesen könnt.
Spoiler Die jüngere Geschichte kann man meiner Meinung nach in drei Phasen einteilen: Die Renaissance, die Industrialisierung und die Digitalisierung.
Wenn wir einfach Salopp sind, können wir die Renaissance von ca 1300 bis 1790 (ab da beginnt die französische Revolution) gehen lassen,die Industrialisierung von 1790 bis 1990 (Mauerfall und zusammenbruch der UDSSR) und die Die Digitalisierung von 1954 (erster geschäftlich genutzte Computer) bis unbestimmt (ja, da überlappt sich was, sowas kann schwer abzugrenzen sein).
In allen drei Phasen sehen wir einen drang nach Vernetzung in unterschiedlichen Spielarten.
In der Renaissance war anfangs die Situation, dass viel verlorenes antikes Wissen in nicht mehr gesprochenen Sprachen in irgendwelchen Klosterbibliotheken versauerte. Durch verschiedene Völkerwanderungen und Fluchtbewegungen kamen aber Menschen in den Westen, die z.b. dem altgriechischen mächtig waren und dieses alte Wissen übersetzen konnten. Auf diese Art und Weise konnten europäische Handwerker von Antiken wissen proifiteren und anderweitige Mathematische Erkenntnisse wurden neu Entdeckt.
In dieser Epoche haben Menschen wie Descartes angefangen, überhaupt erst einen Grundstein für die moderne Wissenschaft zu legen. IM Mittelalter gab es sicherlich Wissen, aber keine Wissenschaft. Allerlei Wahrheiten und Halbwahrheiten wurden tradiert, ohne sich überhaupt zu überlegen, wie man Erkenntnisse erlangen kann. In der Renaissance aber fing man an, ernsthaft Dinge zu berechnen und zu testen (wenn natürlich auch nicht nach den heutigen standards).
Das einfache Volk war davon noch nicht betroffen,man lebte in Dorfgemeinschaften deren wichtigstes gesellschaftliches Zentrum die Kirche war, aber dennoch begann man, Gott langsam vom Thron zu stoßen in intellektuellen Kreisen (schön sichtbar an Kopernikus und der Erkenntnis, dass die Erde um die Sonne kreist, die von der Kirche unter Verschluss gehalten werden sollte). Man sieht hier eine Vernetzungsbewegung (losgetreten durch die Völkerwanderung), die die Wiederentdeckung alter informationen und die Erlangung neuer Informationen (und deren Verteidigung gegen Dogmatismus) begonnen hat.
Es setzte auch langsam eine Verstädterung ein, in der Menschen begonnen haben, sich vom althergebrachten Tag/Nacht Rythmus des Dorfes zu entfernen und nach ihrer eigenen Zeit zu arbeiten. Diese Verstädterung mündet in die Industrialisierung.
Die Industrialisierung beginnt mit der französischen Revolution. In der Renaissance hat man Gott aus der Wissenschaft verstoßen, in der Industrialisierung verstößt man die Kirche und die Autokraten aus der Politik. Natürlich gibt es immer noch Autokratien, aber am Ende der Industrialisierung, die man zeitweise sogar für das Ende der Geschichte hielt (weil man in ein Utopia des Friedens eintritt) steht der Mauerfall, der Zusammenbruch der UDSSR und der sieg der freiheitlich demokratischenMächte über die Achse und die Kommunisten (so wie auch letztendlich die Kirche und die Könige gestürzt worden sind).
Auch hier sehen wir enorme Vernetzung, aber auf andere Art als in der Renaissance: Wir sind nicht mehr inlosen Staatenbünden und Dörfen. Wir haben richtige Staaten. Große Staaten. Staaten, in denen man (wie bei den Nazis, aber eben auch bei den Alliierten) Teil einer Masse ist. Jeder ist austauschbar, nicht Tag und Nacht oder das Dorf, sondern der Arbeitgeber entscheidet über den persönlichen Rythmus und der Bürger soll ein nützliches Rädchen im Getriebe sein. Es wird alles genormt. Beim Militär, beim Gebären, in der Schule und überhaupt wird der Mensch eher zu einem Wesen, was die Stadt und den Staat in stand halten soll.
Und dann kommen wir zu der Zeit, die uns eigentlich interessiert: Die Digitalisierung beginnt mit der Erfindung des Computers. Aber sie ist weit mehr als nur eine technische Revolution (die gab es ja zu Hauf in der Industrialisierung, aber wir sind in keiner neuen Phase der Industrialisierung).
Die Logik der Industrialisierung war Gleichmacherei. Jeder soll ein (am besten genormtes) Rädchen im Staat sein, der eine Funktion erfüllt und der Gemeinschaft einen Dienst erweist. In der Digitalisierung aber personalisieren wir alles. Technik soll dem Menschen dienen (so wie der computer es tut), nicht der Mensch soll der großen Maschine (der stadt, der Fabrik) dienen. Das ist etwas radikal anderes.
Der Computer entwickelt sich zum Netzwerk (dem internet), das Internet streckt seine Arme aus und ist durch Smartphones überall auf der Welt, die Vernetzung geht noch viel schneller als vorher weiter. Nicht nur kann man von überall auf das Netzwerk zugreifen. Das Netzwerk sieht auch alles durch digitalkameras, es hört alles und durch metadaten weiß es auch fast alles, was menschen so miteinander kommunizieren
Und hier sind wir jetzt: Wir können jederzeit überall mit jedem menschen reden, jedes wissen innerhalb von sekunden abfragen, müssen nichtmal vor die tür gehen, in der theorie, um uns zu ernähren und überlegen uns, wohin die Reise wohl geht.
So viel sei damit zu diesem kurzen Abriss der Vernetzung gesagt, jetzt möchte ich zu meinen Thesen für die Digitalisierung kommen.
Meine Thesen basieren auf der Frage: Was ist zwingend? Was wird definitiv passieren?
Unsere GEschichte hätte anders verlaufen können. Nehmen wir z.b. an, die Nazi hätten den zweiten WEltkrieg gewonnen und die Welt erobert. Sehr andere Geschichte, könnte man sagen. Das hätte meiner Meinung nach aber der INdustrialisierung und dem Einzug der Digitalisierung keinen Abbruch getan. Computer und das INternet wären so oder so entwickelt und langfristig auch zivil genutzt worden, es hätte so oder so eine Individualisierung der Bevölkerung gegeben (Die sehen wir ja z.b. auch in AUtokratien wie China), die Verstädterung (die war natürlich früher) war auch nicht aufzuhalten, egal, wer da wie regiert hätte.
Ohne weiteres Rumgerede hier zu den Thesen.
Die Digitalisierung ist eine Gegenbewegung zu Industrialisierung:
In der Industrialisierung wurde jeder Mensch zur Nummer und austauschbar. Aber eigentlich sind Menschen für kleine, dorfartige Gemeinschaften ausgelegt. Systeme, die sie verstehen. In der Stadt, egal wie einzigartig man zu sein glaubt, gibt es in der Nähe noch 50 andere, die die eigene Funktion erfüllen können (ob als Freund, Partner oder Arbeitnehmer). Aber wir wollen ein Dorf. Wo man einzigartig ist, wo man gebraucht wird und im Idealfall auch geliebt wird.
Und das können wir in der Digitalisierung auch wieder haben.
Denn wo wir in der Industrialisierung in der Seelenlosen Stadt nach Identität und Gemeinschaft suchen, finden wir sie im Internet an jeder Ecke. Menschen (gerade natürlich junge Menschen) sind in unheimlich vielen Communities aktiv, manche eher unpersönlich (wie reddit), andere aber mit Freundeskreisen oder Dörfern vergleichbar (Videospielclans, Discord Server, Foren und anderweitige communities, wo man 'sich kennt').
Der Clou ist, dass man die im Gegensatz zu früher die DÖrfer frei wechseln kann und auch seine Funktion in den Dörfern.
Ist man in seinem Robbie Williams Fanclub Forum vielleicht als toller Organisator respektiert, trollt man auf Allmy herum und provoziert wie die letzte Rotznase.
Jetzt kann man sagen, dass das doch für das RL kein ersatz ist. Aber schon heute sehen das viele junge LEute anders und flüchten sich oft auf Discord und haben reale, für ihr leben relevante Beziehung zu personen, die sie oft nur in schrift oder Ton kennen.
Denken wir uns das mal weiter mit den heraneilenden VR Möglichkeiten, die sich ab einem bestimmten Zeitpunkt bieten werden.
Was passiert, wenn wir jederzeit in einem setting, das wir uns wünschen, in emotionales zwischenmenschliche gefüge eintreten können?
Wenn ich nicht mehr mit den KOllegen von der Arbeit weggehen muss, weil ich eben mit ihnen arbeite, sondern zu Hause mit Freunden, die in Amerika, China und AUstralien wohnen an einen Strand gehen kann und kurz danach, wenn ich keine Lust mehr habe, mit meinem Videospielclan gegen einen anderen Clan kämpfen kann?
Diese Frage überlasse ich mal euch.
In jedem Fall sehen wir schon heute mit unseren (noch) bescheidenen Technischen Möglichkeiten, dass wir diese kleinen Communities begehren, während DInge wie Klassenbewusstsein abnehmen. Wir haben auch in Schulen keine Klassenverbände mehr, weil keiner einsieht, ein VErband zu sein, nur weil man zusammen irgendwo eingruppiert wurde (das ist industrialisierung), sondern wir wählen unsere verbände selbst, so, wie wir sie mögen.
Die reale Persona ist nur noch eine von vielen
Heutige, sehr emotional geführte, Debatten über Rasse, Sexualität, Alter, Religion und Klasse werden langfristig der Vergangenheit angehören.
Nicht, weil die Menschen so viel ethischer sind, aber weil es irrelevant wird.
WEnn ich, wie oben erklärt, zu jedem Zeitpunkt in der Community, in die wich will die Funktion, die ich will, ausfüllen kann, dann ist meine reale Herkunft egal.
Dann kann ich in der einen Community mit meinen fundamentalreligiösen religiösen Freunden über die heilige Lehre sprechen und in der nächsten Community weiß keiner, dass ich religiös bin (oder schwarz, schwul, eine Frau...) und es wäre ihnen auch relativ gleich, weil das nur mein Avatar sein könnte.
In der Realität sehen wir menschen und sehen auch einen guten teil ihrer herkunft, oder erfahren ihn und ziehen rückschlüsse. Selbst bei losen Kontakten.
Aber online sehen wir eine PErson mit einem Pandamädchen Avatar, die genausogut ein haariger alter Mann sein könnte, der sich eben wie eine Frau benehmen will. Und es ist uns gleich, weil er in unserem virtuellen Dorf seine Funktion erfüllt und wir ihn als diese Funktion wahrnehmen und wertschätzen.
Die reale Person ist dann eine von vielen, die eben auf dem Server 'Realität' verkehrt.
WIr sehen die VErnetzung, die so stark ist, dass jeder von uns in mehr als nur einem Netz aktiv ist.
Man wird nicht mehr bereit sein, für Geld allein zu arbeiten - Das BGE kommt.
Das sehe ich wie gesagt als vollkommen zwingend an. Egal wer regiert, ob ein Trump, ein Putin, eine Merkel oder ein Jeremy Corbyn.
Es wird einen Zeitpunkt geben, wo so viele PRozesse Automatisiert sind (und man neue notwendigkeiten leicht in echtzeit automatisieren kann), dass nicht genug arbeitsplätze da sind, um eine arbeitslosenquote unter 50% zu erreichen. Es haben also 50% der Leute oder mehr keine Beschäftigung.
Egal wie Neoliberal man ist, egal wie sehr dem sozialdarwinismus verhaftet: Ab diesem Zeitpunkt muss man mehr als die Hälfte der Leute alimentieren.
Wir sehen auch schon heute, dass immer mehr von den jungen bereit sind, drecksarbeit oder auch nur arbeit mit unschönen arbeitsbedingungen zu machen. Die leben lieber von hartz 4 als sich einen burnout einzufangen und dafür beschuldigt sie aus ihrer generation auch keiner. Man versteht das. UNd man findet, auch einer, der nicht arbeiten sollte, sollte ein schönes leben haben.
Man wird nicht bereit sein, sich dafür beschuldigen zu lassen, arbeitslos zu sein und arm, wenn klar ist, dass es keine guten arbeitsplätze gibt. Also kommt ein BGE und Menschen beschäftigen sich mit ihren Hobbies und Gelüsten anstatt mit Arbeit.
Bevor eine fragt, wie das finanziert wird: Irgendwie. WEil man muss, es ist zwingend. Selbst wenn es schwierig ist und erstmal wackelig, selbst wenn darüber bürgerkriege ausbrechen und was weiß ich: Irgendwann muss es kommen, weil es gar keine andere möglichkeit gibt.
WEnn du eine breite gesellschaft hast, die nicht mehr arbeiten will, wenn sie der job nicht erfüllt und zugleich keine erfüllenden jobs da sind, was soll man sonst machen? Es bringt ja nichts, sie arm zu halten, das macht die gesellschaft nur instabil, während man mit dem BGE eine stabile gesellschaft (und damit auch einen stabilen absatzmarkt) hat.
Wir sehen die Vernetzung: Junge Menschen erkennen sich selbst nicht mehr als Versager, nur weil sie nichts leisten. Denn sie sehen täglich hunderte posts über Leute, die sind wie sie mit hunderten verschiedenen Geschichten und Begründungen. UNd natürlich sorgt die VErnetzung von Maschinen für die Automatisierung.
Politische Diskussionen werden ein Hobby, der Weg hin zu Expertenregierungen und Technokratien
Auch da hab ich mal einen thread zu aufgemacht, wo ich mir die gedanken über die ausgestaltung gemacht habe. Die soll uns hier aber nicht niteressieren erstmal, denn wie gesagt: Ich halte für zwingend, dass es kommt. Wie es ausgestaltet wird langfristig ist eine andere frage.
UNsere Welt wird (stichwort vernetzung) immer komplexer. EIn politiker kann probleme national oft gar nicht lösen. Wie soll man in Deutschland gegen KLaubanden aus dem Ausland oder die Mafia vorgehen, wenn man dazu eigentlich EU weite Vernetzung und Initiativen bräuchte? Klar, die kann ich auf den weg bringen, aber schon das ist sehr schwierig bei dem Bürokratiemonster EU, da gibt es tausende kleine nationale und lokale stellen, die man alle abstimmen muss und tausende Menschen sind daran beteiligt. Allein das Ausarbeiten davon (geschweige denn eben das umsetzen) ist schon sehr, sehr schwierig.
Und das ist nur ein vergleichsweise kleines Problem. Wirtschaftliche VErnetzung ist selbst für experten mittlerweile fast unüberschaubar.
Die Wahrheit ist: UNsere jetzige politik ist nichtmal dazu in der lage, den Klimawandel zu bekämpfen, obwohl das problem seit 50 Jahren auf dem Tisch ist. WEil man sich international nicht einig wird, sich nicht abstimmen kann.
Es gibt aber immer mehr probleme, die man international abgestimmt angehen müsste. Das können wir aber nicht, weil Menschen das nicht können. Selbst nationale Probleme fallen unseren Politikern schwer, und das nicht, weil sie inkompetent sind. Sondern weil das alles nicht so einfach ist.
Expertenregierungen mit minimaler bürokratie, ohne große beschränkungen von außen (parteipolitik, lobbyismus, öffentliche meinung) und nur mit echten experten, nicht mit ideologen oder laien, lässt es sich da wesentlich leichter arbeiten, auch international, wenn man keine internationalen gepflogenheiten und befindlichkeiten beachten muss (außerhalb natürlich der wissenschaftlichen frage, ob eine bevölkerung irgendwo z.b. eine reform annehmen wird).
WIr können der politik in echtzeit beim erodieren zuschauen. Koalitionen sind immer schwerer zu finden, die bevölkerung wählt immer häufiger populisten. Bei immer mehr neuen PRoblemen, die sich anhäufen, wird das so auf dauer nicht gut gehen. Irgendwann ist damit schluss.
VIelleicht nach 50 Jahren blutigen Revolutionen, die alle alles immer schlimmer machen, aber irgendwann wird man an dem punkt sein, dass man sieht, dass die heutige Form von Politik es nicht mehr bringt. So wie man das auch bei Monarchien irgendwann eingesehen hat.
Bildung wird zwecklos, Erziehung zum Spiel
Auch dazu habe ich einen Thread geöffnet, den Schulthread, wo ich mir überlege, wie das aussehen könnte. Aber hier konzentrieren wir uns ja auf die pure These und warum ich sie glaube.
WArum sollen Kinder in die SChule gehen? DAmit sie mal eine gute Arbeit finden. Das ist das Mantra, sei fleißig und es wird dir gut gehen.
Aber wenn es mir sowieso gut geht (bzw. zumindest die Bildung nicht entscheidet, wie gut es mir geht), warum soll ich dann in die Schule gehen?
Wenn es sowieso keine Jobs gibt, oder sowieso jeder BGE kommt, warum soll ich dann gezwungen werden, etwas über Physik zu lernen, was mich nicht interessiert und wofür es sowieso genug andere Leute gibt, die Bock drauf haben und es von sich aus tun (oder eben sogar maschinen)?
Das Mantra wird immer schwächer. UNd der UNterricht nicht einfacher, je stärker die digitalen verlockungen werden. Schon heute kriegt man bei den Kindern das handy kaum aus der Hand. Bei der Generation, die von Kind auf mit dem Ipad aufgewachsen ist (nach 2010) wird das nicht besser. UNd denen Alex gute Nacht GEschichten vorgelesen hat.
IN einer Welt, in der Bildung keinen funktionalen Nutzen hat außerhalb des persönlichen Interesses (es sei denn, man ist wirklich richtig, richtig gut und hat bock und geht dann in schlüsselpositionen der Gesellschaft), muss sich der Zweck der Erziehung eben auf Erziehung des Menschen und Charakterbildung, nicht aber Wissensanhäufung fokussieren.
Aber auch da werden wir mit industriellen MEthoden auf granit beißen. SChule ist Kino und Fernsehen. In der INdustrialisierung haben Film und Fernsehen als LEitmedium uns daran gewöhnt, dass wir alle vor einem großen Bildschirm (oder einem kleinen) sitzen und uns genormte Meldungen, die wir verinnerlichen sollen anhörten. SO wie der Frontalunterricht in der Schule. One size fits all, mach, was ich dir sage.
Bei den heutigen Kindern klappt das nicht mehr. Die sind unheimlich heterogen und daran gewöhnt, ihre eigenen lösungen zu finden.
Es ist heutzutage leichter, einem kind etwas halb autodidaktisch, nur über auf es zugeschnittenes material, beizubringen, als mit frontalunterricht (zumindest, wenn das kind da wirklich etwas begreifen soll). Das schließt keinen unterricht oder videos aus, aber sie müssen explizit auf fragen, die das kind hat, antworten (und es unterhalten).
Das ist auch bei der Charakterbildung so. Jedes kind hat eigene Probleme, die nicht zu lösen sind, in dem man ihm einfach irgendwelch moralbilder einimpft.
Wir denken noch:" Naja, wenn es was gut macht loben wir es, sonst schimpfen wir mit ihm, dann wird das schon".
Hat früher auch ganz gut geklappt. KLappt heute nicht mehr, weil die moralischen dilemmata, denen kinder ausgesetzt sind, komplex sind und von der älteren generation oft gar nicht verstanden werden. Oder wir kommen schlichtweg nichtmal an das kind heran.
Dann schimpfst du dein kind aus und denkst, so, jetzt schämt es sich bestimmt und macht das nicht mehr. Aber das kind geht auf reddit, in ein subreddit wo alle darüber reden, dass ihre eltern böse narzisten sind und sich gegenseitig einreden, dass ihre eltern unrecht haben.
Oder schlimmer, das kind hört auf seine eltern, die seine lebensrealität gar nicht verstehen und scheitert und baut wut auf.
Um zum Kino zurückzukommen: Heutige Kinder haben als Leitmedium nicht mehr Film und Fernsehen, sondern INternet und Spiele. Interaktive Medien.
Darum müssen wir, wenn wir sie erziehen , auch keine Kinobildschirme sein, die irgendetwas zeigen, was genau so sein soll.
Wir müssen spieleentwickler sein, die wie in einem open world game eine große welt zulassen, wo die kinder hinlaufen können, wo sie wollen. Und wir müssen ihnen hinweise geben, wie sie da hinkommen und die gegenstände, die sie dafür brauchen. Den Rest müssen wir sie aber selbst machen lassen, damit sie wirklich etwas begreifen und erleben können.
Entertainment wird die neue Religion
Ein hübsches Treppenwitz: Im Dorf war die Kirche das Hauptentertainment, einmal in der Woche (ansonsten Feldarbeit), jetzt wird Entertainment der Ersatz für Religion.
IN einer Welt, in der alles relativ ist, niemand mehr etwas tun muss und die Hauptaufgabe eines Menschen ist, sich einen Sinn zu suchen, ist Entertainment sein treuer Begleiter.
Der MEnsch braucht IMpulse, oder Betäubung, in jedem Fall aber etwas, um seine ZEit zu füllen. Im Idealfall etwas, was ihn emotional berührt.
UNd dafür gibt es heute Netflix und Steam (natürlich aber auch viel anderes). Alles, von Bildung bis hin zu Sport, wird heute zu Entertainment.
Politik ist entertainment. Trump hat die Wahl in Amerika gewonnen, weil er am unterhaltsamsten war.
Die Grünen haben die Europawahl in Deutschland abgeräumt, weil Fridays for Future viel unterhaltsamer ist mit den memes und der interaktion und Rezo als die olle CDU oder SPD.
Infotainment ist besser als Info. Denn wenn ich nichts tun muss, wird der Wert von jeder Aktivität daran gemessen, wie sehr sie mich begeistert, erfüllt oder meine gefühlsregung oder Perspektive ändert.
Wenn sogar meine Herkunft und mein AUssehen egal ist, weil ich tausend Avatare habe, dann mache ich sport nicht mehr, um dicke Muskeln zu haben. Ich mache Sport, um mich gut zu fühlen. Genauso, wie ich etwas über die französische Revolution lernen mag, weil es jemand schön verpackt mit gezeichneten lustigen Franzosen erklärt, aber nicht, weil ich es für die Schule wissen muss (schon gar nicht für das leben).
So wie in einer Religion alles daran gemessen wird, wie tugendhaft und fromm es ist, werden wir alles daran messen, wie Unterhaltsam es ist. Selbst andere Menschen.
So: Der thread ist schon sehr lang und ich habe noch gar nicht alles gesagt. ABer ich bin auf eure Meinungen gespannt. Was glaubt ihr, wird sich ändern. Glaubt ihr, ich habe recht oder unrecht? UNd wenn ja, warum?
Ich freue mich auf die Diskussion.