MoltoBene schrieb:Beruht wohl auf Gegenseitigkeit. Seit Trump nehmen die Demokraten auch kein Blatt vor dem Mund. Also eher ein Unentschieden in diesem Punkt.
Das würde ich als absichtliche Verharmlosung faschistischer Tendenzen einordnen.
Warum machst du sowas?
MoltoBene schrieb:Steile These, der gewalttätige, verlängerte Arm der Demokraten ist also die Antifa.
Die Antifa ist eine gesellschaftliche Immunreaktion gegen Faschismus.
Gewalt geht in den USA von Polizei, Konzernen und dem politischen System aus.
Wenn sich Menschen gegen ihre Unterdrückung zur Wehr setzen, dann werden sie kriminalisiert.
Seit Jahren wurde versucht friedlich Widerstand zu leisten. Als sich Colin Kaepernick im Protest gegen Polizei hin kniete wurde er von Trump als "Hurensohn" beschimpft.
Das zeigt deutlich, dass es nicht um die Art des Widerstands geht. Keine Art von Widerstand ist für den Status Quo in den USA akzeptable.
MoltoBene schrieb:Die Antifa als Terrororganisation einzustufen ist sicherlich etwas übertrieben, erleichtert aber auch die Handhabe gegen diese linksradikalen Strukturen.
Es erleichtert vor allem das brutale Vorgehen gegen jegliche Opposition.
Vor kurzem erst gab es in den USA einen Rachemord durch die Polizei, das hatte keine Konsequenzen. Der Rechtsstaat in den USA ist bereits in Teilen ausgehebelt.
Police shot Portland slaying suspect without warning or trying to arrest him first, witness says
https://www.washingtonpost.com/nation/2020/09/10/reinoehl-portland-antifa-killing-police/ (Archiv-Version vom 24.09.2020)MoltoBene schrieb:Letztlich sind sie halt das für die Linken, was der Klu Klux Klan o.ä. für die Rechten ist - einfach der äußerste Rand, den eine Demokratie leider aushalten muss.
Antifaschisten und Faschisten sind nicht gleichzusetzen.
Das ist so als würde man Hitler und Stauffenberg gleichsetzen. Oder die SS und die Weiße Rose.
MoltoBene schrieb:Ich denke eher, dass es dann mit den Plünderungen, Gewalt und Ausschreitungen der "friedlichen" Demonstranten so richtig losgehen wird, weil man eine demokratische Wahl nicht akzeptieren kann.
Das ist Gehirnwäsche.
Das faschistische Regime in den USA will, dass die Opposition so dargestellt wird. Tatsächlich sind aber Millionen Menschen auf den Straßen und Demonstrieren mit vernachlässigbar wenigen Ausnahmen friedlich.
Und die wenigen Ausnahmen die es gibt können nicht Sicher einer Seite zugeordnet werden, da viele Rechte Gruppierungen absichtlich Straftaten begehen im Kontext der Proteste um sie zu diskreditieren.
Das faschistische Regime in den USA will die größten Bürgerrechtsproteste der Geschichte des Landes ignorieren, also versucht es sie als brutale "Riots" zu framen und sie gewaltsam nieder zu schlagen.
Genau das kennen wir von jedem anderen Diktator auch.
Du bist schon drauf reingefallen.
MoltoBene schrieb:Bei dir und deinen paar Gesinnungsgenossen mit Sicherheit, bei dem Großteil der Weltbevölkerung bleibt er maximal als vulgärer Narzisst mit durchaus hohem Entertainment-Potential in Erinnerung.
Seine Entscheidung aus dem Pariser Klimaabkommen auszutreten hat massive Symbolkraft.
Der Klimawandel wird die alles bestimmende globale Krise der nächsten 200 Jahre und eben jene Entscheidung Trumps wird als negativer Wendepunkt in die Geschichte eingehen.
Die Generationen, die mit den Konsequenzen des katastrophalen Klimawandels leben müssen werden auf genau diese symbolträchtigen Events zeigen, wenn es um die Frage geht wie es so weit kommen konnte.
MoltoBene schrieb:Generell Trump bei Franco, Mussolini oder Hitler einzureihen, ist eine Schande gegenüber den damaligen Opfern des Faschismus.
Angenommen Hitler wäre 1937 bei einem Anschlag ums Leben gekommen, wie denkst du hätten ihn die Geschichtsschreibung eingeordnet?
Als der Faschist, der er damals schon war, oder als der respektable, wenn auch unkonventionelle, Staatsmann als der er 1937 noch weltweit dargestellt wurde?
Faschisten erkennt man ihrer Ideologie, Rhetorik und Vorgehensweise. Wenn man nur auf die Konsequenzen ihres Handelns schaut, dann erkennt man Faschisten erst, wenn es schon viel zu spät ist.
MoltoBene schrieb:CNN & Co. als Propagandaplattform von Donald Trump, um seine Positionen zu normalisieren. Auf so eine steile These muss man auch erstmal kommen.
Trifft sich gut, denn die New York Times hatte erst gestern einen Artikel gebracht in dem es darum geht wie CNN Trump wegen den Ratings die er brachte aktiv unterstützt hat:
https://www.nytimes.com/2020/09/20/business/media/jeff-zucker-helped-create-donald-trump-that-show-may-be-ending.htmlFox News' Tucker Carlson hatte vor einige über die geleakten Aufnahmen von Jeff Zucker (CNN-Chef) berichtet, in denen Zucker Michael Cohen, damals noch Mitglied der Trump Kampagne, Tipps gibt und seinen Wunsch äussert Trump eine wöchentliche Plattform zu geben.
Diese "steile" These, wie du sie nennst, wurde also von Fox News, der NYT und dem CNN-Chef selbst bestätigt.
Jeff Zucker sieht keinen Journalisten Auftrag CNNs, sondern einen ökonomischen Auftrag möglichst hohe Quoten zu erzielen. Die erzielt man mit Trump, deswegen wohnt Trump mietfrei auf dem Sender.
Trump nutzt CNN als Paradebeispiel in seiner Fake News Rhetorik, CNN nutzt Trump für Einschaltquoten und gibt seinen Lügen und seiner Propaganda eine Plattform die in sehr vielen Fällen deutlich weniger kritisch ist als man ob Trumps ständtigen Beschwerden vermuten möchte.
Ein Verhältnis, das auf Gegenseitigkeit beruht
@FunkystreetFunkystreet schrieb:Die Kommunikation verlagert sich auf eine Plattform (Twitter und co.) und diese Plattform verschreibt sich dann einer politischen Richtung. Das passiert gerade auch in Bezug auf die Präsidentschaftswahl. RIP Meinungsfreiheit.
Genau das passiert. Allerdings vor allem auf Facebook.
Soziale Medien, Persönlichkeitsprofile und darauf basierende personalisierte Propaganda waren integraler Bestandteil der Leave.EU Kampagne vor dem Brexit-Referendum.
Die Kampagne hatte über 7 Million Facebook Profile von Briten analysiert und 1.5 Milliarden (!) personalsierte Propaganda-Werbungen an diese Bürger geschickt. Bezahlt mit Geld von dem man offiziell nicht weiß, woher es kommt. Aber es war russischen Geld.
Derartige gezielte Propagandaktionen gab es nicht nur direkt vorm Brexit-Votum, sondern auch vor der 2016 Wahl in den USA.
Generell gibt es ständige verbreitung von Propaganda über soziale Medien.
QAnon ist Propaganda und Misinformation mit klarem rechtsradikalen Einschlag.
Misinformation rund um den Klimawandel gabs es schon seit Jahrzehnten, ausgehend von Öl, Gas und Kohlekonzernen, die ihre Profite schützen wollen. Die selben Taktiken der Misinformation werden jetzt auch auf die Coronakrise angewandt.
Das Ziel ist die verwässerung der Wahrheit, die diskreditierung wissenschaftlicher Expertise und die radikalisierung der Bevölkerung durch Angstmache und das präsentieren von Feindbildern.
Die absurde Weltsicht die verbreitet wird spielt reale Gefahren und Probleme wie den Klimawandel, Corona, Ausbeutung, Armut und strukturellen Rassismus und Diskriminierung herunter oder leugnet sie gänzlich.
Gleichzeitig werden anderen Gefahren und Probleme erfunden, um die Leute zu radikalisieren und ihnen Feindbilder zu präsentieren gegen die sie sich "verteidigen" müssen: Kommunismus, Marxismus, Feminismus, Immigration, "Riots", Gender-Wahn. Ein neuer Stein des Anstoßes ist "Critical Race Theory" und das 1619-Projekt, die von Trump jeweils als gefährliche Indoktrination der amerikanischen Jugend bezeichnet werden, denn Trump will keinen aufgeklärten und verantwortlichen Umgang mit der durch Rassismus und Skalaverei geprägten Geschichte der USA. Kein White Supremacist will das.
Genau wie die Neo-Nazis der AfD sich immer über die Erinnerungskultur in Deutschland aufregen.
Trump ist in der Fachwelt bereits weitestgehend als Faschist eingeordnet, die Frage ist nur noch wie weit er gehen kann.
Gerade als Deutsche finde ich haben wir die Verantwortung das ernst zu nehmen und uns umfassend zu informieren.
"Währet den Anfängen" bezog sich nicht nur auf Anfänge in Deutschland. Faschismus war nie nur ein deutsche Phänomen, deswegen gibt es so viel Literatur die versucht die prägenden Merkmale des Faschismus herauszuarbeiten, damit man ihn auch in einem anderen historischen und geographischen Kontext erkennen kann.
frauZimt schrieb:Ich denke, dass hinter Trump Leute stehen, die wir überhaupt nicht kennen.
Das denke ich nicht.
Mit Geld und Macht kann man sich in den USA kaum unsichtbar machen.
Ganz abgesehen davon fährt Trump auch keine klare Linie, die auf irgendeinen konkreten geheimen Plan schließen lassen würde, ausser eben autokratischer Machtausbau.
Putin wird oft hinter Trump vermutet. Was nahe liegt, da Russland Trump mit Propaganda unterstützt, im Wahlkampf mit der Trump Kampagne in Kontakt stand und mit Leaks die Trump in die Hände spielten in den Wahlkampf eingriff.
Ausserdem vertritt Trump praktisch immer russischen Interessen auf internationalem Parkett.
Trumps Angriffe auf die EU, die NATO, weitere internationale Institutionen und andere Verbündete sind in Putins bestem Sinne.
Allerdings würde ich nicht sagen, dass Putin Trump steuert. Stattdessen sind einfach beide ideologisch auf einer Wellenlänge. Russland ist eine Oligarchie. Eine Gesellschaft die von wenigen mächtigen beherrscht wird, die wirtschaftliche und politisches Macht bündeln: Oligarchen.
Trump hat verfolgt dieses Ziel auch für die USA.
Demokratischen internationale Institutionen und liberale Werte wie die Menschenrechte stehen da nur im Weg.
Trump sagt offen, dass er großen Respekt für Putin hat. Die russische Oligarchendiktatur ist Trumps Vision für die USA.
Putin nutzt Trump als seinen nützlichen Idioten, aber er "steuert" ihn nicht. Trump vertritt Putins Interessen aus Überzeugung.
Die USA waren aber auch schon vor Trump auf dem Weg zu einer Oligarchie. Einige Studien haben die USA schon vor vielen Jahren als Oligarchie eingeordnet, schlichtweg, weil politische Entscheidungen stets die Interessen der reichen, mächtigen Eliten (Konzerne) reflektierten und nicht die Überzeugungen in der Gesellschaft.
Also quasi eine Oligarchie mit einem Wahlsystem zu Verschleierung.
Seit Ronald Reagan waren die USA auf dem Weg in eine Oligarchie.
Spätestens seit der Entscheidung des obersten Gerichts, dass Money = Speech ist und Bestechung deshalb von der Redefreiheit abgedeckt und legal ist, hat das Volk in den USA seine Macht an Konzerne abgegeben.
Sie wählen zwar noch, aber nur zwischen zwei neoliberalen Parteien, die am bestehenden System nichts ändern wollen.
Trump ist aber eine neue Eskalationsstufe hier.