parabol schrieb:Da würden die Demokraten nicht besonders glaubwürdig rüberkommen, wenn bei
ihren eigenen Kandidaten sexistische Äußerungen plötzlich keine Rolle mehr spielen.
möglich.
Im Falle der Vorwürfe gegen Trump war es aber noch etwas anderes: gegen Bill Clinton gab es mehrere Vorwürfe von schweren Sexualstraftaten, sprich sexueller Nötigung und Vergewaltigung. Ich spreche nicht vom Fall Monika Lewinsky, das war ja offenbar eine einvernehmliche Handlung (wenn auch unter Ausnutzung eines Machtgefälles, also ein klassisches #metoo), ich spreche von den Fällen Paula Jones, Juanita Broaddrick, Gennifer Flowers und Kathleen Willey (siehe
https://www.sueddeutsche.de/politik/us-demokraten-und-metoo-bill-clintons-vergiftetes-erbe-1.3845106 )
Es war vor allem ausgesprochen unglaubwürdig und doppelzüngig, wenn die Partei der Demokraten einerseits Trump seine sexistischen Sprüche vorwirft, aber die Vergangenheit ihres Präsidenten nicht aufzuarbeiten versucht, um ihren "Helden" nicht zu beschädigen. Und noch unglaubwürdiger war es, als Hillary Clinton per Twitter verkündete "Every survivor of sexual assault deserves to be heard, believed, and supported." und sich dann herausstellt, dass sie selbst Ermittlungen gegen ihren Mann behindert hat und ihn unterstützt hat, die Vorwürfe durch aussergerichtliche Einigung mit Geld zu unterdrücken. Noch viel mehr war die Ernsthaftigkeit von Hillaries angeblichem Kampf gegen Sexismus fragwürdig, wenn man betrachtete, dass die Clintons die Freundschaft zu Epstein auch dann nicht aufgekündigt hatten, als dieser als Sexualstraftäter verurteilt wurde, während Trump sich nicht nur bereits vorher von ihm distanziert hatte, sondern sogar die Anklage unterstützt hatte.
Es kam eben nicht unbedingt vorteilhaft rüber, dem Gegner sexistische Reden vorzuwerfen, wenn man selbst Beziehungen zu einem verurteilten Kinderschänder pflegt und geholfen hat, Sexualstraftaten des eigenen Mannes zu decken!
Sexistische Sprüche und Sexualstraftaten sind eben doch zwei sehr unterschiedliche Kaliber.
parabol schrieb:Der größte Skandal während der Präsidentschaftswahl 2016 waren Trumps heimlich aufgenommenen, despektierlichen Äußerungen über Frauen
und trotzdem hat Trump die Wahl gewonnen!
Offenbar waren diese Äusserungen den Wählern nicht wichtig genug, um ihre Wahlentscheidung darauf aufzubauen.
Man könnte seitens der Demokraten daraus lernen und Sexismus-Vorwürfe einfach aus dem Wahlkampf komplett rauslassen! Trump wird, egal wer sein Gegner ist, sicherlich nicht von selbst mit Sexismusvorwürfen anfangen, ich halte ihn für intelligent genug zu wissen, dass er in der Sache im Glashaus sitzt und nicht mit Steinen werfen sollte. Aber wenn ihm Sexismus vorgeworfen wird, wird er beispielsweise bei dem Gegner Bloomberg dankbar die Vorwürfe der anderen Demokraten gegen Bloomberg aufgreifen, um sich zu verteidigen!
Ganz abseits davon: sexistische Sprüche sind das eine, das andere ist, ob die Politik sexistisch ist. Kannst Du mir eindeutig sexistische Gesetzesänderungen aus der Ära Trump nennen? Wie hat sich sein Sexismus in der von ihm gemachten Politik manifestiert? Dass er sich immer wieder sexistischer Sprache bedient hat, klar, aber hat das für Frauen in den USA im Allgemeinen irgendeine negative Auswirkung gehabt? Werden Frauen in großer Zahl deshalb ihre Wahlentscheidung von allein dieser Frage abhängig machen?